Proteste in Spanien
Madrider Fachärzte haben Zeitverträge satt – und streiken
Die Hälfte der Fachärzte in der Region hat nur befristete Verträge – und das teils seit Jahren. Die Ärztegewerkschaft scheute in der Pandemie Streiks, doch jetzt wird Druck gemacht.
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Mit Slogans wie „Schluss mit Müllverträgen“ bringen Ärzte auf der Demonstration ihren Ärger zum Ausdruck.
© Senhan Bolelli / AA / picture alliance
Madrid. In der spanischen Hauptstadt Madrid haben am Dienstag Zigtausende Fachärzte einen unbefristeten Streik begonnen.
Grund des Protests: 52 Prozent der knapp 12.000 Fachärzte in der Region Madrid verfügen seit Jahren lediglich über befristete Zeitverträge, die jährlich oder gar monatlich verlängert werden. In den Notaufnahmen arbeiten sogar 85 Prozent sämtlicher Fachärzte mit befristeten Zeitverträgen.
Slogans wie „Schluss mit Müllverträgen“ und „Für würdige Anstellungen“ standen auf den Plakaten, mit denen Fachärzte am Dienstag vor Madrider Krankenhäusern protestieren. „Seit über zwölf Jahren wird mein Vertrag halbjährig verlängert. So hat man weder berufliche Stabilität noch Sicherheit“, beschwert sich auch die spanische Internistin María de Lagarde am Madrider Hospital Doce de Octubre.
Feste Verträge nur für „herausragende“ Fachärzte?
Das Problem der Zeitverträge bestehe schon seit Jahren, versichert Angela Hernández vom Madrider Ärzte-Gewerkschaftsverband AMYTS. Während der Corona-Pandemie wollte und konnte man jedoch nicht in den Streik gehen. Doch nun wolle man die Arbeitsmarktpolitik und die Privatisierung des staatlichen Gesundheitssektors in der Hauptstadtregion mit fünf Millionen Einwohnern öffentlich kritisieren.
Das Angebot der konservativen Regionalregierung, 1600 feste Arbeitsverträge für „herausragende und anerkannte“ Fachärzte zur Verfügung zu stellen, lehnt die Ärzte-Gewerkschaft als vollkommen unzureichend ab. Unterstützung erhalten die Ärzte auch von den Patienten.
„Nach all dem, was die Ärzte gerade in den vergangenen Jahren der Corona-Pandemie geleistet haben, verstehe ich nicht, wie man sie mit Zeitverträgen abspeist. Sie haben ein Recht zu streiken“, meint die 40-jährige Spanierin Natalia Maganto, die am Dienstag im Hospital Doce de Octubre einen Untersuchungstermin hatte und vom Streik überrascht wurde. (mame)