Diagnostik und Therapie

Weniger kann auch besser sein

Einige diagnostische und therapeutischen Maßnahmen werden in Deutschland zu oft, andere zu selten genutzt, findet die DGIM. Sie kündigt auf ihrem Kongress an, bald eine Liste mit ganz konkreten Beispielen für Über- und Unterversorgung vorzulegen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Manchmal stehen Ärzte vor einer großen Auswahl an Therapie-Optionen.

Manchmal stehen Ärzte vor einer großen Auswahl an Therapie-Optionen.

© [M] Arzt: Peter Atkins | Waage: lassedesignen / fotolia.com

MANNHEIM. Koronarstents ohne Ischämienachweis? Ständige CTs in der Tumornachsorge? Multiple Therapien bei refraktärem Tumor? Patienten fahren manchmal besser, wenn der Arzt sich zurückhält. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) will den deutschen Internisten das jetzt auch schriftlich geben.

In Kooperation mit den internistischen Schwerpunkten wird die DGIM innerhalb der nächsten zwölf Monate ganz konkrete Beispiele für Über- und Unterversorgung auflisten.

Pro Disziplin sollen je fünf diagnostische oder therapeutische Maßnahmen benannt werden, die - mit wissenschaftlicher Evidenz hinterlegt - zu oft oder zu selten genutzt werden. Die Initiative lehnt sich an die US-amerikanische "Choosing Wisely"-Initiative an.

Häufige Maßnahmen im Blick

"Es geht uns dabei nicht um Kolibris, sondern um häufige Maßnahmen", betonte der designierte DGIM-Vorsitzende Professor Gerd Hasenfuß von der Klinik für Kardiologie der Universität Göttingen.

Im eigenen Fachgebiet sei zum Beispiel die Stentimplantation bei Koronarstenosen ohne Ischämienachweis ein Kandidat für die Aufnahme in eine solche Liste.

Von Ausnahmen wie der Hauptstammstenose oder der proximalen RIVA-Stenose abgesehen gebe es gute Evidenz, dass solche Interventionen eher schadeten, so Hasenfuß.

So trat der kombinierte Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod und akutem Myokardinfarkt in der randomisierten DEFER-Studie bei Koronarstenose ohne Ischämienachweis nicht seltener, sondern im Trend sogar häufiger auf, wenn ein Stent implantiert wurde (J Am Coll Cardiol 2007; 49:2105-11).

Daraus leite sich eine klare Negativempfehlung ab, die viel zu selten befolgt werde, obwohl sie Eingang in die europäischen Leitlinien gefunden habe.

USA: Manche Negativempfehlungen wurden revidiert

Berichte über den DGIM-Kongress

Medienpartner beim 121. Internistenkongress ist die "Ärzte Zeitung". Vor und während des Kongresses werden Sie aktuell über wichtige Ereignisse und Veranstaltungen informiert. Danach gibt es eine Kongress-Nachlese.

Zu den Berichten über den DGIM-Kongress

Der aktuelle DGIM-Vorsitzende Professor Michael Hallek nannte aus den USA entlehnte Beispiele für Maßnahmen aus der Hämatologie/ Onkologie, bei denen weniger ebenfalls nicht schlechter ist.

So gebe es keine Studiendaten, die zeigen würden, dass eine regelmäßige CT-Überwachung bei Patienten mit kurativ therapierten, aggressiven Lymphomen das Outcome verbessere.

Auch bei Patienten mit asymptomatischer, früher CLL sei eine Routineüberwachung per CT nicht indiziert.

Auf therapeutischer Seite müssten jene Krebstherapien in Frage gestellt werden, die bei Patienten mit schlechtem Performance-Status angesetzt werden, wenn mehrere evidenzbasierte Therapien zuvor keinen Erfolg hatten.

Grundsätzlich sei es wichtig, auch Negativempfehlung kontinuierlich mit der aktuellen Studienlage abzugleichen: "Es gibt in den USA auch Beispiele, wo Negativempfehlungen wieder revidiert wurden", so Hasenfuß.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vier Erreger im Blick

Kampf gegen Antibiotikaresistenzen: Werden die Ziele erreicht?

Fallbericht

Starker Verdacht auf Kolonkrebs – und das steckte dahinter

Lesetipps
Ein Mann hält sich mit der Hand an die Stirn. Sein Kopf zerbricht in Scherben.

© pathdoc / stock.adobe.com

Alzheimer-Therapie im Wandel

Wie die neuen Antikörper die Versorgung von Demenzkranken verändern