Hartmannbund und AOK

Kontroverse um Zukunft der ärztlichen Weiterbildung

Ärzte- und Kassenverband diskutieren über die Weiterbildung ohne Sektorengrenzen.

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Ärzte bei der Weiterbildung? AOK-Bundesverband und Hartmannbund diskutieren darüber (Symbolbild mit Fotomodellen).

Ärzte bei der Weiterbildung? AOK-Bundesverband und Hartmannbund diskutieren zu diesem Thema (Symbolbild mit Fotomodellen).

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Berlin. Die Vorschläge des AOK-Bundesverbands und mehrerer Klinikverbünde für einen Umbau des Gesundheitswesens stoßen auf Kritik in der Ärzteschaft. Damit gerate die breite und fundierte Facharztausbildung in Gefahr, warnte der Hartmannbund am Dienstag.

Der Ärzteverband argumentiere nach dem Muster: „Das haben wir schon immer so gemacht“, konterte der AOK-Bundesverband umgehend.

Der Kassenverband und die Kliniken plädieren in einem gemeinsamen Papier für die Aufhebung der Sektorengrenzen. Für den Hartmannbund geht das mit Blick auf die Weiterbildung zu weit. „Keine Sektoren heißt auch, dass Verbundweiterbildung nicht gewährleistet werden kann“, sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises „Weiterbildung“, Klaus-Peter Schaps, am Dienstag der „Ärzte Zeitung“ auf Anfrage.

Weiterbildungsordnung würde nicht funktionieren

Ohne Sektorengrenzen würde die erst vor Kurzem eingeführte und in den meisten Bundesländern bereits etablierte Weiterbildungsordnung nicht funktionieren, betonte Schaps. Die sei in ambulante und stationäre Abschnitte eingeteilt. Für den Hartmannbund sei daher eine Verzahnung von ambulantem und stationärem Sektor das „maximale Ziel“.

Die Weiterbildungsordnungen der Ärzteschaft sollten sich nach den Anforderungen des Gesundheitswesens richten und nicht umgekehrt, hielt der Kassenverband dagegen. In einer Zusammenfassung politischer Positionen hatten sich die AOKen zuvor bereits dafür ausgesprochen, nach dem Ende der Sektorengrenzen Koordinierung-Krankenhäuser auszuweisen. Dort solle die Weiterbildung organisiert werden.

Auch dieser Plan sei geeignet, die Weiterbildung auszubremsen, argumentierte der Hartmannbund. „Das erfordert ein hohes Maß an Absprachen und Verträgen“, sagte Schaps. Um Weiterbildungsverbünde aufs Gleis zu setzen, müsse ein Initiator gefunden werden.

Die Partner im niedergelassenen und stationären Bereich müssten die Aufgaben untereinander verteilen, die Ärzte in Weiterbildung bräuchten Rotationspläne, alle Beteiligten müssten Weiterbildungsermächtigungen beantragen, hieß es beim Hartmannbund.

„Paradigma der Einzelpraxis zentrales Hindernis“

„Wir sehen in unserem Konzept ein enormes Potenzial für eine bessere Etablierung von sektorenübergreifenden Weiterbildungsverbünden“, erklärte der AOK-Bundesverband auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“. Am Ausbau solcher Angebote arbeiteten außer den gesetzlichen Krankenkassen im Übrigen seit längerer Zeit auch die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit.

„Das Paradigma der Einzelpraxis hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht zur Stärkung der Aus- und Weiterbildung beigetragen, sondern war im Gegenteil ein zentrales Hindernis“, heißt es in der Stellungnahme des AOK-Verbandes.

Zudem bevorzugten die Ärzte in Weiterbildung die Krankenhäuser als Weiterbildungsstätten. In sektorenübergreifend organisierten Strukturen könnten Weiterzubildende ihre Stationen viel besser organisieren und sich vielleicht auch langfristig wieder mehr für die ambulante Versorgung begeistern, so die AOK.

Episodenbasierte Vergütung, wie sie die AOK und ihre Klinikpartner vorschlagen, bedeute, dass Weiterbilder dem Ärztenachwuchs jeweils Verträge nur für die Dauer der Episode anbieten könnten, nannte Schaps ein drittes Argument gegen die Pläne des Kassenverbundes und der beteiligten Krankenhäuser. (af)

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