KBV-Bericht

Ärzte sind überzeugte QM-Täter

Gutes Zeugnis für Vertragsärzte: Das QM läuft in mehr als drei Vierteln der Praxen rund. Aber auch in Sachen DMP und Qualitätszirkel legen Ärzte nach. Für die KBV ist das Grund genug, überbordende Bürokratie in Frage zu stellen.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Kann manchmal richtig Bürokratie bedeuten: QM.

Kann manchmal richtig Bürokratie bedeuten: QM.

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BERLIN. Ob bei der Fortbildungs- oder QM-Pflicht, Nachzügler in Sachen Qualitätsanforderungen und -umsetzung sind im ambulanten Bereich nur noch eine seltene Gattung.

Über zwei Drittel der Vertragsärzte befanden sich 2012 bei ihrem praxisinternen Qualitätsmanagement (QM) im Soll. Acht Prozent hatten ihr Soll sogar übererfüllt. Gerade einmal 23 Prozent der Ärzte hinkten den Vorgaben für ihr QM noch hinterher. So das Ergebnis des aktuellen und zehnten Qualitätsberichts der KBV.

Ein Blick in die KBV-Statistik zum Stand des QM in den Vertragsarztpraxen verrät aber noch mehr: In nur 17 Praxen wurde 2012 eine Pflichtberatung in Sachen QM vorgenommen. Fast 68 Prozent der Praxen hatten 2012 mit der Weiterentwicklung ihres QM begonnen.

Knapp über ein Prozent hatten sich noch gar nicht mit dem Qualitätsmanagement beschäftigt. Die Hausärzte lagen dabei genau im Schnitt: 66 Prozent hatten die Weiterentwicklungsphase erreicht.

Spitzenreiter beim QM sind Rheinland-Pfalz und Hessen

Dabei sind jene 1,2 Prozent oder auch die 17,4 Prozent, die sich in der QM-Umsetzungsphase befanden, nicht unbedingt QM-Nachzügler. Denn in die QM-Stichprobe der einzelnen KVen, auf der die Daten beruhen, wurden schließlich auch die Vertragsärzte einbezogen, die sich erst nach dem Start der QM-Pflicht - also nach dem 1. Januar 2006 - niedergelassen haben.

Für sie begann die QM-Uhr erst mit dem Zeitpunkt ihrer Niederlassung zu ticken. In den Zahlen des KBV-Qualitätsberichts wurde dies berücksichtigt.

Spitzenreiter in Sachen Praxis-QM ist wie auch im Jahr zuvor die KV Rheinland-Pfalz. Dort beschäftigten sich 2012 über 74 Prozent der Praxen mit der Weiterentwicklung ihres QM. Allerdings teilt sich die KV RLP diesen Platz mit der KV Hessen, die denselben Wert ausweist.Bei der Fortbildungspflicht kratzen die Ärzte an der 100-Prozent-Marke

Noch ein bisschen besser sehen die Zahlen bei der ärztlichen Fortbildungspflicht aus. Diese gilt seit Juli 2004, damit endete die erste Fünf-Jahres-Nachweispflicht am 30. Juni 2009. Damals erfüllten prompt 94,3 Prozent der Ärzte ihre Fortbildungspflicht und konnten die geforderten 250 Fortbildungspunkte nachweisen.

Zusammen mit der zweijährigen Nachreichfrist erreichten sogar über 99 Prozent der Ärzte die 250 Punkte. 2012 stieg die Zahl derer, die ohne Nachreichfrist ihre Punkte erzielten auf 96,5 Prozent.

Ein Grund sind die härteren Sanktionen

Allerdings treffen Ärzte bei Nichterfüllung der Fortbildungspflicht auch harte Sanktionen. Ihnen wird das Honorar gekürzt: Im ersten Jahr werden zehn Prozent abgezogen, im zweiten Jahr 25 Prozent.

Erbringen Ärzte nach der zweijährigen Nachreichfrist noch immer nicht die nötige Zahl an Fortbildungspunkten, kann ihnen sogar die Zulassung entzogen werden. Laut dem KBV-Qualitätsbericht wurden nach der ersten Nachreichrunde (2011) 85 Zulassungen, Anstellungsgenehmigungen bzw. Ermächtigungen entzogen.

25 Verfahren seien derzeit noch anhängig.Bei der QM-Pflicht werden gegen Nachzügler bisher hingegen keinerlei Sanktionen verhängt. Es droht lediglich eine Beratung durch die KV.

Dass sich Ärzte zunehmend für mehr Qualität in der Versorgung einsetzen, zeigt aber auch die Entwicklung der Disease-Management-Programme (DMP). Ende 2012 waren über sechs Millionen Patienten in das DMP Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2, Koronare Herzkrankheit (KHK), Asthma bronchiale, Chronisch obstruktive Lungenerkrankung und Brustkrebs eingeschrieben.

Mit 3,7 Millionen Patienten waren mehr als die Hälfte davon ins DMP Diabetes Typ 2 eingeschrieben. Dabei hat sich die Zahl der eingeschriebenen Patienten im Vergleich zu 2009 (1,9 Millionen Patienten) um über 92 Prozent erhöht.

Beim DMP KHK betrug die Steigerung sogar rund 168 Prozent, hier erhöhten sich die Einschreibungen von 635.000 in 2009 auf 1.703.116 in 2012. Da Patienten nicht selten in mehrere DMP gleichzeitig eingeschrieben sind, lag die Gesamtzahl der Einschreibungen im Jahr 2012 sogar bei 7,2 Millionen Patienten.

Mehr Qualitätszirkel als noch 2011

Für das DMP KHK weist der diesjährige Qualitätsbericht zudem detailliertere Daten aus 13 KVen aus - allerdings zu den Jahren 2008 bis 2011. In diesem Zeitraum legte die Quote der Überweisungen bzw. Einweisungen bei neu aufgetretener Herzinsuffizienz an einen Facharzt oder in die Klinik von 19 auf 28,1 Prozent zu. Der Anteil der Patienten, denen ein Statin verordnet wurde, erhöhte sich von 68,1 auf 72,3 Prozent.

Ebenfalls zugelegt hat die Zahl der ärztlichen Qualitätszirkel: Mehr als 9500 zertifizierte Qualitätszirkel, neun Prozent mehr als 2011, zählte die KBV für das Jahr 2012. Insgesamt 68.000 Ärzte nahmen an den Zirkeln teil.

7700 der Zirkel erfüllten zudem die Standards der Qualitätssicherungs-Richtlinien der KBV. 1937 der Qualitätszirkel stammten aus dem hausärztlichen, 2863 aus dem fachärztlichen Bereich.Allerdings sind alle Bestrebungen und Pflichten bei der Qualitätssicherung immer auch mit einem bürokratischen Aufwand in den Praxen verbunden.

Das hat auch die KBV erkannt. "Aufgrund der immer besseren Ergebnisse" will sie sich laut einer Mitteilung gegenüber den Krankenkassen dafür einsetzen, diesen bürokratischen Aufwand zu überprüfen.

"Unnötige Verwaltungs- und Informationspflichten müssen bei einer gleichbleibend hohen Qualität der Patientenversorgung auch wieder abgeschafft werden", so KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler.

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