Schleswig-Holstein

Projekt „betriebliche Pflegelotsen“ gestartet

Betriebliche Pflegelotsen sollen Arbeitskollegen mit pflegebedürftigen Angehörigen Unterstützung bieten.

Veröffentlicht:

Kiel. Unterstützung im Betrieb für die Pflege zu Hause verspricht das neu geschaffene Angebot „betrieblicher Pflegelotse“ in Schleswig-Holstein. In sechsstündigen Kursen sollen Mitarbeiter in Unternehmen geschult werden, um im Bedarfsfall erste Ansprechpartner in den Betrieben für pflegende Angehörige in der Belegschaft zu sein.

Initiiert wurde das Programm vom Unternehmensverband Nord, der AOK Nordwest, dem Verband der Ersatzkassen (vdek) und dem Landessozialministerium. „Pflegelotsen können niedrigschwellig und direkt im Betrieb pflegenden Angehörigen helfen, konkrete Unterstützung und Rat zu finden. Damit können sie eine wertvolle Brücke zu professioneller Hilfe schlagen“, sagte Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP).

Die Pflegelotsen sollen nicht die Aufgaben der Pflegeberatung übernehmen, sondern die betroffenen Betriebsangehörigen zur rechten Zeit an die richtigen Stellen lotsen. Dadurch will man erreichen, dass die Familien möglichst frühzeitig und schnell Hilfe erhalten und die Doppelbelastung durch Berufstätigkeit und Pflegeverantwortung verringert wird.

Bestandteil der Schulung sind grundlegende Informationen zu den Leistungen der Pflegeversicherung, Tipps und Hinweise für die ersten Schritte beim Eintreten einer Pflegebedürftigkeit sowie Lösungsansätze, wie Betriebe und Verwaltungen proaktiv mit dem Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege umgehen können.

„Kompetenz spielt nachgeordnete Rolle“

Beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest stößt das neue Angebot allerdings auf Kritik. „Was zunächst wie eine gute Lösung klingt, folgt der immer wieder gleichen Haltung: In der Pflege spielt Kompetenz eine nachgeordnete Rolle – Hauptsache, die Kosten bleiben niedrig“, teilte der Verband mit.

Angesichts der Komplexität der Pflegesituationen, in der sich die individuell Betroffenen befänden, sei es „nahezu vermessen davon auszugehen, dass in einem Sechs-Stunden-Kurs vermittelt werden soll, wie ein unterstützendes Erstgespräch kompetent zu gestalten ist“. 

Der Verband verwies in diesem Zusammenhang auf die Herausforderung, die emotionale Belastung der pflegenden Angehörigen wahrzunehmen und darauf angemessen zu reagieren. Dies könne von unzureichend geschulten Personen nicht erwartet werden, sondern werde sie sehr schnell an ihre eigenen Grenzen bringen. (di)

Mehr zum Thema

Fachkraft für Nachtdienst fehlte

Heimaufsicht prüft Polizeieinsatz in Pflegeheim

Vor Entscheid in der Länderkammer

Streit um Pflegepersonaleinsatz in Kliniken vor der Einigung

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand