Männergesundheit

Männer als Arztmuffel? Der Betriebsarzt könnte helfen

Wenn der Patient nicht zum Arzt kommt, dann kommt der Arzt eben zum Patienten – bei Männern also in den Betrieb. Denn Erfahrungen zeigen: Am Arbeitsplatz sind Männer eher bereit, Präventionsangebote zu nutzen.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Niedrigschwellige Konsultation: Der Betriebsarzt kann auch Arztmuffeln Prävention näherbringen.

Niedrigschwellige Konsultation: Der Betriebsarzt kann auch Arztmuffeln Prävention näherbringen.

© Atkins / adobe.stock.com

BERLIN. Männer sind Vorsorgemuffel – das hört man immer wieder. Doch so ganz stimmt das nicht, zumindest nicht im direkten Vergleich: Immerhin 45 Prozent der Männer nutzen nach einer Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI) regelmäßig einen Check-up. Wesentlich mehr sind es auch bei den Frauen nicht, nämlich 48 Prozent. Bei den Krebsfrüherkennungen allerdings haben die Männer aufzuholen: Nur 40 Prozent lassen sich auf Tumore untersuchen, bei den Frauen sind es 67 Prozent.

Dass Männer ganz allgemein gesehen Arztmuffel sind, das würde Ingrid Fischbach, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium und neue Patientenbeauftragte der Bundesregierung, sofort unterschreiben. "Männer gehen nur zum Arzt, wenn es unbedingt sein muss. Mein Mann glaubt sogar, dass er gar nicht mehr gehen muss, weil seine Frau im Bundesgesundheitsministerium sitzt", erzählte Fischbach mit einem Augenzwinkern auf der 4. Männergesundheitskonferenz in Berlin. Zu dieser hatten am Freitag die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Gesundheitsministerium eingeladen. In diesem Jahr im Blick: die Berufstätigen. Als einen Weg, Männern Präventionsangebote trotz Praxisabstinenz näher zu bringen, schlug Professor Nico Dragano vom Universitätsklinikum Düsseldorf die betriebliche Gesundheitsförderung vor. Erfahrungen zeigten, dass der Betrieb ein guter Ort sei, um den männlichen Arbeitnehmern Präventionsangebote und niedrigschwellige Konsultationen zur Entdeckung männerspezifischer Erkrankungen anzubieten.

"Männer gehen lieber im Betrieb in die Sprechstunde als in der Uniklinik", sagte Dragano. Außerhalb der Arbeitsstätte nehmen Männer seinen Worten zufolge nur halb so oft fachliche Konsultationen in Anspruch.

Dragano plädierte außerdem dafür, Präventionsangebote zielgruppenspezifischer auszugestalten. Besonderheiten, zum Beispiel die in der Regel längere Erwerbsarbeit und damit oft auch verbundene physische und psychische Doppelbelastungen bei Männern, müssten mehr berücksichtigt werden.

Auch über die Form der Angebote müsse nachgedacht werden, betonte er am Freitag. "Entspannung und Stressthemen sprechen Männer nicht so an", Yogakurse lockten in der Regel nur Frauen. Das bedeute, so Dragano, jedoch nicht, dass Männer und Frauen völlig unterschiedliche Präventionskurse benötigen.

Der Professor der Uniklinik Düsseldorf räumte nebenbei mit einem Mythos auf: Dass nämlich Frauen (arbeits-)stressresistenter als Männer und deshalb weniger häufig krank sind. Für diese These gebe es bislang keine Beweise in Form von Metaanalysen.

45% der Männer

nutzen laut Robert Koch-Institut (RKI) regelmäßig einen Check-up, nur 40 Prozent nehmen an der Krebsfrüherkennung teil. Die RKI-Zahlen wurden bei der 4. Männergesundheitskonferenz am Freitag vorgestellt.

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