KBV-Vertragswerkstatt

Koordinierte Versorgung für psychisch kranke Kinder

Kompetenzverbünde aus Ärzten und Psychotherapeuten sollen helfen, die Behandlung psychisch kranker Heranwachsender zu koordinieren. Gröhe appelliert unterdessen für mehr Prävention.

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Depression: Jugendlichen und ihren Eltern soll ein zentraler Ansprechpartner zur Seite stehen.

Depression: Jugendlichen und ihren Eltern soll ein zentraler Ansprechpartner zur Seite stehen.

© LindaYolanda / Getty Images

Martina Merten

BERLIN. Zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an psychischen Erkrankungen. Um ihre Versorgung zu optimieren, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Mittwoch ein neues Versorgungskonzept vorgestellt. Dieses sieht den Aufbau sogenannter Kompetenzverbünde für eine vernetzte Behandlung von Heranwachsenden mit psychischen Störungen vor, erläuterte Dr. Susanne Armbruster von der KBV in Berlin.

Den Kompetenzverbund bilden Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeuten, Psychologische Psychotherapeuten und ärztliche Psychotherapeuten mit einer Zusatzqualifikation zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Der Arzt oder Psychotherapeut, der den Patienten in den Kompetenzverbund leitet, koordiniert die Behandlung. Er ist zudem der zentrale Ansprechpartner für den Patienten und dessen Eltern. Nicht zuletzt können die Partner besondere Module anbieten, darunter das Management von Terminen und Krisen.

Eine weitere Besonderheit des Konstruktes: Die Therapiemöglichkeiten können auch in der Schule oder im häuslichen Umfeld des Patienten stattfinden. "Durch diesen niedrigschwelligeren Zugang wollen wir mehr Kinder als bislang einbinden", betonte Dr. Christa Schaff. Schließlich hätten Kinder häufig Angst, einen Therapeuten aufzusuchen, so die Vorstandsbeauftragte des Berufsverbands für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP).

KBV und BKJPP haben das neue Versorgungskonzept gemeinsam mit der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) sowie der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten entwickelt. Nach Ansicht von Michaela Willhauck-Fojkar von der DPtV enthalten die derzeitigen ambulanten Angebote zu häufig Lücken, da Lebenswelten der Familien zu wenig berücksichtigt würden. Sprich: Eine ohnehin beruflich gestresste Familie sei mit der Situation des Kindes überfordert. Durch einen Kompetenzverbund mit zentralem Ansprechpartner erhielten die Familien mehr Sicherheit und Klarheit.

Nach den Vorstellungen der KBV und der beteiligten Berufsverbände sollen die Kompetenzverbünde Eingang in den Bundesmantelvertrag finden. Die Aufnahme in den Kollektivvertrag käme KBV-Vorstandschef Dr. Andreas Gassen zufolge allen jungen Patienten und ihren Familien im Land zugute, unabhängig davon, wo sie wohnen und bei welcher Krankenkasse sie versichert sind. "Wir rufen den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung und die Krankenkassen dazu auf, dieses Angebot ihren Versicherten möglich zu machen", betonte Gassen. Die KBV stehe für entsprechende Vertragsgespräche bereit.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat unterdessen eine gemeinsame Kraftanstrengung von Eltern, Kitas, Schulen, Ärzten und Verbänden gefordert, um die Gesundheit Heranwachsender zu stärken. Zwar wachse der überwiegende Teil der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gesund auf. So würden Nikotin- und Alkoholkonsum etwa weiter zurückgehen. Dagegen sei der Anteil der Kinder mit Übergewicht unverändert hoch.

Gröhe erinnerte beim Forum "Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen" von Ministerium und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Die Grundlagen für ein gesundes Leben werden in der Kindheit und Jugend gelegt." Dafür sehe er Chancen im Präventionsgesetz. (mit dpa)

20%

der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zeigen Studien zufolge psychische Auffälligkeiten, zehn Prozent leiden an psychischen Erkrankungen.

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