Rückblick auf 2023

Krankenhäuser, Autozulieferer und Mode Spitzenreiter bei Insolvenzen

Wo kreiste der Pleitegeier im vergangenen Jahr besonders intensiv? Unternehmensberater haben nachgeforscht – und machen auch eine ansonsten krisensichere Branche als Leidtragende aus.

Veröffentlicht:
Geier im Flug

Der (Pleite-)Geier kreist inzwischen auch über Kliniken und Pflegediensten.

© Creative_studio / stock.adobe.co

Berlin/Düsseldorf. Gesundheitssektor, Autoindustrie und Modebranche sind Spitzenreiter bei Großinsolvenzen im vergangenen Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse der in Düsseldorf ansässigen Unternehmensberatung Falkensteg. Demnach mussten im Jahr 2023 insgesamt 260 Großunternehmen mit einem Umsatz von mehr als zehn Millionen Euro Insolvenz anmelden – knapp 15 Prozent mehr als im Jahr davor.

Besonders tief kreiste der Pleitegeier laut Untersuchung über dem Gesundheitssektor, hier insbesondere über Krankenhäusern und Pflegediensten. Für diese Einrichtungen zählten die Unternehmensberater 38 Insolvenzen – gefolgt von 30 Insolvenzen von Modeunternehmen. In beiden Branchen stieg die Zahl der Pleiten um das Zweieinhalbfache. In der Autoindustrie gab es trotz 32 Insolvenzanträgen von Zulieferfirmen einen Abwärtstrend um drei Prozent.

Im 20-Jahresvergleich bewegten sich die aktuellen Insolvenzzahlen jedoch weiter auf niedrigem Niveau, heißt es in einer Mitteilung der Unternehmensberatung. Lediglich 2020 – während des ersten Corona-Lockdowns – habe es mit 292 Großinsolvenzen ein „Zwischenhoch“ gegeben. Der Restrukturierungsexperte und Partner bei Falkensteg, Jonas Eckhardt, sprach in diesem Zusammenhang von einem „Nachholeffekt aus der Pandemie“.

Kostensituation hat sich kaum entspannt

Auswirkungen der „Polykrisen“ der vergangenen zwei Jahre würden sich erst ab Mitte 2024 in der Insolvenzstatistik niederschlagen, so Eckhardt. Die Zahl der Insolvenzen werde um etwa 30 Prozent steigen, eine Insolvenzwelle sei aber auszuschließen. Weiter im Gegenwind stehe – außer Einzelhandel und Baugewerbe – das Gesundheitswesen.

In den genannten Branchen habe sich die Kostensituation kaum entspannt, der Druck auf die Einrichtungen beziehungsweise Unternehmen steige daher weiter. Das Problem sei, dass Mehrkosten bei Energie und Rohstoffen sowie höhere Gehälter nicht an die Kunden weitergegeben werden könnten und „Erstattungen“ im Gesundheitswesen nicht ausreichten, um die höheren Ausgaben zu kompensieren.

Lesen sie auch

Zum Jahresende hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ein düsteres Lagebild gezeichnet. Die Situation der Kliniken sei „dramatisch“, hatte DKG-Vorstandschef Dr. Gerald Gaß unter Verweis auf das neue Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts erklärt. Knapp 80 Prozent der Häuser erwarten demnach für 2023 ein Negativergebnis. Für das kommende Jahr gehen 71 Prozent von einer weiteren Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation aus. (hom)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Bürokratie vermiest die Stimmung

Zi-Praxis-Panel: Grundstimmung in Praxen leicht verbessert

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Pflegereform: Keine Placebos, bitte!

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Studie in Hausarztpraxen

Welche Herzgeräusche geben Anlass zur Besorgnis?

Lesetipps
Mädchen bei einer Impfung

© SHOTPRIME STUDIO / stock.adobe.com

Tipps fürs Impfgespräch

HPV-Impfung: Mit dieser Fünf-Punkte-Strategie Eltern überzeugen