Abbvie

15 neue Wirkstoffe angekündigt

Das Pharmaunternehmen Abbvie will sich nicht nur mit Arzneimittelinnovationen profilieren, sondern auch mit gesellschaftlichem Engagement. Im Fokus: Die Unterstützung chronisch kranker Arbeitnehmer.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Das einstige Werksgelände der Knoll AG in Ludwigshafen ist heute der größte Forschungsstandort von Abbvie außerhalb der Vereinigten Staaten.

Das einstige Werksgelände der Knoll AG in Ludwigshafen ist heute der größte Forschungsstandort von Abbvie außerhalb der Vereinigten Staaten.

© Abbvie

WIESBADEN. 15 neue Wirkstoffe bis 2017: Abbvie, die seit Anfang 2013 eigenständig börsennotierte, forschende Pharmasparte von Abbott, hat in den kommenden Jahren viel zu tun.

Aktuell melde das Unternehmen mehr als 20 Projekte in den fortgeschrittenen klinischen Entwicklungsphasen II und III. Einen der Schwerpunkte künftiger Neueinführungen bildet aller Voraussicht nach die interferonfreie Hepatitis-C-Therapie.

Dabei werde es sich um ein "3D-Regime handeln, eine Kombination aus einem Proteasehemmer und zwei weiteren Wirkstoffen", kündigt Alexander Würfel an, Sprecher der Geschäftsleitung der deutschen Abbvie Landesgesellschaft.

Die Patientenrekrutierung für die Phase III habe bereits begonnen. Auch Zentren in Deutschland seien daran beteiligt.

Zwei Mal Niere

Abbvie Deutschland

› An den Standorten Wiesbaden und Ludwigshafen sind für Abbvie derzeit 2400 Mitarbeiter tätig.

› Rund 900 Mitarbeiter arbeiten in der Pharmaforschung & -entwicklung.

› Anfang 2014 ziehen die 500 Abbvie-Mitarbeiter, deren Büros momentan noch im Abbott-Gebäude vor den Toren Wiesbadens untergebracht sind, in die Innenstadt um.

› 2013 wird Abbvie eigenen Erwartungen zufolge weltweit rund 18 Milliarden Euro umsetzen.

› Größtes Einzelprodukt ist Humira®. Mit diesem in Deutschland maßgeblich entwickelten Rheuma-Antikörper wurden vergangenes Jahr 9,3 Milliarden Dollar umgesetzt.

Ein weiterer Fokus der im Erfolgsfall mittelfristig anstehenden Neueinführungen liegt auf Nierenerkrankungen. Hier sitzen die Abbvie-Forscher aktuell an zwei Projekten:

- Der Endothelin-A-Rezeptorantagonist Atrasentan steht am Beginn der Phase III. In den vorangegangenen Studien habe man durch die Gabe von Atrasentan einen Rückgang der Proteinwerte im Urin beobachten können, heißt es.

- Ein zweites Projekt (ABT-719) zielt auf die Prävention akuten Nierenversagens bei Patienten nach Herz-Op. Der Melanocortin-Rezeptor Agonist wirkt anti-inflammatorisch und anti-apoptotisch und soll Nierenentzündungen infolge schwerer Operationen bekämpfen. Nach jetzigem Stand der Dinge könnte die Phase III 2014 starten. Eine Marktzulassung im Laufe des darauf folgenden Jahres sei nicht unrealistisch, versichert Abbvie-Geschäftsführer Würfel. Es wäre die erste medikamentöse Therapieoption gegen akutes Nierenversagen.

F&E-Hochburg Ludwigshafen

Klinische Projekte unterhält Abbvie außerdem zu Krebs, ZNS-Erkrankungen und - als Hersteller des Blockbusters Humira (Adalimumab) selbstverständlich - Autoimmunerkrankungen.

Durch die Übernahme der einstigen BASF-Tochter Knoll vor 12 Jahren, wurde Deutschland für Abbott, und jetzt für Abbvie, zum größten Pharmaforschungsstandort außerhalb der USA. In Ludwigshafen liegt ein Schwerpunkt der weltweiten Neuroscience-Forschung.

Gegenwärtig umfasst die Neuroscience-Pipeline mehrere Kandidaten zur Behandlung von Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer und Schizophrenie. Unter anderem wird

• in Phase II ein Alpha-7-Nikotin-Rezeptoragonist (ABT-126) gegen Alzheimer und Schizophrenie getestet, sowie

• zusammen mit einem Partnerunternehmen in Phase III der immunsuppressiv wirkenden Antikörper Daclizumab gegen Multiple Sklerose.

Engagement für Chroniker im Beruf

Profilieren will sich Abbvie aber nicht allein mit Produktinnovationen, sondern "auch durch neue Impulse für das Gesundheitssystem", erklärt Geschäftsführer Alexander Würfel. Dazu zähle "beispielsweise die Unterstützung chronisch kranker Arbeitnehmer".

Man habe sich auf die Fahnen geschrieben, deren Situation zu verbessern, versichert Würfel. Das reiche vom Bemühen um mehr öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema bis hin zu konkreten Integrationsprojekten in den hiesigen Abbvie-Betrieben.

Teil dieser Initiative war beispielsweise die Finanzierung eines Gutachtens von Professor Jürgen Wasem, das die Lage chronisch kranker Arbeitnehmer in Deutschland beschreibt ("Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit vor dem Hintergrund des demografischen Wandels" http://bit.ly/ 1a3O5Wc).

Ein weiterer Baustein ist die Veranstaltungsreihe "Nicht zu Ersetzen?! - Fachkräftemangel und chronisch krank im Beruf". Dabei handelt es sich um mehrere öffentliche Diskussionsrunden mit Politikern, Ärzten, Kassen- und Patientenvertretern.

Vor diesen Veranstaltungen, heißt es, würden die Beteiligten in internen Sitzungen Vorschläge erarbeiten, wie chronisch kranken Arbeitnehmern im Berufsleben zu helfen sei.

Gemischtes Mitarbeitergremium

Unternehmensintern setzt Abbvie laut Würfel "auf ein umfassendes Gesundheitsmanagement und auf die Erfahrungen seiner chronisch kranken Mitarbeiter".

Dazu wurde vor kurzem ein Mitarbeitergremium eingerichtet, in dem betroffene und nicht betroffene Kollegen Vorschläge erarbeiten, wie beispielsweise Betriebsabläufe oder Arbeitszeiten den Bedürfnissen der Chroniker besser angepasst werden können.

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