Nephrologen-Kongress

Neue IgA-Nephropathie-Leitlinie: Topische Therapie bevorzugen

Die neue KDIGO-Leitlinie zur IgA-Nephropathie setzt auf topische, statt systemische, Steroide. Zieht Deutschland mit?

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

Berlin. Steroide sind bei der IgA-Nephropathie (IgAN) ein alter Hut. Trotzdem sind sie das Highlight des im September vorgelegten Updates der IgAN-Leitlinie der internationalen nephrologischen KDIGO-Leitliniengruppe (Kidney Int 2025; 108(4S):S1-S71). Der Grund ist die NefIgArd-Studie, deren Ergebnisse jetzt Eingang in die Leitlinie gefunden haben (Lancet 2023; 402(10405):859-70) In dieser Studie wurde das Steroid Nefecon bei IgAN-Patienten mit persistierender Proteinurie trotz optimierter RAS-Blockade mit Placebo verglichen. Es war hinsichtlich eines Abbremsens des eGFR-Abfalls hoch effektiv, bei gutem Verträglichkeitsprofil.

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Nefecon ist eine lokal wirksame, orale Budesonid-Formulierung, bei der der Wirkstoff erst im terminalen Ileum freigesetzt wird. Der First-Pass-Effekt ist so hoch, dass kaum etwas von dem Steroid in der systemischen Zirkulation auftaucht. Dass Nefecon bei der IgAN dennoch effektiv sei, liege daran, dass das problematische IgA bei der IgAN vor allem in der Darmschleimhaut produziert werde, sagte Dr. Claudia Seikrit von der Glomerulonephritis-Ambulanz am Uniklinikum Aachen beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie in Berlin.

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Antimikrobielle Flanke

Die KDIGO-Gruppe zumindest hat das überzeugt. Die neue Leitlinie schlägt – in noch relativ weicher Formulierung – vor, topische Steroide bei der IgAN dort, wo sie verfügbar sind, gegenüber systemischen Glukokortikoiden zu bevorzugen. Prinzipiell sieht die KDIGO Steroide bei der IgAN dann als indiziert an, wenn das Risiko eines progredienten eGFR-Verlusts besteht. Wer orale statt topische Steroide nutzt, sollte diese in reduzierter Dosis geben und mit einer antimikrobiellen Prophylaxe flankieren.

Besonders konsequent umgesetzt wird das in Deutschland bisher offenbar nicht: Seikrit fragte in Berlin ins Publikum, und mehr als die Hälfte hatte noch keinerlei Erfahrung mit dem topischen Steroid. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass die Therapiekonzepte bei der IgAN ohnehin im Fluss sind. Die Zahl laufender klinischer Studien mit modernen Therapieansätzen – beispielsweise Komplementinhibitoren oder auch Therapien, die immunmodulatorisch an den Plasmazellen oder am APRIL/BAFF-Signalweg ansetzen – ist hoch. Entsprechend viele IgAN-Patienten werden derzeit in Studien eingeschlossen, sodass es ein neues Steroid schon deswegen schwer hat.

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