Weiterbildung

Migranten steigern Männeranteil

Weiblich, 35 Jahre alt, interessiert an Innerer Medizin: Diesen Prototyp der Ärztin in Weiterbildung bestätigt die jüngste Auswertung des hessischen Weiterbildungsregisters. Daneben tritt jedoch zunehmend eine neue Konstellation.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
In Hessen dominieren – wie in anderen Bundesländern auch – die Frauen unter den Ärzten in Weiterbildung zur Inneren Medizin. Doch seit 2013 steigt auch wieder der Männeranteil.

In Hessen dominieren – wie in anderen Bundesländern auch – die Frauen unter den Ärzten in Weiterbildung zur Inneren Medizin. Doch seit 2013 steigt auch wieder der Männeranteil.

© Dan Race / Fotolia

FRANKFURT/MAIN. Die Mehrheit der hessischen Ärzte in Weiterbildung (ÄiW) ist zwar weiterhin weiblich – doch gleichzeitig steigt der Anteil der Männer kontinuierlich. Grund ist die wachsende Zahl männlicher ausländischer ÄiW: Sie hat seit 2013 für einen Anstieg des Männeranteils unter den Weiterbildungsassistenten um 4 Prozentpunkte auf nun 42 Prozent gesorgt. Diesen Trend zeigt die aktuelle Auswertung des Weiterbildungsregisters der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) auf.

Die Kammer ist eine der wenigen, die einen umfassenden Datenschatz in Form eines solchen systematischen Registers erhebt. Jedoch wird der steigende Anteil männlicher ausländischer Nachwuchsärzte gefühlt auch andernorts wahrgenommen, wie andere Kammern auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" bestätigen.

Während in Hessen im Erhebungsjahr 2013 rund 17 Prozent der gemeldeten Ärzte in Weiterbildung über einen ausländischen Pass verfügten, waren es 2016 bereits 24 Prozent der insgesamt 5826 gemeldeten Weiterbildungsassistenten; hier ist der Großteil der Nachwuchsmediziner männlich (54 Prozent). Im Vorjahr waren es noch 22 Prozent.

Die Kammer beobachtet den wachsenden Teil ausländischer Ärzte aufmerksam. "Die Daten lassen vermuten, dass der Anstieg von Ärzten in Weiterbildung mit ausländischem Pass in Zusammenhang mit der weltpolitischen Lage und den damit verbundenen Migrationsbewegungen stehen könnte", sagt Kammerpräsident Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach. "Für uns stellt sich die Aufgabe, für eine gelingende Integration zu sorgen." Neben der Ärzteschaft könnten insbesondere Patienten mit Migrationshintergrund profitieren.

Die Mehrheit der zum Stichtag 1. Oktober 2016 gemeldeten ausländischen Nachwuchsmediziner verfügte mit 57 Prozent über eine Nicht-EU-Staatsbürgerschaft. Sie besaßen einen syrischen (12 Prozent), russischen (7 Prozent) oder ägyptischen (6,5 Prozent) Pass. 43 Prozent verfügten über eine EU-Staatsbürgerschaft – angeführt von Rumänien (26 Prozent), gefolgt von Griechenland (15 Prozent) und Bulgarien (12 Prozent).

Die LÄKH hat das Register 2013 geschaffen, um aussagefähige Daten zur Weiterbildung zu erhalten. Zur Weiterbildung befugte Ärzte – im Jahr 2016 insgesamt 3926 – müssen dazu einmal im Jahr Angaben an die Kammer übermitteln.

Die aktuelle Auswertung bestätigt dabei weiter das Bild der Vorjahre. Dementsprechend ist der Großteil der ÄiW weiblich (58 Prozent; 2015: 59 Prozent) und im Krankenhaus tätig (84 Prozent; keine Veränderung zu 2015). Auch die Verteilung nach Fachgebieten entspricht den Vorjahren: Die Mehrheit absolvierte die Weiterbildung im Gebiet Innere Medizin (29 Prozent), gefolgt von Chirurgie (19 Prozent) und Anästhesiologie (9 Prozent). Nur 5,5 Prozent waren es in der Allgemeinmedizin.

Tatsächlich weist die Allgemeinmedizin der Kammer zufolge seit 2013 kontinuierlich den höchsten Anteil an unbesetzten Weiterbildungsstellen auf. 2016 waren hier drei Viertel (74 Prozent) der verfügbaren Stellen unbesetzt. Von Knoblauch zu Hatzbach warnt jedoch vor schnellen Schlüssen: "Die Berufspläne können sich während der Weiterbildungszeit ändern, sodass wir nicht sagen können, in welchen Fachgebieten diese Ärzte später tatsächlich tätig sein werden", meint er.

Die Kammer werde die Entwicklungen im Auge behalten: Die nächste Erhebung folgt im Herbst 2017.

Fakten aus Hessen

34,8 Jahre ist ein Arzt in Weiterbildung in Hessen im Durchschnitt alt.

37,7 Stunden beträgt die durchschnittlich vertraglich festgelegte Wochenarbeitszeit.

74 Prozent der allgemein- medizinischen Weiterbildungsstellen waren 2016 unbesetzt.

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