Berlin. Plötzlich rückt der Krieg in der Ukraine bei der Springer Medizin Gala im Berliner Axica näher. Denn zur Gala rund um die Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Charity Awards am Donnerstagabend hatten die Veranstalter Sarah Meschenmoser, Leiterin der politischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, eingeladen, die über die Arbeit ihrer Kollegen im Kriegsgebiet berichtete.
Meschenmoser hatte zur Vorbereitung auf den Termin noch mit einem Kollegen in der Ukraine telefoniert, der das Gespräch aber mehrfach verschob, weil er wegen Bombenalarmen Luftschutzkeller aufsuchen musste. Meschenmoser berichtete, die Tätigkeit in der Ukraine unterscheide sich von der in vielen anderen Krisengebieten, denn dort habe man auf ein gut funktionierendes Gesundheitssystem zurückgreifen können.
Kliniken in stark betroffenen Gebieten entlasten
Gemeinsam mit den Ukrainern werde identifiziert, wo man wie helfen könne, erklärte sie. Wichtig sei vor allem, die Krankenhäuser in den besonders stark betroffenen Gebieten zu entlasten. Bisher seien bereits 1500 Menschen aus diesen Kliniken evakuiert worden, berichtete Meschenmoser.
Auffällig bei den russischen Angriffen in der Ukraine: Häufig gerate medizinische Infrastruktur ins Visier sowie weitere zivile Ziele. Von „Menschen, die wir im Evakuierungszug behandeln oder transportieren, hören wir grauenvolle Geschichten“, unter anderem, dass sie auf der Flucht beschossen worden seien.
Springer Medizin Gala 2022
Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2022.
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800 Tonnen Medikamente
Bislang habe Ärzte ohne Grenzen 800 Tonnen Medikamente in die Ukraine geliefert. Es sei wichtig, dass die Krankenhäuser einen Vorrat an Arzneimitteln anlegen könnten. Aber die Menschen bräuchten auch psychologische Unterstützung, denn viele hätten in den umkämpften Gebieten Wochen und Monate in Kellern gesessen und litten unter Traumata. Ärzte ohne Grenzen habe zudem eine Hotline in Gebiete geschaltet, zu denen ein Zugang nicht möglich ist. So könne wenigstens Kontakt zu den Menschen gehalten werden.
Meschenmoser berichtete von einer sehr großen Spendenbereitschaft in Deutschland, warb aber auch um nicht zweckgebundene Spenden. „Denn es gibt auch vernachlässigte Krisengebiete, die in diesen Zeiten etwas aus dem Blickfeld geraten“, so Meschenmoser. Und sobald eine Spende zweckgebunden sei, könne sie für kein anderes Krisengebiet eingesetzt werden. (chb)
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