Ein „gallisches Dorf“?

Sachsen-Anhalts eigensinniger Corona-Weg

Als einziger hat Ministerpräsident Reiner Haseloff ein Bußgeld für Menschen abgelehnt, die sich dem Mund-Nasen-Schutz verweigern. Die Ärzte finden das gut.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff gibt in der Staatskanzlei ein Pressestatement.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff beimn Pressestatement in der Staatskanzlei: Bund und Länder haben sich darauf verständigt, bei Verstößen gegen die Maskenpflicht ein Bußgeld von mindestens 50 Euro zu erheben. Sachsen-Anhalt geht diesen Weg aber nicht mit.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Magdeburg. In Sachen Corona-Präventionsmaßnahmen geht Sachsen-Anhalt weiter seinen eigenen Weg und findet dafür Zustimmung in der Ärzteschaft.

„Bei uns sterben deutlich mehr Menschen an Herzinfarkten als an Corona (bislang rund 2200 Infizierte, 65 Tote). Es kann nicht sein, dass Schäden infolge von Corona-Maßnahmen höher sind als durch die Pandemie selbst. Auch wenn wir jetzt das gallische Dorf sind: wir müssen auf unserem Weg bleiben“, forderte Sachsen-Anhalts Ärztekammerpräsidentin Dr. Simone Heinemann-Meerz während eines parlamentarischen Abends, zu dem Kammer und KVSA eingeladen hatten.

Infektionszahlen auf niedrigem Niveau

Ganz an ihrer Seite Ministerpräsident Reiner Haseloff, der bei den niedrigen Infektionszahlen „keinen Handlungsbedarf“, sieht und sich deshalb gegen den Beschluss der anderen Bundesländer stellt, Verstöße gegen die Maskenpflicht mit Bußgeldern zu ahnden. „Der Münchner Marienplatz ist nicht vergleichbar mit dem Marktplatz eines Altmarkstädtchens, in dem das Virus noch nie war.“

Bislang wurden in den zwei Landkreisen der Altmark lediglich 44 Infizierte ermittelt. Mit klaren Regularien auch zum Mund-Nasen-Schutz habe das Land gute Erfahrungen gemacht. Das spiegele sich in den niedrigen Infektionszahlen wider. Eine Verschärfung würde Akzeptanz kosten und sei vor Bürgern oder Gerichten nicht begründbar.

Nachdenken über Großveranstaltungen

Mittlerweile wird im Land auch darüber nachgedacht, Großveranstaltungen wieder zu ermöglichen. Bis zu 2500 Besucher könnten bereits ab September zugelassen sein. Das gelte auch für Fußballspiele. „Wir werden sukzessive Zuschauer in Stadien erlauben.“ Schließlich müssten Dritt- oder Viertligisten ebenfalls vom System leben.

Dennoch will sich Haseloff bundeseinheitlichen Reglungen nicht verschließen. Sie müssten allerdings durchsetzbar sein. Insbesondere bei Urlaubsrückkehrern oder der Bahn sei vieles nicht im Lot.

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