Länder uneins beim Pflichttertial Allgemeinmedizin

Vor der Bundesratsabstimmung im Mai über die Novelle der Approbationsordnung gibt es Streit. Uneins sind sich die Bundesländer in den Ausschüssen über das Pflichttertial Allgemeinmedizin. Mehr Einigkeit gibt es bei der PJ-Mobilität.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Wir werden Arzt: Bloß das Wie steht jetzt wieder zur Debatte.

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© Killig / momentphoto / imago

NEU-ISENBURG. Das Schweigen auf der Seite der Bundesländer ist beim Thema Novellierung der Approbationsordnung inzwischen auffallend laut geworden.

Nachdem Anfang Januar das Thema im Bundesrat vertagt worden war, soll die Novelle nun bei der entscheidenden Sitzung am 11. Mai beschlossen werden.

Dabei haben die Länder aller Voraussicht nach beim Konfliktthema PJ-Pflichttertial für die Allgemeinmedizin über zwei verschiedene Ausschussempfehlungen vorliegen.

Der federführende Gesundheitsausschuss wertet dem Vernehmen nach das Pflichttertial positiv. Der Kulturausschuss ist laut Protokoll der Ausschusssitzung vom 12. März, das der "Ärzte Zeitung" vorliegt, dagegen.

Dort heißt es, dass die Universitäten bis Oktober 2019 sicherstellen müssten, "dass alle Studierenden der jeweiligen Universität den Ausbildungsabschnitt in der Allgemeinmedizin absolvieren können."

Interessant ist die Begründung: "Eine Ausbildungskapazität Allgemeinmedizin für 20 Prozent eines Jahrgangs wird aller Voraussicht nach ausreichen, um die Nachfrage nach einem Wahltertial Allgemeinmedizin zu erfüllen."

Abstimmung am 11. Mai

Damit stellt sich der Kulturausschuss mit seiner Empfehlung hinter die Forderungen eines breiten Bündnisses aus Studentenvertretern und Fachgesellschaften.

Der Vorschlag der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM), statt einem Pflichttertial in der Allgemeinmedizin nun ein Pflichtquartal vorzusehen, fand im Kulturausschuss keine Befürworter.

Bei einem anderen Streitthema scheint dagegen ein Kompromiss gefunden zu sein. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass den Studenten mehr Mobilität im PJ eingeräumt werden soll, "sofern an anderen Unikliniken genügend Plätze zur Verfügung stehen."

Damit soll die derzeitige Situation verbessert werden, dass es einfacher ist, im Ausland ein PJ-Tertial zu absolvieren, als zwischen Flensburg und München zu wechseln.

Gegen eine freie Auswahl der Lehrkrankenhäuser durch PJ'ler hatte sich vor allem der Medizinische Fakultätentag gestellt, da er einen hohen Aufwand für die Unikliniken befürchtet.

Die Empfehlungen des Gesundheitsausschusses, des Kulturausschusses sowie der Arbeitsgruppe Hochschulmedizin der Kultusministerkonferenz (KMK) gehen in die Beschlussempfehlung für das Plenum des Bundesrates ein, der am 11 Mai über die Novelle der Approbationsordnung abstimmen soll.

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 04.04.201210:50 Uhr

Ach mach nur einen Plan....

Wie auch immer eine Pflichtzeit in der Allgemeinmedizin bemessen sein wird, die Zahl der dafür benötigten Praxen wird erheblich größer sein müssen, als die Zahl der Praxen, die derzeit an der Ausbilduung teilnimmt.
Ob sich die Studierenden wirklich für das Fach interessieren lassen und aus welchen Gründen und mit welchem Ergebnis dies erreicht werden kann, muss sich erweisen.
Vielleicht nimmt ein direkter Einblick in die Arbeit an der Basis die allgemein verbreitete Angst vor den ungewissen Kontakten mit dem unausgelesenen Krankengut, der Umgang mit Patienten wird in praxi trainiert. Ob auch ein Zuwachs an diagnostisch-therapeutischen Fähigkeiten resultiert, oder nicht vielmehr der Kontrast zwischen dem theorieüberladenen Wissen der Studierenden und der in der Praxis erlebten Realität wirksam wird, wird über den "Erfolg" in dieser oder jener Richtung entscheiden,

Im Hintergrund stellt sich die alte Frage, ob die WBO Allgemeinmedizin im Zeitalter zunehmender Arbeitsteiligkeit der Fachärzte überhaupt noch einheitlich sein soll. Benötigen wir für das Land nicht doch Allgemeinärzte eines ganz anderen Typs, als in der Stadt, wo der Facharzt um die Ecke praktiziert ?

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