Barmer GEK-Report

Seelische Leiden nehmen rapide zu

Psychische Erkrankungen nehmen in der stationären Versorgung immer mehr Raum ein. Dennoch führen die Kreislauferkrankungen die Liste der häufigsten Diagnosen nach wie vor an, stellt ein Bericht fest.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Deprimiert - ein offenbar immer häufigeres Bild in Deutschland.

Deprimiert - ein offenbar immer häufigeres Bild in Deutschland.

© VikaValter / Getty Images/iStock

BERLIN. Das Spektrum der in Kliniken behandelten Krankheiten wandelt sich. Psychische Störungen haben die längsten Behandlungsdauern, weist der am Dienstag in Berlin vorgestellte Barmer GEK Report Krankenhaus 2014 aus.

2005 hatten die seelischen Leiden darin noch fast gleichauf mit den Herz-Kreislauferkrankungen gelegen. Seither ist die Zahl der in Krankenhäusern behandelten psychischen Störungen um 36 Prozent gestiegen, die der Herz-Kreislauferkrankungen um zwölf Prozent gesunken.

Unter den 18,6 Millionen Fällen, die die Krankenhäuser 2013 verzeichneten, waren die am Kreislaufsystem erkrankten Menschen gleichwohl noch in der Mehrheit. Mehr als ein Drittel der aufgenommenen Männer und 28 Prozent der Frauen litten daran. Mit Abstand dahinter folgten Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, Krankheiten des Verdauungssystems und Verletzungen und Vergiftungen.

Behandelt haben die Patienten Ärzte in 2107 Krankenhäusern, die mehr als eine halbe Million Betten aufgestellt haben, in denen sich 2012 an insgesamt 142 Millionen Belegungstagen ein Patient aufhielt.

Barmer GEK-Vize Dr. Rolf-Ulrich Schlenker nutzte die Vorstellung des Reports zu einer politischen Einordnung des Leistungsgeschehens in den Krankenhäusern.

Ob es in dieser Legislaturperiode noch zu einer echten großen Krankenhausreform komme, sei zweifelhaft, sagte Schlenker. Grund sei, dass das vom GKV-Spitzenverband, der privaten Assekuranz und der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Auftrag gegebene Gutachten zur Ausweitung der Operationszahlen in Deutschland kein eindeutiges Ergebnis gebracht habe.

Dass die Gutachter die höchsten Fallzahlanstiege bei den planbaren Leistungen festgestellt hätten, sei für ihn jedoch fast schon ein Beweis, dass es einen Zusammenhang von Preis und Menge gebe, sagte Schlenker. Er forderte eine stärkere Spezialisierung der Kliniken und die Bildung von Versorgungsschwerpunkten. Zudem solle das Zweitmeinungsverfahren ausgebaut werden.

Dass die Zahl der Krankenhaustage steige, werde in einer älter werdenden Gesellschaft auch in Zukunft so sein. "Schwere und auch risikoreiche Eingriffe aus finanziellen Gründen sind nicht akzeptabel", kommentierte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn, den Report.

Der Anstieg psychischer Erkrankungen gebe Anlass zur Sorge. Der Grund für die Mengenentwicklung liege in den Fallpauschalen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Linken, Harald Weinberg. Leistungen der Krankenhäuser würden nicht nach Liegedauer, sondern pauschal nach Diagnose vergütet.

Kranke würden so einem Kosten-Nutzen-Kalkül ausgesetzt. Die finanziellen Anreize für Kliniken sollten von planbaren Operationen hin zur Notfall- und Grundversorgung verschoben werden, sagte Die Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale Bundesverband Ilona Köster-Steinebach.

Lesen Sie dazu auch: Herzenssache: Beschichtete Stents boomen

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Kommentare
Rudolf Hege 23.07.201414:56 Uhr

Wen wundert es?

Ist doch kein Wunder: Auf der einen Seite fallen die klassischen Seelenstabilisierer (Familie, Religion, Werte etc.) immer mehr weg, die Konsumwelt bietet keinen Ersatz bzw. nur Illusionen, die niemand erreicht und daher nur Unzufriedenheit schüren. Und auf der anderen Seite steht ein immer größerer Glücks- und Wohlfühlanspruch, der auch in den Praxen eingefordert wird.
Und ganz nebenbei verdient auch eine ganze Reihe von Therapeuten gutes Geld damit, überall "Störungen" zu entdecken. Die ständig anwachsende Zahl von psychischen ICD-Diagnosen spricht eine deutliche Sprache.

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