Kleinliches Kompetenzgerangel behindert Gesundheitsversorgung von Kindern

Trotz mancher Fortschritte leidet die Gesundheitsversorgung von Kindern unter fehlender Performance. Vor allem bei der Prävention.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Gesundheitserziehung soll in der Kita beginnen, fordert die Kommission.

Gesundheitserziehung soll in der Kita beginnen, fordert die Kommission.

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BERLIN. Spätestens seit dem Erscheinen von KiGGS, dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts im Jahr 2006 wissen die gesundheitspolitischen Institute in Deutschland sehr präzise Bescheid über den Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen.

Der Generalbefund: Rund 80 Prozent der Kinder in Deutschland geht es physisch und psychisch gut - aber bei etwa einem Fünftel der Kinder häufen sich schwere Gesundheitsrisiken.

Diese wiederum sind verknüpft mit Armut, Verharren in der sozialen Unterschicht, Schwierigkeiten in der Schule. Das Zukunftsrisiko: Diese Kinder könnten physisch, psychisch und intellektuell außerstande sein, einen qualifizierten Beruf zu erlernen - sie würden lebenslang Sozialhilfe-Empfänger sein.

Neun Jahre nach dem interfraktionellen Antrag "Medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen sichern und verbessern" hat nun die Kinderkommission des Deutschen Bundestages ein Zwischenfazit gezogen - und das fällt ernüchternd aus. Gesetzliche Verbesserungen - Beispiel Schutzimpfungen und ambulante Palliativversorgung - werden unzureichend umgesetzt.

Vor allem mangelt es an einem umfassenden Präventionskonzept. Mehrere Anläufe des Gesetzgebers für ein Präventionsgesetz sind im kleinlichen Kompetenzgerangel zwischen Bund, Ländern und Krankenkassen stecken geblieben.

So fordert die Kinderkommission eine "Stärkung der Elternkompetenz" und einen Ausbau des Öffentlichen Gesundheitsdienstes vor allem für aufsuchende Versorgung. Notwendig sei eine systematische Gesundheitsförderung und -erziehung in Kitas und Schulen.

Die Vermittlung von Gesundheits- und Ernährungskompetenz, ausreichende Bewegungsangebote und ausgewogene Ernährung müssten fester Bestandteil schulischer Bildung werden. Wichtig sei, Setting-Ansätze für den Kita-Bereich zu entwickeln.

Die vielen einzelnen Präventionsprojekte aus verschiedenen Ressorts müssten besser koordiniert werden. Kritik: "Viele Projekte sind mittelschichtorientiert und erreichen sozial benachteiligte Kinder nur schlecht."

Zur Verbesserung der pädiatrischen Versorgung schlägt die Kinderkommission vor, die Weiterbildung angehender Allgemeinärzte in der Pädiatrie zu fördern. Ferner sollten Kinderärzte in die Verhandlungen zu Versorgungsverträgen einbezogen werden. Außerdem müsse der eigenständige Beruf der Kinderkrankenschwester aufgewertet werden.

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