Chancengleichheit für Ärztinnen und Ärzte

Umfrage der DGHO: Arzt oder Ärztin – da gibt es im Berufsleben immer noch große Unterschiede

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) hat ermittelt, wie es um die Chancengleichheit in ihrem Bereich bestellt ist. Das Fazit: Es ist noch einiges zu tun.

Elisabeth KerlerVon Elisabeth Kerler Veröffentlicht:
Die Erfahrungen von Ärztinnen oder Ärzten im Berufsleben sind mit Blick auf ihr Geschlecht häufig doch noch sehr unterschiedlich, hat eine Umfrage der DGHO ergeben (Symbolbild mit Fotomodellen).

Die Erfahrungen von Ärztinnen oder Ärzten im Berufsleben sind mit Blick auf ihr Geschlecht häufig doch noch sehr unterschiedlich, hat eine Umfrage der DGHO ergeben (Symbolbild mit Fotomodellen).

© Jovanmandic / Getty Images / iStock

Berlin. Mehr Ärztinnen als Ärzte erleben bei sich oder anderen Diskriminierung. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage von 2021, die die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) mit den entsprechenden Fachgesellschaften aus Österreich und der Schweiz durchgeführt hat. Jetzt hat sie die Ergebnisse vorgestellt.

An der Umfrage nahmen insgesamt 469 Mitglieder der Fachgesellschaften teil, in Deutschland zwischen April und Juli 2021, in Österreich und in der Schweiz zwischen Mai und Juli 2021. 281 der Teilnehmer waren weiblich, also 60 Prozent. Dabei sind 63 Prozent der Mitglieder der Fachgesellschaften männlich, Frauen sind in der Umfrage also überrepräsentiert.

Und so ist der Stand aus dem Jahr 2021:

  • 32 Prozent der Teilnehmerinnen und 3 Prozent der Teilnehmer gaben an, wegen ihres Geschlechts im Beruf diskriminiert worden zu sein.
  • 49 Prozent der Teilnehmerinnen und 28 Prozent der Teilnehmer haben selbst oder bei anderen erlebt: „Ärztinnen, die in Teilzeit arbeiten, erfahren Nachteile“. Machen auch Ärzte in Teilzeit diese Erfahrung? 20 Prozent der Teilnehmerinnen und 25 Prozent der Teilnehmer bestätigen das.
  • 55 Prozent der Teilnehmerinnen und 17 Prozent der Teilnehmer sagen, dass Ärztinnen sich mehr rechtfertigen müssen als ihre männlichen Kollegen.
  • 23 Prozent der Teilnehmerinnen und 2 Prozent der Teilnehmer sagten, sie seien generell wegen ihrer Elternschaft benachteiligt worden. 35 Prozent der Teilnehmerinnen und 19 Prozent der Teilnehmer haben wahrgenommen, dass Ärztinnen, die in Elternzeit gehen, Nachteile im Werdegang erfahren.
  • 48 Prozent der Teilnehmerinnen und 19 Prozent der Teilnehmer sind der Erwartungshaltung, dass Mütter weniger Leistung erbringen, begegnet.
  • 36 Prozent der Teilnehmerinnen und 12 Prozent der Teilnehmer haben die Erfahrung gemacht, dass Ärztinnen mit Kindern auf ihre Mutterrolle reduziert werden.

Darüber hinaus fragten die Fachgesellschaften auch danach, was Ärztinnen und Ärzte als karrierehemmend, bzw. -fördernd betrachteten:

  • Fördert Arbeit in Teilzeit die Karriere? 33 Prozent der Teilnehmerinnen und 3 Prozent der Teilnehmer sehen das so. Dahingegen sagen 42 Prozent der Teilnehmerinnen und 9 Prozent der Teilnehmer, dass Arbeit in Teilzeit die Karriere behindert.
  • Weiterbildung in Teilzeit: 10 Prozent der Teilnehmerinnen und 2 Prozent der Ärzte sagen, dass das eingeschränkte Weiterbildungsangebot in Teilzeit die Karriere bremst.
  • Selbstbewusstsein: 35 Prozent der Teilnehmerinnen und 17 Prozent der Teilnehmer sagen, dass ein eingeschränktes Selbstbewusstsein sich negativ auf die Karriere auswirkt.
  • Familie: 60 Prozent der Teilnehmerinnen und 40 Prozent der Teilnehmer teilten mit, dass sie Partnerschaft und Familie als Karrierehemmnis wahrnehmen. Wenn sie ortsungebunden wären, stünden ihre Chancen besser – das empfinden 25 Prozent der Frauen so und 13 Prozent ihrer männlichen Kollegen.
  • Elternzeit: 35 Prozent der Teilnehmerinnen und 16 Prozent der Teilnehmer sind der Ansicht, dass Elternzeit und Kinderbetreuung die Karriere bremsen. Gleichzeitig sehen 5 Prozent der Teilnehmerinnen und 2 Prozent der Teilnehmer Nachteile nach der Elternzeit als ein Problem für ihr Fortkommen an.

Ein zentraler Baustein für die DGHO sei, Ärztinnen sowohl für die Hämatologie als auch die Onkologie zu gewinnen und für sie Rahmenbedingungen zu schaffen, die Karrieremöglichkeiten in diesem Fachgebiet eröffneten, erklärt Professor Hermann Einsele, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Würzburg, in der Mitteilung der DGHO. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir mit der Chancengleichheit noch nicht da angekommen sind, wo wir hinwollen. In diesem Zusammenhang war es Ziel der durchgeführten Umfrage, ein realistisches Bild der Chancengleichheit zu erhalten.“

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