Kliniken

Proteste gegen Entlassungswelle von Pflegekräften in Spanien

Bei hoher Corona-Impfquote und niedriger Inzidenz werden in vielen Regionen Spaniens tausende Pflegekräfte in Krankenhäusern entlassen. Pflegeverbände halten dies für fatal.

Veröffentlicht:
Während der ersten Welle der Pandemie wurden sie regelmäßig beklatscht – jetzt hat in spanischen Krankenhäusern eine Entlassungswelle von Gesundheitspersonal begonnen – hier eine solche Szene in Malaga im Mai 2020.

Während der ersten Welle der Pandemie wurden sie regelmäßig beklatscht – jetzt hat in spanischen Krankenhäusern eine Entlassungswelle von Gesundheitspersonal begonnen – hier eine solche Szene in Malaga im Mai 2020.

© Jesus Merida / picture alliance / ZUMAPRESS.com

Madrid. Mit einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von nur noch 24 Fällen pro 100.000 Einwohner und einer Impfquote von fast 78,5 Prozent beginnt in Spanien derzeit eine große Entlassungswelle im Gesundheitssektor.

Jüngsten Medienberichten zufolge wurden in den vergangenen Wochen bereits über 21.000 Krankenpfleger entlassen, die im vergangenen Jahr eigens für den Kampf gegen die COVID-19-Pandemie mit befristeten Verträgen eingestellt worden waren.

Und es sollen weitere Stelle im Krankenpflegesektor gestrichen werden. Allein die südspanische Region Andalusien wird zum 1. November die Verträge von 8000 während der Pandemie eingestellten Krankenpflegern nicht verlängern.

Im nordspanischen Galicien sind es 1200 Pfleger, die ihren Job wieder verlieren. Außer Katalonien, die Balearen, La Rioja und die Kanarischen Inseln entlassen fast alle spanischen Regionen einen Großteil des Krankenpflegepersonals, das im Vorjahr eingestellt wurde.

„Historische Chance“ wird vergeben

Die spanischen Krankenpfleger- und Ärztegewerkschaften protestieren. Für José Sánchez vom andalusischen Krankenpfleger-Verband vergebe man durch die Massenentlassungen „eine historische Chance, endlich den chronischen Mangel an Krankenpflegepersonal zu beheben. In Andalusien haben wir nur 4,3 Krankenpfleger pro 1000 Einwohner. Der Durchschnitt in Spanien liegt bei 5,4 und in Europa bei 8,8“, gibt Sánchez zu bedenken.

Für Samstag sind vor Andalusiens Krankenhäusern erste Krankenpfleger-Protestaktionen geplant. María José García vom spanischen Krankenpfleger-Verband Satse hält die Nicht-Übernahme des während der Pandemie eingestellten Krankenpflegepersonals für „fahrlässig“.

Die Pandemie habe zwar an Geschwindigkeit abgenommen. Aber nun beginne die massive Grippeimpfkampagne, die zusammen mit der dritten Auffrischungsimpfung gegen COVID-19 für Personen über 70 Jahre und Risikogruppe vorgenommen werden soll.

Bis zu 120.000 Fachkräfte fehlen

„Es wird uns an Personal fehlen“, versichert García. Nach Schätzung des spanischen Krankenpfleger-Verbands fehlen in Spanien bis zu 120.000 Fachkräfte. Dabei gebe es noch ein weiteres Problem, erklärt María José Campillo vom spanischen Ärzteverband: Wie in Deutschland und anderen EU-Staaten nehmen auch in Spanien die Corona-Infektionen in der vergangenen Wochen wieder leicht zu und in den kälteren Wintermonaten sei auch in Spanien wieder mit einem Aufwärtstrend bei den Neuinfektionen zu rechnen. (mame)

Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma-Regulierung: Impulse für Deutschland

Der Stand der Europäischen HTA-Regulation

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung