Reaktion auf Ankündigungen
Patientenschützer und Kassen gegen weitere Praxisschließungen
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz und die Kassen reagieren mit Unmut auf die Drohung von Ärzteverbänden, im neuen Jahr die Praxen auch länger zu schließen.
Veröffentlicht:Berlin. Patientenschützer und Krankenkassen haben Drohungen mit Praxisschließungen auch im neuen Jahr kritisiert. „Grundsätzlich kann jede Berufsgruppe für ihre Interessen protestieren“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Jedoch bestreikten die niedergelassenen Ärzte Patientinnen und Patienten, die aber nicht Adressaten der Forderungen seien. Zudem bezahlten die Versicherten den Protest. Dieser sollte sich vor dem Bundesgesundheitsministerium formieren. „Dafür scheint die Ärztelobby aber nicht genügend Unterstützung bei den eigenen Kolleginnen und Kollegen zu erhalten.“
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen warnte, es erscheine weder fair noch angemessen, Patienten nicht zu untersuchen oder zu behandeln, um eigene Interessen durchzusetzen. „Genau das passiert, wenn einzelne Ärzteverbände erneut für geschlossene Praxen sorgen, um die Politik unter Druck zu setzen“, sagte Sprecher Florian Lanz.
Auch MEDI droht mit längeren Praxisschließungen
Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hat für das neue Jahr noch längere Praxisschließungen angedroht, falls es keine Annäherung mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gibt.
Dieser Ankündigung hat sich am Freitag auch der Ärztebund MEDI Baden-Württemberg angeschlossen. Der MEDI-Vorsitzende Dr. Norbert Smetak sagte, wenn die Politik die Fehlentwicklungen in der Gesundheitspolitik nicht erkenne und die Ärzteverbände nicht in die Lösung der Probleme mit einbeziehe, würden die Proteste nicht ruhen. „Die Ärzteschaft muss die Praxisschließungen dann als Druckmittel leider fortsetzen“, so Smetak.
MEDI konnte keine Angaben zur Zahl der beteiligten Praxen machen, weil der Streik dezentral organisiert werde. (dpa)