GBA-Qualitätsbericht

Warum es bei der Krankenhausqualität noch Luft nach oben gibt

Es ist noch nicht alles Gold, was glänzt: So gibt es in der gynäkologischen Versorgung in Kliniken noch Verbesserungsbedarf, wie ein aktueller Qualitätsbericht der gemeinsamen Selbstverwaltung belegt.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Unter die Lupe genommen: Das GBA hat sich planungsrelevante Qualitätsindikatoren für Kliniken genauer angeschaut.

Unter die Lupe genommen: Das GBA hat sich planungsrelevante Qualitätsindikatoren für Kliniken genauer angeschaut.

© t_kimura / Getty Images / iStock

Berlin. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat am Donnerstag seinen zweiten Bericht zu den planungsrelevanten Qualitätsindikatoren für Krankenhäuser veröffentlicht. Das Instrument der Qualitätsindikatoren war im Zuge der Krankenhausreform 2016 eingeführt worden.

Ziel ist es, den Bundesländern Einschätzungen an die Hand zu geben, damit sie die Qualität der medizinischen Versorgung bei der Krankenhausplanung stärker berücksichtigen können.

Elf Indikatoren unter der Lupe

Im Zweifelsfall können die Länder auf Basis schlechter Qualitätsergebnisse einzelne Klinikabteilungen schließen oder ganze Standorte vom Netz nehmen. Kassen hatten die planungsrelevanten Qualitätsindikatoren zuletzt als stumpfes Schwert kritisiert, da sie unverbindlich seien und ohne Konsequenzen blieben.

Dem jetzt vorgelegten GBA-Bericht zufolge nahmen 2018 insgesamt 1063 Kliniken am Verfahren der planungsrelevanten Qualitätsindikatoren teil. Vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) unter die Lupe genommen wurden dabei elf Qualitätsindikatoren aus den Bereichen gynäkologische Operationen, Geburtshilfe und Mammachirurgie. Erhoben wurde – um ein Beispiel aus der Geburtshilfe zu nennen –, ob in den betreffenden Kliniken bei Frühgeburten ein Kinderarzt anwesend war oder nicht. Die Anwesenheit eines Pädiaters gilt in solchen Fällen unter medizinischen Qualitätsaspekten als zwingend erforderlich.

66 Auffälligkeiten festgestellt

Laut GBA-Bericht wurden bezogen auf alle elf Qualitätsindikatoren in 62 Kliniken 66 „statistische Auffälligkeiten“ festgestellt. Diese wurden in einem anschließenden Stellungnahmeverfahren von Fachkommissionen und IQTIG als „unzureichende“ Qualität eingestuft. Im Vorjahr gab es den Angaben zufolge noch 73 solcher Auffälligkeiten.

Die Vorsitzende des Unterausschusses Qualitätssicherung beim GBA Professor Elisabeth Pott betonte, auch für den zweiten Bericht zu den planungsrelevanten Qualitätsindikatoren gelte, „dass es nicht zulässig ist, aufgrund einzelner Ergebnisse aus einzelnen Behandlungsbereichen auf die Qualität einer Krankenhausabteilung oder eines gesamten Krankenhauses zu schließen“. Das Instrument der Qualitätsindikatoren werde derzeit weiterentwickelt. Ziel sei es, „eine valide Informationsbasis zu ermöglichen“, betonte Pott.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erklärte, der Bericht belege die „qualitativ hochwertige Versorgung in deutschen Krankenhäusern“. Gleichzeitig übte die DKG Kritik am Verfahren. In den Bewertungsergebnissen würden „die besonderen Fallkonstellationen“ nicht immer hinreichend berücksichtigt.

DKG sieht Schwächen

Als Beispiel führt die DKG den Qualitätsindikator „Entscheidungs-Entbindungszeit E-E-Zeit bei Notfallkaiserschnitt über 20 Minuten“ an. Hier werde zu wenig berücksichtig, dass sich Schwangere mitunter gegen die Narkose wehrten oder aber „Sprachbarrieren“ zu einer Verzögerung führten. Dies sei nur ein Beispiel dafür, dass die bislang genutzten Qualitätsindikatoren noch erhebliche Schwächen aufwiesen und bislang keinerlei Nutzen oder Aussage für die Krankenhausplanung darstellten, kritisierte die DKG.

Lesen Sie dazu auch:
Mehr zum Thema

ÖGD-Bundeskongress

Sozial belastete Familien: Schwer erreichbar für Hilfe

Das könnte Sie auch interessieren
Pflanzenzweige in Reagenzgläsern

© chokniti | Adobe Stock

PMS? Phytotherapie!

Evidenzbasierte Phytotherapie in der Frauenheilkunde

Packshot Agnucaston

© Bionorica SE

PMS? Phytotherapie!

Wirkmechanismus von Agnucaston® 20 mg

Mönchspfeffer Pflanze

© Lemacpro / AdobeStock

Phytotherapie bei PMS

Wissenschaftliche Kurzinformation zu Agnucaston® 20 mg

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen