Inflation

Kliniken rechnen mit deutlich steigenden Energie- und Sachmittelpreisen

Die Inflation macht auch den Kliniken zu schaffen. Aus eigener Kraft könnten die Häuser die drohende Kostenlawine nicht bewältigen, schlägt die Deutsche Krankenhausgesellschaft Alarm – und kündigt bundesweite Aktionen an.

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Absehbar hohe Gas- und Strompreise lassen die Alarmleuchten in den Krankenhäusern aufleuchten.

Absehbar hohe Gas- und Strompreise lassen die Alarmleuchten in den Krankenhäusern aufleuchten.

© Lemon_tm / Getty Images / iStock

Berlin. Alarmsignale aus Deutschlands Krankenhäusern: Nach mehr als zwei Jahren Coronavirus-Pandemie stellten „massive Preissteigerungen“ bei Energie, Medizinprodukten und Dienstleistungen die Kliniken vor die nächste Herausforderung, teilte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) diese Woche in Berlin mit.

Die DKG verwies dazu am Freitag auf Teilergebnisse einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) – die Teilauswertung liegt der Ärzte Zeitung vor. Demnach haben in 59 Prozent der befragten Krankenhäuser die Gasversorger ihre Preise erhöht oder – unabhängig von der Gasumlage – bereits entsprechende Steigerungen angekündigt.

Deutlich mehr für Gas und Strom

In der Stromversorgung müssten die Krankenhäuser ebenfalls „mehrheitlich mit steigenden Preisen rechnen“, heißt es in der Studie weiter. Bei 62 Prozent der Häuser seien die Preise in diesem Jahr bereits erhöht oder entsprechende Preissteigerungen angekündigt worden.

Über die Preissteigerungen bei der Energieversorgung hinaus sollten die Krankenhäuser in der Abfrage auch Kostensteigerungen bei Sachmitteln wie Implantaten, Verbandsmaterialien oder anderen medizinischen Produkten beziffern. 58 Prozent der Befragten gehen hier von durchschnittlichen Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich aus.

Höhere Preise auch bei Wäschereien und IT-Support

Höhere Kosten erwarten die Häuser auch mit Blick auf externe Dienstleister wie Wäschereien, Reinigungen und lebensmittelbezogene Leistungen. Für Wäschereidienstleister etwa wird ein durchschnittlicher Preisaufschlag von knapp 20 Prozent angegeben, für Dienstleister im Bereich „Technischer Support/IT“ ein Preisanstieg um gut 18 Prozent.

Fast kein Krankenhaus könne die Kostensteigerungen bei Energie, medizinischem Bedarf und Löhne aus seinen regelhaften Erlösen dauerhaft finanzieren, schreibt das DKI. 96 Prozent der Befragten hätten die entsprechende Frage klar verneint – bei großen Häusern ab einer Kapazität von 600 Betten seien es sogar 100 Prozent.

Ohne Inflationsausgleich und Corona-Hilfen müssten Krankenhäuser schließen, viele weitere würden zum Personalabbau gezwungen, bleibe die Politik untätig, erklärte die DKG. Im Rahmen zahlreicher Aktionen im September in allen 16 Bundesländern wolle man auf die „dramatische wirtschaftliche Situation“ der Kliniken aufmerksam machen. Die Auftaktveranstaltung dafür ist für Montag (5. September) geplant.

Ullmann: Beobachten Lage sehr genau

Aus den Reihen der Ampel hieß es, die Qualität der medizinischen Versorgung dürfe nicht unter den Preissteigerungen leiden. „Wir beobachten die Lage im Gesundheitswesen sehr genau, die neben Krankenhäusern und Gesundheitsindustrie, auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte betrifft“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Professor Andrew Ullmann, der Ärzte Zeitung.

Das Gesundheitsministerium habe zurecht darauf hingewiesen, dass das Statistische Bundesamt bis Ende September die erhöhten Kosten im Krankenhaussektor ermitteln wolle, so Ullmann. Dieser Orientierungswert bilde dann die Grundlage für die Verhandlungen zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen, die zeitnah starten sollten.

Ullmann erinnerte auch daran, dass die Krankenhausfinanzierung dual geregelt sei: „Sie wird von den Krankenkassen und den Ländern getragen.“ Bevor der Bund ein Rettungspaket auflege, seien somit erst einmal andere „am Zug“.

Der Bund stehe zudem in der grundgesetzlichen Pflicht, die Schuldenbremse einzuhalten. „Die finanziellen Mittel sind zu stark begrenzt, um nun im Krankenhaussektor die Aufgaben der Länder finanziell zu übernehmen.“ (hom)

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