Organspende

Lauterbach mit Bahr unzufrieden

Demonstrierte Einigkeit: Beim Organspende-Gipfel haben Ärzte, Kliniken, Kassen und Gesundheitsminister Bahr Vorschläge für eine Reform der Organvergaben vorgelegt. Vielen Politikern reicht das bei weitem nicht aus.

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PASSAU (dpa). Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Professor Karl Lauterbach, hat sich unzufrieden über das Berliner Spitzentreffen zur Transplantationsmedizin bei Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) geäußert.

Er sagte der am Mittwoch erschienenen "Passauer Neuen Presse": "Im Großen und Ganzen belässt man ja alles so, wie es derzeit nicht funktioniert." Die Verfahren zur Organvergabe müssten indes "neu vereinbart werden".

Eine Kontrolle durch Klinikärzte sei ein "sehr praxisferner Vorschlag", kritisierte Lauterbach.

"Jeder, der den Alltag in der Klinik kennt, weiß, dass ein Assistenzarzt aus einer anderen Abteilung nicht den Herzchirurgen wirksam überwachen kann. Nicht ohne dass er seine eigene Stelle gefährden würde. Das lässt sich ein erfahrener Chirurg auch nicht bieten."

Einen Tag nach einem Treffen Bahrs mit Vertretern von Ländern, Ärzten, Krankenkassen und Kliniken war der Minister am Dienstag mit den Fraktionsspitzen sowie -experten zusammengetroffen.

Bahr verschloss sich dem Vernehmen nach nicht weitergehenden Änderungen als bisher beschlossen. In zwei Wochen wollen die Fachpolitiker im Bundestag die Verhandlungen wieder aufnehmen.

"Spitzelsystem" reicht nicht aus

Lauterbach kritisierte auch, dass in Deutschland ein großer Teil der Organe über das sogenannte beschleunigte Verfahren vergeben werde.

"Das sind Verfahren, die eigentlich nur zum Tragen kommen sollen, wenn das Organ akut gefährdet ist, also nur lokal vergeben werden kann. Und wenn der Patient, der es bekommt, unmittelbar vom Tod bedroht ist. Das ist ein Ausnahmeverfahren. Es ist aber in vielen deutschen Kliniken mittlerweile das Standardverfahren."

Dieser Umstand gebe Anlass zu vermuten, dass das bestehende System nicht funktioniert.

Lauterbachs Forderung: "Die Verfahren selbst müssen neu vereinbart werden. Viele Organe werden lokal weitervergeben, vor allem an befreundete Kliniken oder in der eigenen Klinik, weil man lieber bei den eigenen Patienten und auch lieber selbst transplantiert."

Das müsse künftig ausgeschlossen sein. "Es muss sichergestellt werden, dass alle Organe, die für das Standardverfahren zur Verfügung gestellt werden können, dort auch ankommen. Da wird das Sechs-Augen-Prinzip oder die Überprüfung des Chefarztes, quasi eine Art Spitzelsystem in der Klinik, als Lösung nicht ausreichen."

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