Innovationsfondsprojekt

MoniKas entlasten den Arzt

In Leverkusen wird der Einsatz von Monitoring- und Kommunikationsassistentinnen getestet. Sie begleiten vor allem schwer Kranke engmaschig und besuchen sie zu Hause.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Zwei speziell geschulte Pflegefachkräfte kümmern sich bereits um Patienten.

Zwei speziell geschulte Pflegefachkräfte kümmern sich bereits um Patienten.

© Halfpoint / stock.adobe.com

LEVERKUSEN. Niedergelassene Ärzte aus dem Regionalen Gesundheitsnetz Leverkusen wollen schwer chronisch kranke Patienten umfassender als bisher in ihrem häuslichen Umfeld versorgen. Im Zentrum des Gemeinschaftsprojektes mit der AOK Rheinland/Hamburg steht die Zusammenarbeit der Ärzte mit besonders qualifizierten Pflegefachkräften, die Patienten zu Hause besuchen.

„Wir bringen den Arzt näher zu den Patienten“, sagt der Geschäftsführer des Netzes Dr. Manfred Klemm. Das Leverkusener Netz, an dem sich 80 der rund 120 Haus- und Fachärzte aus der Region beteiligen, beschäftigt fünf Pflegefachkräfte, die zu Monitoring- und Kommunikationsassistentinnen (MoniKa) geschult wurden. Sie übernehmen nicht-ärztliche Tätigkeiten.

In dem AOK-Projekt werden sich zunächst zwei von ihnen um schwerkranke Patienten mit drei Indikationen kümmern: fortgeschrittene Herzinsuffizienz, chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Die Initiatoren gehen davon aus, dass in den kommenden zwei Jahren rund 370 AOK-Versicherte in dem Projekt betreut werden. Sie werden über die behandelnden Ärzte eingeschrieben.

Beratung der Kranken im Fokus

Die MoniKas werden die meist älteren Patienten engmaschig begleiten und sie zu Hause besuchen. Dabei geht es zum einen darum, die Kranken zu beraten und im Umgang mit ihrer Erkrankung sicherer zu machen. Zum anderen erheben die MoniKas regelmäßig medizinische Parameter, auf die der Arzt über eine elektronische Patientenakte Zugriff bekommt. „Er ist der Entscheider und Steuerer“, betont Projektleiterin Nicole Balke vom Vorstand des Gesundheitsnetzes.

Über die Pflegefachkräfte erhalte der Arzt Informationen, die ihm beim Besuch der Patienten in der Praxis oft verborgen bleiben. „Er kann Versorgungsbrüche erkennen, die vorher nicht sichtbar waren“, sagt Balke.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei, dass die Patienten durch die intensive Betreuung eine höhere Sicherheit erhalten, ergänzt Geschäftsführer Klemm. Die Patienten können lernen, mit Krisensituationen besser umzugehen und Warnzeichen früher zu erkennen. „Wir wollen vermeiden, dass der Patient wartet, bis es zu spät ist.“

Weniger Klinikaufenthalte?

Die Hoffnung ist, dass sich durch den Einsatz der MoniKas Krankenhausaufenthalte vermeiden und dadurch die Kosten senken lassen. Geplant ist die Integration telemedizinischer Elemente in das Programm.

Das MoniKa-Konzept wird in einem vom Innovationsfonds geförderten Projekt erprobt: „Mambo – Menschen ambulant betreut, optimal versorgt“. Hier kooperiert das Gesundheitsnetz Leverkusen mit der Betriebskrankenkasse pronova BKK. Bei der Kooperation mit der AOK gehe es um die Fokussierung auf bestimmte Krankheitsbereiche und die Ausweitung des Angebots auf mehr Patienten, erläutert Klemm.

Rund ein Drittel der Bewohner der Region sind bei der AOK Rheinland/Hamburg versichert. Die AOK zahlt die Hausbesuche durch die MoniKa. Die Kasse sei von dem Konzept überzeugt, sagt Vorstand Matthias Mohrmann. „Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass die Versorgung dort, wo es solche Netzwerke gibt, besser funktioniert.“

Die intensivierte Betreuung wird eine neue Qualität in die ambulante Versorgung bringen, erwartet er. Beim Besuch in der Praxis würden die Patienten längst nicht alle Fragen stellen, die sie haben. „Gerade bei älteren Patienten ist die Hemmschwelle Pflegekräften gegenüber niedriger.“

Die Auswertung wird zeigen, ob sich die Erwartungen in das Konzept erfüllen. „Dann sollte man es auch in anderen Regionen im Rheinland umsetzen“, findet Mohrmann. Manche Ärzte hätten der MoniKa zunächst skeptisch gegenübergestanden, berichtet Projektleiterin Balke. Das habe sich aber geändert. „Mittlerweile werden die Pflegekräfte als Entlastung empfunden.“

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