Jahresrückblick

KV Bayerns: Finanzielle Unterstützung für Praxen als Anerkennung fürs Impfen

Rund 9,2 Millionen Mal wurde mittlerweile in bayerischen Praxen gegen COVID-19 geimpft. Die KVB kritisiert: Eine finanzielle Anerkennung dieser Leistungen von Seiten der Politik sei bislang ausgeblieben.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht:
Zogen ein Fazit des zweiten Pandemiejahres: Der KVB-Vorstand Dr. Wolfgang Krombholz, Dr. Claudia-Ritter-Rupp und Dr. Pedro Schmelz (v. l.) (Archivfoto).

Zogen ein Fazit des zweiten Pandemiejahres: Der KVB-Vorstand Dr. Wolfgang Krombholz, Dr. Claudia-Ritter-Rupp und Dr. Pedro Schmelz (v. l.) (Archivfoto).

© KVB / Klaus D. Wolf

München. Bayerns Praxen seien die Treiber der Impfkampagne – sie hätten seit Beginn der Pandemie im Februar 2020 Großartiges geleistet, sagte Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KV Bayerns (KVB), bei der Jahrespressekonferenz im Münchner Presseclub. So wurden Stand Mittwoch in den Arztpraxen im Freistaat 3,6 Millionen Erstimpfungen, 3,8 Millionen Zweitimpfungen und 1,8 Millionen Boosterimpfungen vorgenommen.

Eine Aufgabe, der sich die Praxisteams neben der Regelversorgung der Patienten unter schwierigsten Bedingungen stellten. Leider habe schon die alte Bundesregierung die Möglichkeit nicht genutzt, diesen Teams auch entsprechende Anerkennung zu geben in Form einer finanziellen Unterstützung, wie sie die KVB gefordert habe, kritisierte Krombholz. Und auch jetzt sei dies wieder aufgeschoben worden.

Nur 200 Praxen zeitweise dicht

Laut KVB wurden im ersten Halbjahr 2021 35 Millionen Patienten ambulant versorgt, die Arzt-Patienten-Kontakte lagen bei 70 Millionen. Vor allem auch mit Blick auf die komplizierten Hygienevorgaben sprach Vorstandsvize Dr. Pedro Schmelz von einer „bemerkenswerten Zahl“, zumal im vergangenen Jahr bayernweit trotz Pandemie wohl nur 200 Praxen zeitweise nicht geöffnet waren. Das macht bei rund 21.000 Praxen im Freistaat nicht einmal ein Prozent aus.

Eine finanzielle Förderung analog zu den Kliniken wäre geboten gewesen, betonte auch er. Krombholz erwähnte auch, dass manches Praxisteam inzwischen kleiner geworden sei, einige Mitarbeiter hätten die Belastung nicht mehr ausgehalten. Mit Long-COVID würden Ärzte zudem mit einem völlig neuen Krankheitsbild konfrontiert. Laut Zahlen der KVB wurden in Bayern 67.000 Patienten im ersten Halbjahr 2021 ambulant wegen der Langzeitfolgen einer Coronaerkrankung behandelt.

Um die Praxen dabei zu unterstützen, habe die KVB das LOCON-Netzwerk mit Experten aus Wissenschaft und Praxis gegründet, informierte Krombholz. Es zielt vor allem auf den Wissensaustausch und die Bereitstellung von Informationen über Behandlungswege ab. Etwas mehr als 300 Kolleginnen und Kollegen wollen sich des Themas annehmen, unter anderem will die KVB Fortbildungen anbieten.

Kapital darf nicht im Mittelpunkt stehen

Jenseits von Corona thematisierte Krombholz bei der Jahrespressekonferenz zudem die schleichende Unterwanderung des Gesundheitswesens durch Kapitalinvestoren aus dem In- und Ausland, die nicht-ärztliche Interessen verfolgten. Die Diskussion um die Verbreitung von investorengetragenen Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ) müsse etwas lauter stattfinden, forderte Krombholz, „sonst wird unser Gebiet zum Spekulationsobjekt“. Wörtlich erklärte er: „Der Patient muss im Mittelpunkt stehen, nicht das Kapital, das man erwirtschaften kann.“ Ausführlich thematisiert die KV dies nun auch in einer Sonderausgabe des Mitgliedermagazins „KVB Forum“ .

Immer mehr Jugendliche psychisch belastet

Dr. Claudia Ritter-Rupp, zweite stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVB, richtete den Fokus auf Kinder und Jugendliche. Zwar litten sie vergleichsweise selten unter schweren Folgen einer Corona-Erkrankung, hätten jedoch erheblich mit den Begleiterscheinungen der Pandemie zu kämpfen.

Bei vielen werde sich das Ausmaß psychischer Belastungen erst längerfristig zeigen – und doch sind Pandemieauswirkungen schon jetzt sichtbar. Ritter-Rupp verwies auf eine starke Zunahme der Fallzahlen von mehr als 15 bis 25 Prozent bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 18 sowie bei jungen Erwachsenen zwischen 19 und 29 Jahren. Gegensteuern wolle man bei entsprechendem regionalen Bedarf mit zeitlich befristeten Ermächtigungen.

Initiiert hatte die KVB Anfang des Jahres zudem einen regelmäßigen runden Tisch mit verschiedenen Akteuren, um diese Herausforderungen zu bewerten und Unterstützungsangebote abzustimmen. Wie überdies eine Umfrage im Sommer zeigte, ist die Versorgungslage derzeit in Oberfranken am problematischsten. Aufgrund der Menge an Anfragen – im Schnitt acht pro Woche – können nur noch 20 Prozent der Praxen eine psychotherapeutische Behandlung innerhalb von drei Monaten anbieten.

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