Weltkrebstag

Regierung investiert Millionen in die Krebsforschung

Bis zu 500.000 Neuerkrankungen jedes Jahr: Die Bundesregierung will den Kampf gegen Krebs intensivieren – auf nationaler wie auf europäischer Ebene.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Jens Spahn und Anja Karliczek wollen den Kampf gegen Krebs verstärken.

Jens Spahn und Anja Karliczek wollen den Kampf gegen Krebs verstärken.

© Wolfgang Kumm / dpa / picture alliance

Berlin. Die Bundesregierung will die am 1. Juli 2020 beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um den Kampf gegen den Krebs zu verstärken. „In Deutschland erkranken jährlich 480.000 Menschen an Krebs.

Darum handeln wir“, teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus Anlass des 20. Weltkrebstages am Dienstag per Kurznachrichtendienst „Twitter“ mit.

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, die von der Bundesregierung Ende Januar 2019 gestartete Initiative der „Nationalen Dekade gegen Krebs“ vereine erstmals zentrale Akteure aus Forschung, Medizin, Wirtschaft und Gesellschaft. Schon in den ersten zwölf Monaten sei es gelungen, wichtige Maßnahmen im Kampf gegen den Krebs auf den Weg zu bringen.

62 Millionen Euro für 13 Studien

So stelle ihr Ministerium bis zu 62 Millionen Euro für 13 Studienprojekte bereit, mit denen Prävention, Diagnose und Therapie von Krebsleiden verbessert werden sollten. Dabei würden auch Patientenvertreter einbezogen.

Konkret gehe es etwa um die Erforschung krebsbedingter Erschöpfungszustände (Fatigue Syndrom) und die Frage, wie Betroffenen mit Sport und Yoga geholfen werden könne. Eine weitere Arbeit befasse sich mit der Brustkrebs-Früherkennung durch verbesserte MRT-Technik.

Strukturen ausbauen

Außer der Studienförderung will die Bundesregierung auch die Strukturen der Krebsforschung ausbauen. Dazu soll das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg und Dresden um bis zu vier neue Standorte erweitert werden.

Im Sommer soll ein Expertengremium entscheiden, welche Städte den Zuschlag erhalten. Ziel sei es, allen Bundesbürgern den Zugang zu hochinnovativer Krebsmedizin zu ermöglichen, betonte Karliczek.

In einem „Online-Dialog“ seien zudem 3000 Bürger, Ärzte und Forscher zur Krebsforschung befragt worden. Die Ergebnisse würden ausgewertet und flössen anschließend in die Arbeit der „Krebs-Dekade“ ein.

Ein großes Ziel vereine alle Beteiligten. „Das ist der Sieg über den Krebs.“ Wann der gelinge, sei unklar. Bis dahin aber gelte es, „den Menschen die Angst vor der Erkrankung zu nehmen“. Noch immer stelle Krebs die zweithäufigste Todesursache in Deutschland dar.

70 Prozent Todesfälle vermeidbar

Mit den geplanten neuen NCT-Standorten werde es möglich, deutlich mehr Ergebnisse der Krebsforschung in die klinische Entwicklung zu bringen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und Ko-Vorsitzende des Strategiekreises der Dekade, Professor Michael Baumann.

Zudem bekomme die Krebsprävention den Stellenwert in der Forschung, der nötig sei, um die Zahl an Neuerkrankungen langfristig zu senken. Durch Prävention, Früherkennung und eine konsequentere Lebensstiländerung ließen sich bis zu 70 Prozent der Todesfälle durch Krebs vermeiden.

Professor Michael Hallek, Mitglied des Beirats der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, betonte, Ärzte müssten lernen, dass sich nur durch Vernetzung Fortschritte im Kampf gegen den Krebs erzielen ließen.

Abrechnungsdaten für Forschung

Dass im Zuge des Digitale-Versorgung-Gesetzes Abrechnungsdaten der Krankenkassen gezielt für Forschungszwecke verwendet werden könnten, nannte Hallek gut und richtig.

„Wir investieren Milliarden in Medikamente und Therapien, die wir für kranke Menschen bereitstellen. Wir generieren daraus aber null Wissen.“ Der Patient müsse jedoch immer das Recht haben, die Datenspende abzulehnen.

Karliczek sagte, Deutschland könne bei der individualisierten Krebsbehandlung einen „Riesenschritt“ nach vorne machen, wenn Wissen schnell und umfänglich „aus der Praxis zurück in die Forschung“ gelange.

Der Koalitionspartner signalisierte Zustimmung: „Große Datenmengen stehen bereit, um für die Entwicklung neuer Medikamente ausgewertet zu werden“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Dirk Heidenblut. Es komme jetzt darauf an, einen „sinnvollen Ausgleich zwischen Datenschutz und Forschungsinteressen“ zu finden.

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