Einsatz im Ausland

Medizinische Hilfe für die Ärmsten

Die German Doctors behandeln Patienten in Ländern, in denen Arme kaum Zugang zu adäquater Versorgung haben. Eine Ärztin erzählt von ihrem Einsatz auf den Philippinen.

Marco MrusekVon Marco Mrusek Veröffentlicht:
Medizinische Hilfe für die Ärmsten

© Dr. med. Uta-Verena Gröschel

CAGAYAN DE ORO. Die Hilfseinsätze sind anstrengend und manchmal auch bedrückend. Trotzdem ist Dr. Verena Gröschel aus Brühl (Nordbaden) bereits zum zweiten Mal nach Mindanao (Philippinen) gereist, um dort für die Nichtregierungsorganisation (NGO) German Doctors Patienten zu behandeln, die sich eine ärztliche Versorgung sonst nicht leisten könnten. Und sie plant, weiter ehrenamtlich zu arbeiten: Alle zwei Jahre will sie künftig in entlegene Orte der Welt reisen, um zu helfen: "Den Wunsch dazu hatte ich seit Jahrzehnten im Kopf."

Spesen gibt es keine, für den Aufenthalt hat die niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin eine Vertretungsärztin aus eigener Tasche bezahlt. Lediglich der Flug auf die Philippinen wird zur Hälfte von den German Doctors bezahlt. Mindanao ist die südlichste Inselgruppe und die zweitgrößte Insel des Landes.

Rollende Kliniken

Sechs Wochen sollte Gröschels Einsatz eigentlich dauern. Das hätte geheißen: Vier Wochen Arbeit in der örtlichen Ambulanz der NGO und zehn Tage "Rolling Clinic", eine Jeepfahrt mit Ausrüstung in entlegene, arme Dörfer. Doch es kam anders – nach einem Erdbeben in der Region wurden Hilfskonvois von Rebellen und Extremisten angegriffen, Deutsche mussten auf Empfehlung des Auswärtigen Amtes Mindanao innerhalb weniger Tage verlassen.

Medizinische Hilfe für die Ärmsten

© Dr. med. Uta-Verena Gröschel

Für Gröschel ist es nicht der erste Einsatz auf Mindanao. Bereits 2015 arbeitete sie sechs Wochen für German Doctors auf der Insel. Die NGO behandelt in verschiedenen Ländern arme Menschen und bietet auch Schulungen und Ausbildung der einheimischen Mitarbeiter an, um die Projekte später in die Hand der jeweiligen Länder zurückzugeben.

Auf Mindanao unterhält German Doctors eine Ambulanz in Cagayan de Oro. Gröschel ist die letzte ausländische Ärztin, die die Ambulanz besucht. Denn sie wird geschlossen, wenn sich kein neuer Spender findet, erzählt die Allgemeinmedizinerin.

Abszesse, Läuse, Tuberkulose

Medizinische Hilfe für die Ärmsten

© German Doctors e. V.

Die NGO ist auf Spenden angewiesen und legt bei ihrer Arbeit Wert auf die Behandlung der Ärmsten der Armen. Lokale Teams klären die soziale Stellung der Patienten und schließen so aus, dass Nicht-Bedürftige das Angebot in Anspruch nehmen.

Bei ihren Patienten sind es vor allem Armutserkrankungen, die Gröschel begegnen: Abszesse, Skabies, Läuse, Tuberkulose, Unterernährung, Geschwüre und Wurmerkrankungen: "Es ist eine Armutsmedizin dort."

Gerade die Wurmerkrankungen führen unter der armen Bevölkerung häufig zu Begleiterkrankungen wie Anämie, Schwäche, Bauchschmerzen und Diarrhoe. Ansteckungen bei Familienmitgliedern sind häufig, da die Menschen eng zusammen leben.

Und auch der Sextourismus macht den Armen zu schaffen. Immer wieder landen minderjährige Mädchen aus armen Familien im Rotlichtmilieu, oft sind Drogen beteiligt. "Sexuell übertragbare Krankheiten sind auf den Philippinen recht häufig."

Auch missbrauchte Kinder kommen in Gröschels Sprechstunde. Um für diese zu sorgen, hat die NGO den Kontakt zu einer anderen Hilfsorganisation vor Ort, Tisaka, und einem Frauenhaus, dem Malisa Home, hergestellt.

Tisaka kümmert sich um missbrauchte Frauen und Mädchen, das Malisa Home bietet minderjährigen Mädchen Unterstützung beim Ausstieg aus dem Rotlichtmilieu. Auch ihretwegen hofft Gröschel, dass sich die Sicherheitslage bis 2019 entspannt, wenn ihr nächster ehrenamtlicher Einsatz ansteht. Denn zurücklassen musste sie nicht nur die bedürftigen Patienten, sondern auch die einheimischen Mitarbeiter von German Doctors, die ohne Arbeitsplatz in der Ambulanz einer ungewissen Zukunft entgegensehen.

Die Organisation

- Seit 1983 hat die NGO über 6700 Hilfseinsätze mit mehr als 3100 Medizinern unternommen.

- Die Ärzte arbeiten unentgeltlich in ihrem Jahresurlaub oder Ruhestand.

- Informationen gibt es unter www.german-doctors.de

- Das Spendenkonto der NGO lautet IBAN DE12 5206 0410 0004 8888 80, BIC GENODEF1EK1

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System