Noch kein GMK-Beschluss

Wie bei Influenza: Impfung gegen SARS-CoV-2 in Kürze flächendeckend

Die Praxen stehen bereit. Doch Bund und Länder haben zum flächendeckenden Einstieg der Haus- und Fachärzte in die Corona-Impfkampagne Anfang April noch Beratungsbedarf.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Ein Mann erhält in einer Arztpraxis eine Corona-Impfung

Startklar: Erste Arztpraxen wie hier in Brandenburg haben mit Impfungen gegen das Coronavirus begonnen.

© dpa

Berlin. Mit Blick auf den breiten Einstieg der Haus- und Fachärzte in die Corona-Impfkampagne haben Bund und Länder noch Beratungsbedarf. Bei den Gesprächen der Gesundheitsminister der Länder mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anfang der Woche sei kein formaler Beschluss gefasst worden, teilte ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums am Dienstag auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ mit. Der Freistaat hat seit Januar den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) inne.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) erklärte, man bereite sich darauf vor, „spätestens Anfang April startklar zu sein, um flächendeckend in den Arztpraxen zu impfen“. Er gehe davon aus, „dass bis dahin auch die bundesrechtlichen Vorgaben, die zu beachten sind, geklärt sind“.

Start schon am 1. April

Ausweislich eines vom Bund vorgelegten Beschlussentwurfs soll bei den Corona-Impfungen in Arztpraxen auf bewährte Distributionswege zurückgegriffen werden. Die Belieferung der Praxen solle wie bei anderen Schutzimpfungen auch über die Apotheken erfolgen, heißt es in dem der „Ärzte Zeitung“ vorliegenden Papier. Flächendeckend sollen Ärzte ab April beim Impfen einsteigen.

Die Apotheken wiederum sollen über etablierte Strukturen des pharmazeutischen Großhandels mit Vakzinen beliefert werden. Der Großhandel soll diese direkt aus dem Zentrallager des Bundes oder vom Impfstoff-Hersteller erhalten.

Wir bereiten uns darauf vor, spätestens Anfang April startklar zu sein, um flächendeckend in den Arztpraxen zu impfen.

Manfred Lucha (Grüne), Gesundheitsminister des Landes Baden-Württemberg

Dem Großhandel und den Apotheken entstehende Kosten sollen über Festzuschläge gedeckt werden, ist dem Beschlussentwurf des Bundes ferner zu entnehmen.

Geplant ist demnach zudem ein „Probelauf“ in den Praxen mit geringeren Mengen an Impfdosen. Schon jetzt sind in mehreren Bundesländern Ärzte beim Impfen involviert.

Fünf Millionen Impfungen pro Woche?

Gesundheitsminister Spahn hatte vergangene Woche erklärt, die Impfungen in den Praxen „pragmatisch schnell“ ausgestalten zu wollen. Anfang April kämen in Deutschland mehr Impfdosen an, als sich über Impfzentren verabreichen ließen.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung stehen mehr als 50 000 Praxen für die Impfungen bereit. Jede davon könne im Schnitt 20 Impfungen pro Tag vornehmen – rund fünf Millionen Impfungen pro Woche. Würden die Praxen ausreichend mit Vakzinen beliefert, sei Herdenimmunität bis August vorstellbar.

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Finanzminister Olaf Scholz (SPD) zeigte sich derweil überzeugt, dass in Kürze bis zu zehn Millionen Impfungen pro Woche stattfinden könnten. Man müsse jede Woche Millionen impfen, „im März schon am Ende des Monats, im April, im Mai, im Juni“, sagte Scholz in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“.

Kritik vom STIKO-Vorsitzenden

Unterdessen sorgt die Umsetzung der Corona-Impfverordnung durch die Länder für Kritik. Faktisch werde schon lange gegen die geltende Priorisierung verstoßen, sagte der Chef der Ständigen Impfkommission, Professor Thomas Mertens, der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Wenn jetzt bereits Lehrer, Erzieher oder Polizisten geimpft würden, rücke man vom Ziel ab, die vulnerable Gruppen in der Pandemie prioritär zu impfen.

Dabei zeige die Impfpriorisierung Wirkung, betonte der Virologe. Daten aus Mecklenburg-Vorpommern etwa zeigten, dass es inzwischen viel weniger schwere COVID-Verläufe und Todesfälle bei den über 80-Jährigen gebe. (Mitarbeit fst)

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