Rheuma-Vertrag

Weniger Einweisungen dank strukturierter Betreuung

Engmaschigere Betreuung lohnt sich offenbar: Rheumapatienten im Strukturvertrag werden seltener ins Krankenhaus eingewiesen.

Von Anke Thomas Veröffentlicht:
Rheumakranke in Hessen, Mecklenburg Vorpommern und Sachsen, die bei der Barmer versichert sind, können vom Rheumastrukturvertrag profitieren.

Rheumakranke in Hessen, Mecklenburg Vorpommern und Sachsen, die bei der Barmer versichert sind, können vom Rheumastrukturvertrag profitieren.

© underdogstudios / stock.adobe.com

Berlin. In Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen können Rheumakranke an einem Rheumastrukturvertrag nach Paragraf 140 a SGB V der Barmer teilnehmen. Der Vertrag wurde 2015 geschlossen. Knapp 8500 Versicherte haben sich eingeschrieben, teilt die Barmer auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ mit. Außerdem nehmen 155 Haus- und 36 Fachärzte an dem Vertrag teil, so die Barmer weiter.

Die aktuelle Liste der beteiligten Ärzte ist einsehbar unter der Webseite der Managementgesellschaft „best care solutions GmbH“. Während in Hessen die meisten Hausärzte (118) – gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (36) – im Vertrag eingeschrieben sind, ist in Sachsen nur ein Hausarzt gelistet, der am Rheumastrukturvertrag teilnimmt.

Was sind die Ziele im Vertrag?

Ziel des Vertrages ist unter anderem die frühzeitige Diagnosestellung und Interventionsmöglichkeit nach Auftreten erster Symptome bei Rheumakranken. Per Vertrag verpflichten sich jeweils die Haus- und Fachärzte den Versicherten zum Beispiel bestimmte Unterlagen und Inhalte (Diagnosen, Laborwerte, Therapieempfehlungen etc.) für den ärztlichen Kollegen mitzugeben. Auch die Vereinbarung von Therapiezielen durch den Hausarzt oder eine frühzeitige Terminvergabe durch den Rheumatologen sind verpflichtend. Den Pflichten steht eine höhere Vergütung gegenüber.

Wir sehen anhand unserer Abrechnungsdaten, dass aus der Gruppe der teilnehmenden Versicherten weniger Patienten ins Krankenhaus eingewiesen werden als in einer Kontrollgruppe.

Anke Hofmann, Unternehmenskommunikation Barmer

Die Rheumatologen, Kinder- und Jugendrheumatologen sowie Ambulanzen erhalten für die Behandlung verschiedene Zuschläge pro Quartal (Grundpauschale 15 Euro, Zuschlag auf Grundpauschale bei Vorliegen einer rheumatologisch bedingten Folge- oder Begleiterkrankung 7,50 Euro, bei Vorliegen von zwei Folgeerkrankungen 17,50 Euro).

Jugend- und Kinderrheumatologen erhalten eine Pauschale für den Transitionsprozess von 100 Euro, für die Erstellung einer strukturierten Epikrise ebenfalls 100 Euro.

Betreut ein geprüfter Fachassistent Rheumapatienten mit, erhalten Praxen einen Zuschlag von zehn Euro zur Grundpauschale pro Quartal.

Welche Einzelleistungen für Rheuma gibt es?

Außerdem stehen noch zahlreiche Einzelleistungen für Rheumatologen im Vertrag. So erhalten diese für die Terminvereinbarung und den Brief an den Hausarzt einmalig je Vertragsteilnahme und Patient 50 Euro. Je nach Infusionsleistung können zwischen 30 und 60 Euro abgerechnet werden. Gelenkinjektionen werden mit 15 Euro vergütet, für Patientenschulungen gibt es 25 Euro. Rund 16 bzw. 32 Euro gibt es für die osteologische Diagnostik mit DEXA.

Für das Tight Control, Notfallmanagement bei Problempatienten mit akutem Krankheitsschub können Rheumatologen 20 Euro maximal einmal im Quartal abrechnen. Hausärzte erhalten eine Koordinierungs- und Kommunikationspauschale von 15 Euro. Voraussetzung ist ein Arzt-Patienten-Kontakt im Quartal. Zusätzlich erhält der Hausarzt einen Zuschlag „Dokumentation und Monitoring“ von 16 Euro unter anderem für die Festlegung und Dokumentation der individuellen Therapieziele sowie die Kontrolle deren Erreichens.

Aber hat sich die Versorgung im Vertrag aus Sicht der Barmer auch verbessert? „Wir sehen anhand unserer Abrechnungsdaten, dass aus der Gruppe der teilnehmenden Versicherten weniger Patienten ins Krankenhaus eingewiesen werden als in einer Kontrollgruppe. Dies legt zumindest die Vermutung nahe, dass die engmaschigere Betreuung und der erleichterte Zugang zum Rheumatologen dazu führen, dass weniger Krankenhausaufenthalte infolge eines Rheumaschubs notwendig werden

Der Berufsverband Deutscher Rheumatologen bereitet zudem derzeit eine strukturierte Abfrage zur Patientenzufriedenheit vor“, erklärt Anke Hofmann, Unternehmenskommunikation Barmer auf Anfrage. Daten hierzu lägen jedoch noch nicht vor.

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