Schutz von Heimbewohnern

Mobile Corona-Impfteams: Brandenburg setzt auf Hausärzte

In Brandenburg sollen die Impfungen gegen SARS-CoV-2 direkt nach Weihnachten starten. Gleich zu Beginn gefragt sind die mobilen Impfteams, an denen sich vor allem Hausärzte beteiligen sollen.

Benjamin LassiweVon Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:
Ullrich Fleck (l.), DRK-Kreisverbandsarzt, und Pflegefachkraft Stefanie May (r.) simulieren eine Corona-Impfung bei einer Heimbewohnerin beim Probedurchlauf

Ullrich Fleck (l.), DRK-Kreisverbandsarzt, und Pflegefachkraft Stefanie May (r.) simulieren eine Corona-Impfung bei einer Heimbewohnerin beim Probedurchlauf fürs „Mobile Impfen in Pflegeeinrichtungen“ in der DRK-Seniorenbetreuungseinrichtung Saalower Berg.

© dpa

Potsdam. Das Land Brandenburg rechnet damit, am 27. Dezember die Bewohner eines Altenheims im besonders betroffenen Landkreis Oberspreewald-Lausitz als erste Menschen im Land mit dem Corona-Impfstoff von BioNTech und Pfizer impfen zu können. Das gaben Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) und der Vorstandsvorsitzende der KV, Dr. Peter Noack, am Freitag in Potsdam bekannt.

Ende Dezember werde das Land eine erste Lieferung von 12.000 Impfdosen des mRNA-Impfstoffs von BioNTech und Pfizer erhalten, dessen Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) Anfang der Woche erwartet wird. Dabei handelt es sich um den auf Brandenburg entfallenden, nach dem „Königssteiner Schlüssel“ ermittelten Anteil einer ersten bundesweiten Lieferung von 400.000 Impfdosen.

Zuerst wird in Pflegeheimen geimpft

Die ersten Impfungen sollen demnach in stationären Pflegeeinrichtungen vorgenommen werden. Ab dem 29. Dezember soll dann das Personal in den für die Gesundheitsversorgung des Landes besonders wichtigen Krankenhäusern der Maximalversorgung in Potsdam, Neuruppin, Cottbus und Schwedt geimpft werden.

Ab dem 4. Januar werde das Callcenter der KV für die Vergabe der Impftermine in den Impfzentren des Landes in Betrieb gehen – dann könnten sich zunächst Menschen, die älter als 80 Jahre sind, für eine Impfung in den Impfzentren melden.

Ab dem 5. Januar öffnen dann zunächst die Impfzentren in Cottbus und Potsdam, weitere folgten später. Dort werde dann auch geprüft, ob die zur Impfung kommenden Menschen auch zur Impfung berechtigt sind. Gegebenenfalls würden auch Menschen wieder weggeschickt, so Noack.

Geimpft wird durch den Hausarzt

Die Impfungen in den Heimen sollen in der Regel von den für die Heime zuständigen Hausärzten vorgenommen werden. „Diese Ärzte kennen ihre Patienten“, sagt Noack. Der Impfstoff soll von einem Mitarbeiter des DRK in die Heime gebracht werden, der auch über notfallmedizinische Kenntnisse verfügt und die Impfungen dokumentieren soll.

Zudem soll der Mitarbeiter eine Notfallausrüstung für den Fall dabei haben, dass es – ähnlich wie bislang zweimal in Großbritannien geschehen – zu einer schweren allergischen Reaktion bei den geimpften Personen kommt. Insgesamt gibt es im Land 300 Alten- und Pflegeheime.

Hoher Personalausfall in Kliniken

In den Krankenhäusern sollen die schnellen Impfungen des Personals auch die Arbeitsfähigkeit der Kliniken sichern. „In einzelnen Häusern stehen derzeit 20 bis 30 Prozent der Mitarbeiter krankheitshalber nicht mehr zur Verfügung“, sagte der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Michael Jacob. „Wir stehen vor dem großen Problem steigender Fallzahlen und abnehmender Mitarbeiterzahlen.“

Deswegen sollten nun alle Krankenhausmitarbeiter am Impfen teilnehmen. „Sonst werden wir unser Versorgungssystem nicht aufrechterhalten können.“ Er gehe davon aus, dass in den nächsten Wochen noch weiter steigende Fallzahlen auf die Krankenhäuser zukommen: „Die Menschen, die heute in den Krankenhäusern sind, haben sich vor zwei bis drei Wochen angesteckt.“

Praxisteams sollen Dienst in Impfzentren schieben

Für die späteren Impfungen in den Impfzentren setzt die KV dagegen auf Praxisteams, die für einen Tag ihre Praxis schließen und stattdessen die Impfungen durchführen. „Es haben sich schon über 1000 Kollegen dafür freiwillig gemeldet“, sagte Noack. Insgesamt werde das Impfen von 1,5 Millionen Brandenburgern aber eine „Herkulesaufgabe“ bleiben, sagte Ministerin Ursula Nonnemacher.

Wann wenigstens die Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen sowie des Krankenhauspersonals abgeschlossen sein werden, konnte die Ministerin am Freitag noch nicht sagen. Dies hänge von der Verfügbarkeit und weiteren Impfstofflieferungen ab – und entwickele sich deswegen „dynamisch“.

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