Personalisierte Medizin: Mehr Optionen und mehr Aufwand

Der Markt für gentechnisch hergestellte Medikamente wächst. Für Therapien ergeben sich viele neue Optionen. Doch zugleich wächst bei den Ärzte auch der Aufwand.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Labortests für die personalisierte Medizin: Für Ärzte ergeben sich mehr Optionen, aber auch mehr Aufwand.

Labortests für die personalisierte Medizin: Für Ärzte ergeben sich mehr Optionen, aber auch mehr Aufwand.

© NiDerLander / fotolia.com

BERLIN. Der Mehraufwand für Ärzte beim Einsatz der "personalisierten" beziehungswseise "individualisierten" Medizin sollte adäquat honoriert werden.

Diese Forderung erhob Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer der Biotechnologie-Sparte des Verbandes forschender Pharmaunternehmen (vfa bio) bei der Vorstellung der Marktüberblicksstudie "Medizinische Biotechnologie 2011", die die Boston Consulting Group im Auftrag des vfa erstellt hat.

Die rote Biotechnologie ist eng verknüpft mit den Begriffen "personalisierte" und individualisierte" Medizin. Dabei setzen Ärzte "Tandems" aus Diagnostika und Therapeutika ein, um im Vorfeld einer Behandlung schon Rückschlüsse auf die Wirkung und die Verträglichkeit einer Arznei schließen zu können.

Die Bedeutung der Biopharmazeutika nimmt zu. Mit den gentechnisch hergestellten Medikamenten haben die Hersteller im vergangenen Jahr 17 Prozent des Gesamtpharmamarktes von rund 30 Milliarden Euro erzielt.

"Wir punkten in der Therapie immer mehr, gerade bei schweren Erkrankungen", sagte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender des vfa bio und CEO der Medigene Group. Das Umsatzplus von acht Prozent sei rein auf die gestiegene Nachfrage, nicht auf Preiserhöhungen zurückzuführen, sagte Mathias.

Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einem "deutlichen Abflachen des Wachstums". 2011 greife der von sechs auf 16 Prozent erhöhte Zwangsrabatt ganzjährig. Auch die private Krankenversicherung sei seit diesem Jahr im Rabattsystem. Der Zwangsrabatt habe die Biotech-Unternehmen im vfa in 2010 rund 310 Millionen Euro Umsatz gekostet, sagte Mathias.

Im Jahr 2010 wurden in Deutschland sechs Biopharmazeutika zugelassen. Derzeit sind neun Wirkstoffe überwiegend zur Therapie seltener Erkrankungen im Zulassungsverfahren. "Die Pipeline ist gut gefüllt", sagte Mathias.

In der Frage, ob die frühe Nutzenbewertung für die Branche erfolgreich verlaufen werde, zeigte sich Mathias zuversichtlich. Dazu sei es unter anderem notwendig, dass die "Tandems" aus Diagnostika und Therapeutika gemeinsam bewertet würden. Derzeit verliefen die Zulassungspfade noch getrennt.

Für den vfa bio ergibt sich daraus eine Forderung an die Politik. Der Gemeinsame Bundesausschuss solle bei der Bewertung von Diagnostika transparenter arbeiten, sagte Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer von vfa bio. Erforderlich sei auch, dass der Gesetzgeber dem GBA Bearbeitungsfristen vorgebe. Dies könne im Versorgungsgesetz geregelt werden, das derzeit im Anhörungsverfahren ist.

Throm forderte die Industrie auf, die Funktion von Biomarkern durch große Studien abzusichern. Das werde die Zulassungsfähigkeit der Biopharmazeutika fördern.

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