Bayern

Mit „DigiOnko“ vereint gegen Brustkrebs

Die Versorgung von Brustkrebspatientinnen in Bayern verbessern lautet das Ziel des ersten Projekts, mit dem das Bayerische Innovationsbündnis gegen Krebs gut ein Jahr nach seiner Gründung an den Start geht.

Von Birgit Fenzel Veröffentlicht:
Nehmen Brustkrebs ins Visier: Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (Mitte) mit Vertretern des Bayerischen Innovationsbündnisses gegen Krebs bei der Impulsveranstaltung zu DigiOnko in Nürnberg. Zum Zeitpunkt des Fotos galt noch nicht das Abstandsgebot von 1,5 Metern.

Nehmen Brustkrebs ins Visier: Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (Mitte) mit Vertretern des Bayerischen Innovationsbündnisses gegen Krebs bei der Impulsveranstaltung zu DigiOnko in Nürnberg. Zum Zeitpunkt des Fotos galt noch nicht das Abstandsgebot von 1,5 Metern.

© StMGP

Nürnberg. Mit seinem ersten Projekt will das Bayerische Innovationsbündnis gegen Krebs den Kampf gegen Brustkrebs in Bayern mit den Errungenschaften der Medizin 4.0 gewinnen: Eine digital vernetzte Versorgungsstruktur, die Prävention, individualisierte Therapie und Rehabilitation mit der Forschung zusammenbringt.

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Denn Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Frauen in Bayern.

Wie bei fast allen Krebserkrankungen steigt auch dabei das Risiko mit dem Alter. Die demografische Entwicklung – Stichwort alternde Bevölkerung – sorgt zusätzlich für Druck. Insofern ließ Dr. Thomas Huber, Abteilungsleiter für Zukunftsfragen und Innovation im Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, keinen Zweifel am dringenden Handlungsbedarf.

„Wir haben das Bündnis gegen Krebs vor einem Jahr gegründet, jetzt geht es darum, es mit Leben zu füllen „, sagte er vor den zahlreich versammelten Vertretern aus Ärzteschaft, Forschung, Industrie und Krankenkassen im Nürnberger Marmorsaal.

Dafür sei das Ministerium auch bereit Geld auszugeben. „Fünf Millionen Euro könnten wir einbringen“, so Huber, der in Vertretung der bayerischen Gesundheitsministerin und Schirmherrin des Bündnisses, Melanie Huml (CSU), auftrat.

Mehr als ein Rennen gegen Krebs

Tatsächlich ist es nicht nur ein Rennen gegen den Krebs. Auch politisch und gesellschaftlich gibt es nach Auffassung der Bündnismitglieder einiges aufzuholen. „Zentrale Fortschritte für digitale Anwendungen sind im Gesundheitswesen noch nicht umgesetzt“, sagte Professor Peter Fasching vom „Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN“, Inhaber der Professur für Translationale Frauenheilkunde an der Erlangener Frauenklinik und einer der führenden Köpfe hinter „DigiOnko“. Als Beispiele nannte er die Verfügbarkeit großer Datenbank-Systeme, Smarte Sensorik und Supportive Apps sowie „gut organisierte Versorgungs- und Patientennetzwerke“.

Kernelement der Projektidee „DigiOnko“ ist die Etablierung einer einheitlichen IT-Infrastruktur, die alle an der Versorgung beteiligten Akteure inklusive Forschung vernetzen soll. Dazu müssten sämtliche patientinnenbezogenen Daten in eine Datenstruktur gebracht werden, in der sie auf der einen Seite für die Patientin und die direkte Krankenversorgung genutzt werden können, und die andererseits auch mit Daten anderer Patientinnen zusammengeführt werden können, um systematische Analysen und Anwendungen der künstlichen Intelligenz durchzuführen, so Fasching.

Sinnvolle Geräte für Hausgebrauch

„DigiOnko“ setzt dabei stark auf die Nutzung von Präventivangeboten, etwa in Form von Gesundheits-Apps oder Geräten für die digitale Versorgung daheim. Im Rahmen der Digitalisierung der Medizin gebe es inzwischen einige sehr sinnvolle Geräte für den Hausgebrauch, erklärt Fasching.

Einige der digitalen Gesundheitsprogramme oder Monitoring-Bestrebungen seien dazu prädestiniert, in der Praxis der Brustkrebsversorgung umgesetzt zu werden. Als Beispiele nannte er das Schlafmonitoring, die Erfassung von Aktivitätsmustern oder eine „achtsamkeits-basierte Stressreduktion“, die zu einer Verminderung von Depression, Schmerzen sowie zu einer besseren Verarbeitung der Erkrankung und damit zu einer insgesamt höheren Lebensqualität führe.

Gleichzeitig betonte Fasching, dass die Patientin zu jedem Zeitpunkt die Datensouveränität behalten müsse. „Das ist möglich, bei dieser Form der Vernetzung ist der Aufbau einer Datenkrake nicht zwingend die Folge.“

Doch genau darin sehen die Bündnismitglieder den Hauptgrund für die zögerliche Einführung der neuen Techniken im Gesundheitswesen. Für BDI-Präsident Dieter Kempf, der im Brainstorming-Board des Bayerischen Bündnisses gegen Krebs die Perspektiven aus der Industrie einbringt, wird dies schon bei der Wahl des Wortes deutlich, mit dem in jüngster Zeit über das Thema Datengewinnung diskutiert wurde.

„Datenspende erinnert sehr an Organspende“, so Kempf. In Gesprächen habe er den Eindruck gewonnen, dass vielen Zeitgenossen „Daten wichtiger sind als die eigenen Organe“. Aus seiner Sicht basieren diese Ressentiments auf einer folgenschweren Fehleinschätzung. „Das Hauptrisiko ist nicht, dass Daten missbraucht werden, sondern, dass sie nicht genutzt werden“, so Kempf. Für ihn geht es dabei auch um „die Ethik der Daten-Nichtnutzung“.

Eine Image-Frage für Bayern

„Die noch offenen rechtlichen und fachlichen Fragen werden wir zeitnah klären“, so Abteilungsleiter Huber bei der Impulsveranstaltung. Und fügte auf Nachfrage gleich hinzu, was er darunter versteht: bis zum Start des Projekts im Sommer dieses Jahres.

Letztlich ist das für die Bayern auch eine Imagefrage: Zu den ambitionierten Hauptzielen des Bündnisses gehört, Bayern zum Impulsgeber für Innovationen in der Nationalen Dekade gegen Krebs zu machen.

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