WIdO-Studie

Krebs-Früherkennung auf lange Sicht gut genutzt

Bis zu 85 Prozent der GKV-Versicherten nutzen auf lange Sicht regelmäßig ihren Anspruch auf Krebsfrüherkennung. Das hat die erste Longitudinal-Studie des WIdO ergeben. Die einzelnen Screeningmethoden finden dabei unterschiedlich hohen Zuspruch.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Die Mammografie zählt offenbar nicht zu den liebsten Krebsscreening-Untersuchungen, wie die Teilnahmeraten zeigen.

Die Mammografie zählt offenbar nicht zu den liebsten Krebsscreening-Untersuchungen, wie die Teilnahmeraten zeigen.

© Sven Bähren / fotolia.com

BERLIN. Zwischen 85 und 53 Prozent der anspruchsberechtigten AOK-Versicherten haben in einem Zeitraum von zehn Jahren regelmäßig die Möglichkeit der Krebsfrüherkennung genutzt.

Dies geht aus der ersten Longitudinaluntersuchung hervor, deren Ergebnisse das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WIdO) am Montag in Berlin vorgestellt hat.

Die Daten sind zuverlässiger und aussagefähiger als erinnerungsgestützte Umfragen oder die Auswertung von Jahresdaten, so Christian Günster, Leiter des Bereichs Qualitäts- und Versorgungsforschung des WIdO.

Am höchsten sind die Teilnahmeraten bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs: 35 Prozent der Frauen im Alter von 20 bis 49 Jahren ließen sich sehr regelmäßig (in mindestens acht von zehn Jahren) untersuchen, weitere 50 Prozent regelmäßig (drei bis sieben Untersuchungen in zehn Jahren). Nur fünf Prozent der Frauen nahmen diese Untersuchung gar nicht in Anspruch.

Mammografie-Inanspruchnahme steigt

Auf einem deutlich niedrigeren Niveau liegt die Inanspruchnahme des Mammografie-Screenings, sie steigt aber: von 43 Prozent zwischen 2007 und 2009 auf 53 Prozent zwischen 2014 und 2016.

Abgenommen hat dagegen die Rate der diagnostischen Mammografien von 14 auf acht Prozent. Über einen Zehn-Jahreszeitraum betrachtet liegt die Inanspruchnahme von Mammografie-Untersuchungen insgesamt bei 62 Prozent. 22 Prozent der Frauen ließen nie eine Mammografie machen.

Relativ hoch ist die Inanspruchnahme der Darmkrebs-Früherkennungsmöglichkeiten – wenn man alle Optionen zusammen betrachtet: Koloskopie, Stuhltest oder Beratung. 78 Prozent aller Versicherten haben wenigstens eine Möglichkeit im Zeitraum zwischen 2007 und 2016 genutzt.

Eine Koloskopie haben nur etwa 20 bis 25 Prozent der Inanspruchnahmeberechtigten laut WIdO-Versorgungsreport „Früherkennung“ machen lassen. Die Nutzung des Angebots von Screening-Koloskopien sein „noch stark verbesserungsbedürftig“, heißt es in dem Report.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Zwei Drittel sehen Früherkennung positiv

Neben der Langzeit-Untersuchung hat das WIdO in einer Repräsentativbefragung von 2012 GKV-Versicherten vom Institut Ipsos Public-Affairs die Einstellungen und Erfahrungen zur Früherkennung ermitteln lassen.

Danach stehen knapp zwei Drittel der Befragten der Früherkennung grundsätzlich positiv gegenüber. Die Aussage „Ich lasse mich regelmäßig untersuchen, damit eine mögliche Erkrankung frühzeitig behandelt werden kann“, halten 68 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer für zutreffend. Nur 14/24 Prozent halten die Aussage für falsch.

Gefragt wurde auch nach den Gründen für eine Nichtteilnahme an Früherkennungsuntersuchungen: 45 und 44 Prozent nannten in Bezug auf Gebärmutterhalskrebs und Darmkrebs Beschwerdefreiheit als Grund, lediglich 21 Prozent waren es bei Brustkrebs. Angst (15 Prozent) oder Ablehnung (21 Prozent) spielen bei der Brustkrebsfrüherkennung eine wichtige Rolle.

Nicht immer werden mögliche Nachteile thematisiert

Eine herausragende Rolle bei der Information über Früherkennungsmöglichkeiten spielen der Hausarzt, aber inzwischen auch das Internet. 51 Prozent der Frauen beziehen Informationen aus dem Web, 40 Prozent vom Hausarzt. Für Männer steht der Hausarzt mit 50 Prozent an der Spitze, gefolgt vom Internet (47 Prozent).

In hohem Maße informieren und beraten Ärzte inzwischen insbesondere über den Nutzen der Darmkrebsfrüherkennung: 67 Prozent der Befragten gaben an, ihr Arzt habe über den Nutzen des Stuhltests gesprochen, 75 Prozent hatten Informationen zur Koloskopie erhalten. Anders als bei der Mammografie werden mögliche Nachteile kaum thematisiert.

Insgesamt, so der Bremer Gesundheitswissenschaftler Professor Norbert Schmacke , sei man aber „auf einem guten Weg zu einer informierten Entscheidung, die nicht mehr an moralische Appelle gebunden ist“.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Lesen Sie dazu auch: WIdO Versorgungsreport: Defizite in der Krebs-Früherkennung erkennbar

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zervixkarzinom

DKG-Expertin Hasenburg: „Die HPV-Prävention muss in der Schule beginnen“

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Primärprävention

Empfehlungen aktualisiert: LDL-Cholesterin wann und wie senken?

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

© Springer Medizin Verlag

Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Lesetipps
Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen