Baden-Württemberg

MEDI webt Netz der Selektivverträge enger

Der MEDI-Verbund legt zusammen mit Kassen in Baden-Württemberg weitere Facharztverträge auf. Politischen Rückenwind für Selektivvereinbarungen sieht der Verband nicht.

Von Florian Staeck Veröffentlicht:

Stuttgart. Ungeachtet der Corona-Pandemie baut der MEDI-Verbund zusammen mit der AOK Baden-Württemberg am Ausbau der Facharztverträge. Im April dieses Jahres ist der Nephrologie-Vertrag gestartet – landesweit 51 Nephrologen waren im dritten Quartal eingeschrieben, teilt Dr. Wolfgang Schnörer mit, einer der beiden Vorstände der MEDIVERBUND AG, in der MEDI seine wirtschaftlichen Aktivitäten bündelt. „Fast ausverhandelt ist zudem der Pulmologie-Vertrag“, berichtet Schnörer der „Ärzte Zeitung“.

Zudem erarbeiten MEDI und die AOK an einem Vertrag für die HNO-Fachgruppe, sagt MEDI-Chef Dr. Werner Baumgärtner. Die finanziellen Planungsunsicherheiten auf Seiten der Kassen – vor allem der Streit um das zwangsweise Abschmelzen von Rücklagen – „machen uns die Arbeit nicht leichter“, so Baumgärtner.

MEDI habe immer die Auffassung vertreten, dass ein Facharztvertrag die grundsätzliche Unterstützung des jeweiligen Berufsverbands benötige – die ist nicht überall gegeben. Doch bei den Gynäkologen sieht der MEDI-Vorsitzende „unter deren neuer Führung eine insgesamt positivere Haltung zum Thema Selektivvertrag“. Vom geplanten Versorgungsverbesserungsgesetz (GPVG), das kommende Woche im Bundestag beschlossen werden soll, erwartet MEDI keinen Rückenwind. Die dort geplanten Liberalisierungen für Selektivverträge seien zu kurz gesprungen, sagt der MEDI-Vizevorsitzende Dr. Norbert Smetak. „Das wird nur zu neuen Kleinstverträgen führen. Was wir brauchen, sind Vollversorgungsverträge – nur dann ist es möglich, auch die Versorgung zu steuern“, so der Kardiologe.

Wir haben einen langen Atem.

Dr. Werner Baumgärtner, Vorsitzender des MEDI-Verbunds, zur Strategie der Facharztverträge in Baden-Württemberg, die bisher keine politische Unterstützung erfährt

Die Anzahl der in allen Facharztverträgen von MEDI eingeschriebenen Patienten ist über die vergangenen Quartale mit rund 294.000 fast konstant geblieben. Das zweite Quartal brachte coronabedingt zwar einen Einbruch, doch die Umsatzausfälle seien geringer ausgefallen als befürchtet, berichtet Schnörer: „Nur in einer Fachgruppe sank der Umsatz insgesamt unter die 90-Prozent-Schwelle im Vergleich zum Vorjahreswert.“ Hier habe der Schutzschirm eingegriffen, den MEDI und AOK vereinbart hatten. Denn von der Gesamtzahl der Selektivertragspatienten entfällt das Gros, knapp 270.000, auf die AOK-Verträge.

Unterdessen legen die Teilnahmezahlen in den Verträgen mit anderen Kassen teils kräftig zu. So ist etwa die Patientenzahl in den Kardiologie- und Gastroenterologie-Verträgen mit der BKK-Vertragsarbeitsgemeinschaft binnen eines Jahres um 31 Prozent auf über 10.000 gestiegen.

Doch politischen Rückenwind nimmt MEDI in puncto Facharztverträge nicht wahr. Die Hausarztzentrierte Versorgung habe sich nur deshalb durchgesetzt, weil die Kassen sie verpflichtend anbieten müssen, erinnert Baumgärtner. Das sei bei Facharztverträgen nicht in Sicht. „Aber wir haben einen langen Atem.“

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