Gesetzliche Krankenversicherung

Studie: Selbst ein Ausgabenmoratorium in der GKV stabilisiert Beiträge nicht

Die Krankenkassen halten eine einnahmenorientierte Ausgabenpolitik in der GKV für eine geeignete Therapie, um steigende Beiträge zu bremsen. Das Institut der deutschen Wirtschaft warnt: Es sind noch größere Anstrengungen nötig.

Veröffentlicht:
Die Alterung der GKV-Versicherten erzeugt für sich genommen ein Ausgabenwachstum in der Gesetzlichen Krankenversicherung.

Die Alterung der GKV-Versicherten erzeugt für sich genommen ein Ausgabenwachstum in der Gesetzlichen Krankenversicherung.

© marcus_hofmann / stock.adobe.com

Berlin/Köln. Selbst eine Herkules-Aufgabe reicht nicht aus, um den Beitragssatz in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu stabilisieren. Das zeigen Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Dabei greift der IW-Wissenschaftler Dr. Jochen Pimpertz die Forderungen insbesondere der Krankenkassen auf, die Ausgaben in der GKV dürften künftig nur noch mit der Wachstumsrate der Grundlohnsumme steigen.

Die Hoffnung, durch eine solche einnahmenorientierte Ausgabenpolitik ließen sich stabile Beiträge sichern, trügt, so der Befund von Pimpertz. Und schon ein Ausgabenmoratorium in der GKV wäre eine gesetzgeberische Großtat, denn seit rund 25 Jahren steigen die GKV-Ausgaben jährlich um etwa einen Prozentpunkt stärker als die beitragspflichtigen Einnahmen. Der Schätzerkreis beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) unterstellt für 2025 ein Ausgabenwachstum von 6,8 Prozent.

Alterung der GKV-Versicherten erhöht per se Ausgaben

Doch hinzukommt, dass bereits in der laufenden Legislaturperiode die zahlenmäßig großen Boomer-Jährgänge in ausgabenintensive höhere Altersklassen kommen.

Pimpertz legt dar, dass diese Alterung der GKV-Versicherten eine Ausgabensteigerung um 0,375 Prozent pro Jahr nach sich zieht – bis 2028 ergibt sich allein dadurch ein um fünf Milliarden Euro höheres Ausgabenvolumen. Eigentlich hätten diese alterungsbedingten zusätzlichen Ausgaben schon in diesem Jahr über eine Anhebung des Beitragssatzes um 0,3 Prozentpunkte gegenfinanziert werden müssen.

Noch nicht eingepreist sind dabei weitere Ausgabentreiber jenseits der Demografie, wie beispielsweise Gehaltsentwicklungen oder der medizinisch-technische Fortschritt.

Beratungen im Koalitionsausschuss am Mittwochabend

Die Schlussfolgerung des Instituts dürfte die Stimmung im Koalitionsausschuss von Union und SPD am Mittwochabend nicht heben – dort soll auch die Zukunft der Sozialkassen auf die Tagesordnung kommen.

Denn sollte die Politik ein Primat der Beitragssatzstabilität in der GKV tatsächlich anstreben, so müsste demografiebedingt „das Ausgabenwachstum (...) jährlich um einen Abschlag von 0,4 Prozentpunkten hinter dem nominalen Wachstum der beitragspflichtigen Einnahmen aller Versicherten zurückbleiben“, schreibt Pimpertz. (fst)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erste Empfehlungen

Kopfschmerzen im Schlaf: Woran liegt es und was hilft?

Hidradenitis suppurativa

Wie Acne inversa erkannt und behandelt wird

Lesetipps
Eine Frau liegt im Bett und schläft

© Creatas Images / Thinkstock

Kohortenstudie

Licht im Schlafzimmer: Offenbar ein Risikofaktor für Herz und Gefäße