Korruption

Pharmafirmen wollen Strafen für bestechliche Ärzte

Die Arzneimittelhersteller sind für das Thema Korruption sensibler geworden. Das zeigt eine Umfrage. Doch eigene Anti-Korruptions-Programme sind selten.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Auch Pharma wünscht sich ein Gesetz gegen Korruption.

Auch Pharma wünscht sich ein Gesetz gegen Korruption.

© Minerva Studio/fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Der Zeitpunkt hätte kaum besser gewählt werden können: Just zum Launch einer Gesetzesinitiative, mit der Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen unter Strafe gestellt werden sollen, veröffentlicht das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PWC) eine Studie zur Wirtschaftskriminalität in der Pharmaindustrie.

Im Fokus stand "das Risiko, in geschäftlichen Beziehungen zu Ärzten mit Antikorruptionsregelungen in Konflikt zu geraten".

Das etwas geschraubt formulierte Erkenntnisinteresse ist dem methodischen Problem geschuldet, dass sich die Bereitschaft zur Vorteilsgewährung nicht abfragen lässt, ohne bewusst falsche Antworten in Kauf zu nehmen.

Bewusstsein geschärft

Offenkundig, das zeigt die PWC-Erhebung, hat die wachsende öffentliche Diskussion über Korruption sowie der - insbesondere in börsennotierten Gesellschaften - verbreitete Trend zu intensiver Beschäftigung mit Compliance auch bei den Arzneimittelherstellern das Bewusstsein für fragwürdige Marketingpraktiken gegenüber Ärzten geschärft.

So werden etwa Sponsoring, Studienvergabe, Anwendungsbeobachtungen oder Beraterbeziehungen von mittlerweile zwei Dritteln der befragten Firmen als potenziell problembehaftet eingestuft, während dies bei einer ähnlichen Befragung vor zwei Jahren erst rund die Hälfte der Unternehmen so sahen.

Ebenfalls fast zwei Drittel der befragten Unternehmensrepräsentanten wünschen sich heute ausdrücklich eine strafrechtliche Regelung gegen bestechliche Ärzte; vor zwei Jahren forderten dies lediglich 22 Prozent.

Wenige Compliance-Programme

Aber: Trotz geschärfter Wahrnehmung von Korruptionsrisiken ist die Bereitschaft der Firmen, eigene Compliance-Programme aufzulegen noch relativ gering ausgeprägt.

Verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen wie Finanzdienstleistern, Versicherungen, Maschinenbau oder Automobilindustrie liegt Pharma ganz hinten.

Branchenübergreifend ermittelte PWC, haben 46 Prozent aller Unternehmen eigene Richtlinien zur Prävention korruptiver Geschäftsbeziehungen verfasst - doch unter den befragten Arzneimittelherstellern nur 22 Prozent.

Ein Grund dafür könnte sein, dass an der Studie viele kleine und mittlere Unternehmen teilgenommen hatten, räumt PWC-Partner Steffen Salvenmoser ein.

Nicht zuletzt wegen fehlender interner Ressourcen verließen die sich eher auf externe Selbstverpflichtungswerke wie den FSA oder den AKG.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kritische Selbsterkenntnis

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Kommentare
Peter Peschel 23.04.201309:42 Uhr

Da wird der Bock doch zum Gärtner , oder.....bei diesen Summen

Industriesupport ( Pharmasupport oder ?) vom Deutschen Anästhesie Congress 2013.
Kein Wunder wenn hier ein Schelm tieferes vermutet, denn bezahlt wird dieses alles am Ende vom System über die Verkaufspreise.

Auf Wunsch nachfolgend genannter Unternehmen informieren wir über die finanzielle Unterstützung zu diesem Kongress gemäß dem FSA-Kodex (Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e.V.)


AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG „Sponsoringleistung“ € 82.070,-
Baxter Deutschland GmbH „Sponsoringleistung“ € 41.720,-
Bayer Healthcare AG „Sponsoringleistung“ € 20.320,-
Boehringer Ingelheim PharmaGmbH&Co.KG„Spons“ € 20.320,-
MSD SHARP & DOHME GMBH „Sponsoringleistung“ € 30.120,-
Novartis Pharma GmbH „Sponsoringleistung“ € 18.920,-
Pfizer Pharma GmbH „Sponsoringleistung“ € 26.620,-
ratiopharm GmbH „Sponsoringleistung“ € 26.490,-

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