Diabetesbeauftragter für NRW?
Laumann winkt ab
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen nimmt den Diabetes als gesellschaftliche Herausforderung wahr, sieht sich dafür aber gut gerüstet.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen braucht sich nicht zu verstecken, was die Prävention von Diabetes und die Versorgung von Diabetikern angeht, findet Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Er sieht keinen Anlass für politische Maßnahmen wie einen NRW-spezifischen Diabetesplan.
„Nordrhein-Westfalen ist in Bezug auf die vielfältigen Anforderungen durch das Krankheitsbild Diabetes mellitus grundsätzlich gut aufgestellt“, schreibt Laumann in einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag zur Situation der Diabeteserkrankungen. „Die Landesregierung schätzt gleichwohl die Bedeutung der Erkrankung aus gesundheitspolitischer Perspektive als auch in der Versorgung des einzelnen Erkrankten als sehr bedeutsam ein.“
Die Diabetes-Prävalenz in NRW beziffert Laumann mit neun bis 9,5 Prozent. Abgesehen von der Altersgruppe der bis Vierjährigen habe die ambulante Behandlungsprävalenz bei Diabetes Typ 1 und Typ 2 von 2008 bis 2017 in allen Altersgruppen zugenommen. „Ein besonders deutlicher Anstieg zeigt sich im mittleren Lebensalter in den drei Fünf-Jahres-Altersgruppen von 35 bis 49 Jahren.“ Die höchste Prävalenz liegt mit 32 Prozent bei den 80- bis 84-Jährigen.
Hohe Prävalenzen im Ruhrgebiet
Überdurchschnittlich hohe Prävalenzen gibt es in einigen Ruhrgebietsstädten, den Kreisen Heinsberg, Düren, Märkischer Kreis und Siegen-Wittgenstein sowie den Städten Leverkusen und Mönchengladbach. Dabei könnten auch sozioökonomische Faktoren eine Rolle spielen, heißt es in der Antwort. Gute Erfolge sieht der Minister bei der Versorgung der Diabetiker in den Disease Management Programmen (DMP). Die Häufigkeit von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Amputationen und Erblindungen sei bei den innerhalb der Diabetes-DMP betreuten Patienten im Verlauf der vergangenen zehn Jahre deutlich zurückgegangen. Nur die Zahl dialysepflichtiger Diabetiker habe sich erhöht. Dies könne auch darauf zurückzuführen sein, dass Diabetiker öfter makrovaskuläre Endpunkte wie Herzinfarkt oder Schlaganfall überleben.
In NRW gibt es flächendeckend stationäre Versorgungsangebote für Diabetiker. Auch in ländlichen Regionen brauchen die meisten Patienten nicht mehr als 30 Minuten bis zum nächsten Krankenhaus. Über 83 Prozent der Bevölkerung im ländlichen Raum erreichen laut Ausführungen des Ministers auch eine der von der Deutschen Diabetes Gesellschaft zertifizierten stationären Einrichtungen.
Pflichtfortbildungen für Ärzte und Vertreter nichtärztlicher Gesundheitsberufe, die an Behandlung und Betreuung von Diabetikern beteiligt sind, erteilt Laumann eine Absage. „Für die Einführung von Pflichtfortbildungen für ein einzelnes Krankheitsbild gibt es nach Kenntnis der Landesregierung keine Rechtsgrundlage.“ Sie seien „weder angemessen noch erforderlich noch als Instrument geeignet, das fachliche Interesse derart zu lenken“. Eine stärkere Gewichtung der Diabetologie bei der Weiterbildung Allgemeinmedizin hält man nicht für erforderlich.
Minister: Bei Prävention viel getan
Die Landesregierung sei gern bereit, die Bundesregierung bei der Umsetzung eines geplanten nationalen Diabetesplans zu unterstützen, betont Laumann. Konzepte für einen NRW-bezogenen Diabetesplan gebe es nicht. Gerade im Bereich der Prävention sei bereits einiges implementiert. „Die Landesregierung sieht dabei den Schwerpunkt in der universellen Vermittlung eines gesunden Lebensstils.“
Für die von den Diabetesorganisationen formulierten Handlungsfelder Primärprävention, Früherkennung des Diabetes Typ 2, Epidemiologie, Versorgungsforschung, Versorgungsstrukturen, Qualitätssicherung, Patienteninformation, Schulung und Empowerment sei NRW gut aufgestellt. Auch für die Installation eines landesweiten Diabetesbeauftragten sieht Laumann keinen Bedarf.