Vernetzung gegen Schwindel

Patienten mit Schwindelsymptomen enden nicht selten in einer Facharzt-Odyssee. Ein Integrationsvertrag von HNO-Ärzten und der Barmer GEK in Nordrhein-Westfalen soll das jetzt ändern.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Schwindel: Meistens kann ambulant geholfen werden.

Schwindel: Meistens kann ambulant geholfen werden.

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DÜSSELDORF. Mit strukturierter Diagnostik und individueller Therapie wollen Hals-Nasen-Ohren-Ärzte in Nordrhein-Westfalen die ambulante Versorgung von Patienten mit Schwindelsymptomen verbessern.

Basis ist ein Vertrag zur integrierten Versorgung, den das Ärztenetz HNOnet NRW mit der Barmer GEK geschlossen hat.

Bislang sei die Therapie von Patienten mit Schwindelerkrankungen nicht optimal strukturiert, sagte der Vorstandsvorsitzende von HNOnet NRW Dr. Uso Walter bei der Vorstellung des Vertrags in Düsseldorf.

Nach dem ersten Kontakt mit dem Hausarzt würden viele auf der Suche nach den Ursachen für die Symptome von Facharzt zu Facharzt geschickt.

HNO-Ärzte wollen als Lotsen fungieren

"Sehr viele Schwindelerkrankungen sind auf HNO-Erkrankungen zurückzuführen", sagte der HNO-Arzt aus Duisburg. Deshalb wolle die Fachgruppe in dem neuen Versorgungskonzept als Lotse fungieren.

Das Netz hat ein dreistufiges Diagnose-Konzept entwickelt. Erkennt der HNO-Arzt, dass die Grunderkrankung außerhalb seines Fachgebiets liegt, überweist er gezielt an die zuständigen Fachkollegen.

Die HNO-Ärzte haben ein Manual für die Diagnostik und Therapie inklusive der Medikation entwickelt. Zum Versorgungskonzept gehört ein Trainingsprogramm für Patienten.

HNO-Ärzte, die sich in den IV-Vertrag einschreiben wollen, müssen zunächst an einer Schulung teilnehmen. Außerdem verpflichten sie sich zur Mitarbeit an Qualitätszirkeln.

Von den 400 Mitgliedern sind inzwischen 100 geschult, insgesamt rechnet Walter mit bis zu 150 Mitstreitern. Auch Radiologen können sich beteiligen, wenn sie bestimmte apparative Voraussetzungen erfüllen.

Die Hausärzte werden jeweils vor Ort über den kollegialen Austausch über das neue Angebot informiert, berichtete er. Das Projekt ist im Januar angelaufen, zurzeit nehmen 50 Ärzte teil. Sie haben bereits 55 Patienten eingeschrieben.

Weniger Einweisungen sind ein Ziel des Vertrags

Nach Angaben der Barmer GEK suchten im vergangenen Jahr rund 7800 Versicherte in NRW mit der Hauptdiagnose Schwindel den Hausarzt auf, 3500 von ihnen wurden stationär behandelt. "Über 90 Prozent hätten ambulant versorgt werden können", schätzt Walter.

Die Vermeidung von teuren Krankenhausaufenthalten war für die Barmer GEK eine wesentliche Motivation für den Abschluss des IV-Vertrags. "Wir haben nur finanziellen Spielraum, wenn wir von einem in den anderen Topf umschichten können", sagte der Landesgeschäftsführer der Kasse Bernd Kuss.

Das von den HNO-Ärzten entwickelte strukturierte Konzept hat die Barmer GEK überzeugt. "Wir glauben, dass wir über einen solchen Vertrag die Versorgungsqualität für unsere Versicherten verbessern können", sagte Kuß.

Die HNO-Ärzte und die Radiologen erhalten von der Barmer GEK für die über die Regelversorgung hinausgehenden Leistungen eine Vergütung.

Ihre Höhe ist abhängig von der Diagnose und dem mit ihr verbundenen Leistungsaufwand. "Jede Diagnosestufe löst eine Leistungspauschale aus", sagte Walter.

Die Abrechnung erfolgt über die Managementgesellschaft mamedicon, die das Ärztenetz bei den Vertragsverhandlungen mit der Barmer GEK unterstützt hat.

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