IQWiG

Musiktherapie tut Krebskranken gut – zumindest kurzfristig

Ein Bericht für das IQWiG bescheinigt der Musiktherapie kurzfristigen Nutzen im Vergleich zur Routineversorgung unter anderem bei Stimmungsschwankungen, Angst, Depression und Stress. Zur Bewertung von Langfrist-Effekten fehlen aber Daten.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die Musiktherapie gibt Krebspatienten einem Bericht zufolge mehr Lebensqualität.

Die Musiktherapie gibt Krebspatienten einem Bericht zufolge mehr Lebensqualität.

© picture alliance / BSIP

KÖLN. Patienten mit einer Krebserkrankung können von einer Musiktherapie profitieren. Die begleitende Therapie hat einen kurzfristigen Nutzen bei psychischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Stimmungsschwankungen oder Angst. Zu längerfristigen Effekten und zur Kosteneffektivität der Musiktherapie sind keine Aussagen möglich, weil die Datenlage schlecht ist.

Zu diesem Ergebnis kommt der vorläufige Health Technology-Assessment-Bericht (HTA), den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Auftrag gegeben hatte. Die Musiktherapie bei Krebs macht den Auftakt für den ThemenCheck Medizin.

Bei diesem 2016 auf den Weg gebrachten Verfahren können Bürger und Patienten Vorschläge für HTA-Berichte machen. Bis zu fünf Themen werden pro Jahr ausgewählt. Das IQWiG beauftragt dann externe Experten mit der Erstellung eines Berichts. Sie müssen mit den Methoden des IQWiG arbeiten, dabei aber nicht nur den medizinischen Nutzen und die Kosten unter die Lupe nehmen, sondern auch ethische, organisatorische, soziale und rechtliche Aspekte.

Zehn Studien untersucht

Das Thema Musiktherapie haben sechs Wissenschaftler der Gesundheit Österreich GmbH bearbeitet, des nationalen österreichischen Instituts für Gesundheitsförderung, Qualität, Planung und Forschung im Gesundheitswesen. Sie haben zehn randomisierte kontrollierte Studien in ihre Untersuchung einbezogen.

„Der vorliegende HTA gibt Hinweise und Anhaltspunkte für einen kurzfristigen Nutzen der Musiktherapie im Vergleich zur Routineversorgung bezüglich Abgeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Angst, Angst & Depression, Stress/Anspannung, krankheitsbezogenen unerwünschten Ereignissen und gesundheitsbezogener Lebensqualität“, schreiben die Wissenschaftler.

Nach der vorliegenden Evidenz würden vor allem vergleichsweise kurzfristige psychische Endpunkte sowie vor allem nicht-biologische Endpunkte zeitnah nach der Intervention positiv beeinflusst. Für die meisten klinischen Endpunkte und für anhaltende psychische Zustände wie Depression fehle dagegen weitgehend Evidenz für die Wirksamkeit der Musiktherapie.

„Die kurzfristigen Effekte sind jedoch vor dem Hintergrund der meist prekären, manchmal lebensbedrohlichen Krankheitssituation zu sehen“, betonen die Wissenschaftler. Außerdem handele es sich um eine nicht invasive, ethisch weitgehend unbedenkliche Intervention, die eine hohe Motivation und Kooperation der Patienten voraussetze.

Kosteneffektivität ungeklärt

Da sie zu Endpunkten wie Krankheitsbewältigung oder Aktivitäten des täglichen Lebens keine Studien gefunden haben, konnten die Forscher zu diesen Aspekten keine Aussagen treffen. Dasselbe gilt für die Musiktherapie als Gruppenintervention. Auch für die Kosteneffektivität der Therapie liegen laut dem Bericht keine Daten vor.

Vor der Fertigstellung des HTA-Berichts können interessierte Personen und Institutionen bis zum 4. Februar eine Stellungnahmen abgeben, die gegebenenfalls noch in den Bericht einfließen werden. Er wird dann um eine allgemein verständliche Version sowie einen Kommentar des IQWiG ergänzt. Das Institut veröffentlicht den HTA-Bericht und übermittelt ihn an den Gemeinsamen Bundesausschuss und das Bundesgesundheitsministerium.

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