Tarifrunde eröffnet

Mehr Geld für weniger Arbeit

Sechs Prozent mehr Gehalt für Ärzte und kürzere Schichten: Der Marburger Bund hat die Tarifverhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern eröffnet. Die wiederum haben ganz andere Ideen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Gute Arbeit, gutes Geld.

Gute Arbeit, gutes Geld.

© Uwe Anspach / dpa

BERLIN. Der Marburger Bund (MB) hat am Dienstag seine Forderungen für die anstehende Tarifrunde dem Verband Kommunaler Arbeitgeberverbände übermittelt. Ein erstes Treffen der Tarifpartner ist für den 10. Januar 2013 in Düsseldorf angesetzt.

Die kommunalen Kliniken wiesen die Vorstellungen des MB umgehend als "übertrieben" zurück. In der Summe bedeutete dies eine Kostensteigerung um 13 Prozent, rund 500 Millionen Euro im Jahr.

Die Krankenhäuser seien auf einen bezahlbaren Bereitschaftsdienst und individuell vereinbarte Arbeitszeitüberschreitungen angewiesen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA), Manfred Hoffmann.

Hoffmann: "Was wir brauchen, sind flexible Arbeitszeitsregelungen, keine pauschalen Kürzungen oder überproportionale Verteuerungen."

Verbesserungen bei den Arbeitszeiten streicht der MB als Verhandlungsziel besonders heraus. "Wir müssen gegensteuern", sagte MB-Chef Dr. Rudolf Henke.

Konkret soll dies bedeuten, dass die Höchstarbeitszeit nur noch durch Bereitschaftsdienste überschritten werden soll. Willige der Arzt schriftlich ein, länger Dienst zu tun, solle zuvor ein Betriebsarzt konsultiert werden.

Die bisherige Regelung, dass Ärzte 48 Stunden in der Woche arbeiten dürfen, mit Bereitschaftsdienst bis zu 60 Stunden, hat der MB gekündigt. Die Ärztegewerkschaft strebt eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit an.

Dänzer: Nicht finanzierbar

Zudem sollen Ärzte für ihre Bereitschaft zur Mehrarbeit über die Höchstarbeitszeit hinaus mit 400 Euro brutto im Monat zusätzlich entschädigt werden.In einer ersten Reaktion hat der Hartmannbund gefordert, bessere Arbeitsbedingungen auch tatsächlich umzusetzen.

"Lippenbekenntnisse helfen uns nicht weiter", sagte der Vorsitzende des Hartmannbun des, Dr. Klaus Reinhardt. Die Arbeitszeit von Ärzten in Kliniken müsse manipulationsfrei erfasst werden.

Die rund 50.000 Ärzte in den Krankenhäusern unter Regie der Gemeinden und Kreise sollen sechs Prozent mehr verdienen, lautet die zweite zentrale Forderung des MB.

Ein Oberarzt in einer kommunalen Klinik würde dann rund 5.380 Euro brutto im Monat verdienen statt bisher rund 5.070 Euro.

Als nicht finanzierbar bezeichnete der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft Alfred Dänzer die MB-Forderungen. 40 Prozent der Kliniken könnten schon heute ihre Personalkosten nicht mehr über entsprechende Erlöse decken.

Für die Kommunen würde ein solcher Anstieg Mehrausgaben von rund 180 Millionen Euro bedeuten, schätzen die Verhandlungsführer des Marburger Bundes.

Diesen finanziellen Spielraum sieht Rudolf Henke als gegeben an: "Wenn zwei Milliarden Euro da sind, um die Praxisgebühr abzuschaffen, dann gibt es auch Geld dafür, eine deutliche Tarifentwicklung in den Krankenhäusern zu finanzieren."

Im Januar 2012 hatte der Marburger Bund einen Streik an rund 600 kommunalen Krankenhäusern in letzter Minute abgesagt. Nach einem Kompromiss hatten die Ärzte 2,9 Prozent mehr Gehalt und eine Einmalzahlung von 440 Euro bekommen.

Die ausgehandelte Entgelttabelle hatte eine Laufzeit vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2012.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Scharfer Blick auf die Uhr

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie