Corona-Impfstoffe

Knappheit droht Impfkampagne auszubremsen

Die Corona-Impfstofflager in Deutschland sind leer, zuwenig Impfstoff wurde bestellt und Omikron breitet sich aus: Gesundheitsminister Lauterbach geht auf Impfstoff-Einkaufstour – und verzeichnet erste Erfolge.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Corona-Impfstoff wird in der nächsten Zeit in Deutschland rarer werden.

Corona-Impfstoff wird in der nächsten Zeit in Deutschland rarer werden.

© Oliver Berg/dpa

Berlin. Das ausnehmend hohe Corona-Impftempo Deutschlands in den letzten Wochen droht jäh ausgebremst zu werden. Darauf hat der neue Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstag aufmerksam gemacht.

Der noch vorhandene Impfstoff sei zum einen sehr knapp, die vertraglich abgesicherten Liefermengen reichten zudem nicht aus, um das Tempo von einer bis anderthalb Millionen Impfungen am Tag im ersten Quartal aufrecht zu erhalten.

Lesen sie auch

Vom Impftempo hänge der Erfolg der Booster-Strategie ab, betonte Lauterbach mit Blick auf die Ankunft der infektiöseren Omikron-Variante. Die aktuellen vereinbarten Liefermengen und die knappen Bestände reichten dafür nicht aus. Wenn die Booster-Kampagne erst Ende März abgeschlossen werde, seien die Effekte auf die Verbreitung der Omikron-Variante deutlich schwächer, warnte Lauterbach.

Quartal 1: 20 Millionen Dosen fehlen

Die Knappheit sei schon in der laufenden Woche zu spüren, sagte Lauterbach. Bestellungen von acht Millionen Dosen Impfstoff ständen Lieferungen von lediglich 4,6 Millionen Dosen gegenüber.

Im ersten Quartal des kommenden Jahres würden für Boosterimpfungen sowie Erst- und Zweitimpfungen rund 70 Millionen Impfdosen gebraucht. Die verteilten sich auf 50 Millionen Boosterimpfungen zusätzlich zu den 23 Millionen bereits verabreichten Boostern und 20 Millionen Erst- und Zweitimpfungen. Insgesamt ständen Stand Donnerstag allerdings nur 50 Millionen Impfdosen für diesen Zeitraum zur Verfügung (siehe nachfolgende Tabelle).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Lauterbachs Einkaufstour durch Europa

Lauterbach konnte gleichwohl erste Erfolge seiner Impfstoff-Acquisitionsanstrengungen in ganz Europa vermelden. So habe die EU-Kommission am Donnerstag eine Lieferung von rund zehn Millionen Dosen Spikevax (Moderna) an Deutschland in den Dezember vorgezogen (in der Grafik bereits enthalten). Weitere 25 Millionen Dosen Spikevax sollen im ersten Quartal folgen (in der Grafik bereits enthalten).

Weitere Impfstoffmengen versucht Lauterbach in Rumänien, Bulgarien, Polen und Portugal locker zu machen. Hoffnungen setzt Lauterbach auf einen zusätzlichen Deal mit BioNTech über 80 Millionen Dosen Comirnaty, die dann bereits an Omikron angepasst sein sollen.

Diese Tranche werde nur aufgrund der Bestellung aus Deutschland hergestellt, berichtete Lauterbach. Er hoffe, dass Teilmengen bereits im ersten Quartal geliefert werden können. Sicher sei dies allerdings nicht. Der Haushaltsausschuss und Finanzminister Christian Lindner hätten dafür 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Gassen: Tatsächliche Lieferungen zählen

Die Impfkampagne stehe und falle mit der Menge der vorhandenen Impfstoffe, meldete sich KBV-Chef Dr. Andreas Gassen zu Wort. Überzeugen könnten nur tatsächlich ausgelieferte Impfstoffe.

Er begrüßte die Beschaffungsoffensive Lauterbachs: „Wir können nur hoffen, dass es ihm vollumfänglich gelingen wird“, sagte Gassen.

Lesen sie auch
Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

MB-Hauptversammlung

Johna: Klinikreform ist ein Großversuch ohne Folgeabschätzung

Vor dem Ärztetag in Mainz

Landesärztekammer-Präsident Matheis: „Es wird am Sachverstand vorbei regiert!“

Lesetipps
Mensch tippt auf Tastatur.

© Mikhail Tolstoy / stock.adobe.com

Liste veröffentlicht

Endlich: Zi zeigt, mit welchen PVS Praxen zufrieden sind

Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale

© Nicolas Armer / dpa / picture alliance

Krankmachender Pilz

Candida auris wird immer öfter nachgewiesen