Mit dem Maßband dem Diabetes auf der Spur

Die Ergebnisse der Studie "Delight" der AOK Schleswig-Holstein und dem UKE zeigen, wie gezielte Prävention Diabetes verhindern kann. Die AOK will nun mehr in die betriebliche Gesundheitsförderung investieren.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Mit gutem Beispiel voran: Seinen Bauchumfang lässt AOK-Chef Dr. Dieter Paffrath bei Vorstellung der Studienergebnisse messen. © AOK

Mit gutem Beispiel voran: Seinen Bauchumfang lässt AOK-Chef Dr. Dieter Paffrath bei Vorstellung der Studienergebnisse messen. © AOK

© AOK

KIEL. Ein simples Maßband hilft nach Erfahrungen aus der Studie, einem Diabetes auf die Spur zu kommen. Liegt der Bauchumfang bei Frauen über 80 cm und bei Männern über 94 cm, besteht ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. "Mit den vorliegenden Ergebnissen haben wir eindrucksvoll nachgewiesen, dass sich bereits mit einer moderaten Lebensstilveränderung die Entwicklung eines Diabetes effizient verhindern lässt", sagte AOK-Chef Dr. Dieter Paffrath bei der Vorstellung der Studienergebnisse zu "DELIGHT" (Delay of Impaired Glucose Tolerance by a Healthy Lifestyle Trial) in Kiel.

An der Studie hatten sich die Mitarbeiter aus fünf schleswig-holsteinischen Betrieben beteiligt. Sie ermittelten zunächst freiwillig und anonym mithilfe eines Maßbandes ihren Bauchumfang.

Jeder Dritte hatte eine gestörte Glukosetoleranz

"Speziell das Fett im Bauchraum ist sehr stoffwechselaktiv und produziert eine Vielzahl von gesundheitsbelastenden Substanzen", sagte Studienleiter Professor Eberhard Windler vom UKE. In der Folge steige das Risiko für Diabetes, aber auch Herz-Kreislauferkrankungen.

300 Mitarbeiter hatten sich zur Erstuntersuchung gemeldet, bei 240 von ihnen bestätigte sich der Bauchumfang über dem Grenzwert von 94 cm bei Männern und über 80 cm bei Frauen. Bei diesen Mitarbeitern wurden ein oraler Glukosetoleranztest und weitere Untersuchungen vorgenommen.

Das Ergebnis: Jeder dritte Arbeitnehmer hatte eine gestörte Glukosetoleranz. Bei den über 50-Jährigen war sogar jeder Zweite betroffen. 75 Prozent der Mitarbeiter hatten zugleich Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Außerdem wurden acht Teilnehmer mit der Diagnose Diabetes überrascht.

Keiner der Prädiabetiker entwickelte einen Diabetes

Alle betroffenen Mitarbeiter wurden dann über einen Zeitraum von drei Jahren mit speziellen betrieblichen Präventionsangeboten von AOK- und UKE-Experten betreut und regelmäßig medizinisch untersucht. Mit einfachen und verständlichen Empfehlungen zur Lebensstiländerungen gelang es, die Entwicklung eines Diabetes zu verhindern. "Durch eine fettreduzierte und vitaminreiche Ernährung sowie durch mehr Bewegung nahmen die Männer durchschnittlich sechs Kilo, die Frauen drei Kilo ab. Die meisten verbesserten gleichzeitig ihre erhöhten Blutdruck- und Cholesterinwerte", so Dr. Birgit-Christiane Zyriax, Ernährungswissenschaftlerin am UKE. Keiner der Prädiabetiker, die aktiv teilnahmen und zumindest ein Kilogramm abnahmen, entwickelte im Verlauf der Studie über drei Jahre einen Diabetes. Vier der Zuckerkranken verloren ihren Diabetes.

Die AOK will aufgrund der Ergebnisse die betriebliche Gesundheitsförderung intensivieren. In Schleswig-Holstein gibt es rund 260 000 Diabetiker. Die durchschnittlichen Behandlungskosten betragen pro Diabetiker und Jahr rund 4000 Euro.

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