Selbstzahlerleistungen

Ärzte wollen Gegengewicht zum IGeL-Monitor der Kassen

Selbstzahlerleistungen werden öffentlich oft in ein schlechtes Licht gestellt. Wenn es nach Ärzten geht, soll das nicht so bleiben.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Ärzte wollen ein positiveres Bild von IGeL, wenn sie dem Patienten Selbstzahlerleistungen anbieten – so das Ergebnis einer "Ärzte Zeitungs"-Umfrage.

Ärzte wollen ein positiveres Bild von IGeL, wenn sie dem Patienten Selbstzahlerleistungen anbieten – so das Ergebnis einer "Ärzte Zeitungs"-Umfrage.

© Alexander Raths / Fotolia

NEU-ISENBURG. Es ist immer wieder ein Medienereignis, wenn über den sogenannten IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes der Krankenkassen (MDS) der Nutzen einer Leistung bewertet wird: Zuletzt fällte der Monitor am vergangenen Montag das Urteil über Botulinumtoxin-Injektionen gegen Hyperhidrose.

Ergebnis, wie kurz berichtet: Nutzen und Schaden halten sich die Waage, Gesamtbewertung: "Nutzen unklar". Vielen Ärzten ist der Monitor des MDS ein Dorn im Auge. Denn nur äußerst selten fällt das Ergebnis der "Nutzenbewertung" positiv aus.

In der Leserumfrage von "Ärzte Zeitung" und "Die PVS", einem Verbund von Privatärztlichen Verrechnungsstellen, haben wir daher auch danach gefragt, ob sich Ärzte ein stärkeres öffentliches Gewicht pro Selbstzahlerleistungen wünschen.

Eindeutiges Ergebnis

Das Ergebnis fällt eindeutig aus: Nur jeder fünfte Teilnehmer wünscht sich keine Aktivitäten für diese Leistungen – das sind vor allem diejenigen der 683 Teilnehmer, die so gut wie gar keine Selbstzahlerleistungen anbieten, wie aus weiteren Antworten dieser Gruppe klar wird.

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Dagegen sagen 72 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass es ein öffentlichkeitswirksames Gegengewicht zum IGeL-Monitor geben sollte. 44 Prozent sind dabei für "möglichst wirksame" Maßnahmen, gut 28 Prozent würden "ganz vorsichtig" vorgehen. Orthopäden, die an der Umfrage teilgenommen haben, sind sogar zu 100 Prozent für mehr Aktivitäten pro Selbstzahlerleistungen.

Doch wie dabei am besten vorgehen? Besonders hilfreich erscheinen Ärzten aus der Umfrage "seriöse Zertifikate/Qualitätssiegel für standardisierte Selbstzahlerleistungen (52 Prozent)und "krankenkassen-unabhängige Evidenz-Analysen" (62 Prozent) zur Akzeptanzbeförderung von Selbstzahlerleistungen.

Nur jeder sechste Teilnehmer sieht dagegen ein "aktiveres öffentliches Engagement der Industrie" als hilfreich an, jeder dritte spricht sich für gezielte Lobbyarbeit seitens der Ärzteschaft aus.

Stefan Tilgner, Geschäftsführer des Verbandes der Privatärztlichen Verrechnungsstellen, sieht in den Antworten "ein überwältigendes Votum für fachlich fundierte Vorstöße und eine weniger ideologisch getriggerte Bewertung".

Bisherige Aktivitäten in Richtung Qualitätssiegel oder kassenunabhängige Evidenz-Analysen seien nicht wirksam geworden, weil sie zu vereinzelt und unkoordiniert gekommen seien.

Orientierung für Patienten

Leserumfrage zu Selbstzahler- Leistungen

  • Titel der Umfrage: Selbstzahlerleistungen – immer wertvoller oder verzichtbare Add-ons?

  • Initiatoren: Privatärztliche Verrechnungsstellen "Die PVS" und "Ärzte Zeitung"

  • Zeitraum der Umfrage: 6. Oktober bis 5. November

  • Teilnehmerzahl: 683 Ärztinnen und Ärzte fast aller Fachgruppen

    Alle Ergebnisse der Umfrage

"Wir brauchen leistungsübergreifende einheitliche und evidenzbasierte Qualitätsstandards und ein einheitliches Vertrauenssiegel zur Orientierung für die Patienten", so Tilgner. Der PVS-Verband sehe sich hier auch "in der Pflicht, eine solche Initiative mit voranzutreiben".

Wichtig sei, dass diese Bewertungen unabhängig und nach wissenschaftlichen Standards erfolgten, damit transparent sei, wie die Ergebenisse zustande kommen.

Nicht zuletzt ging es in der Leserumfrage auch darum, wie denn die Erwartung der Ärzte zur Entwicklung von Selbstzahlerleistungen sein wird, falls es in Zukunft zu einer "politisch betriebenen Angleichung der Leistungen von privater und gesetzlicher Krankenversicherung" kommen sollte.

38 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen damit, dass in diesem Fall der Anteil der Selbstzahlerleistungen an den wirtschaftlichen Erträgen steigen wird – bei Orthopäden sind es sogar 56 Prozent.

Nur jeder sechste Umfrageteilnehmer glaubt dagegen, der Anteil werde im Fall einer Angleichung der Leistungskataloge abnehmen. Die Mehrheit der Ärzte liege richtig, kommentiert Stefan Tilgner. Wenn in Zukunft mehr Leistungen als bisher auch Privatversicherten nicht mehr erstattet werden, komme es zwingend dazu, dass mehr Wunschleistungen nachgefragt werden.

"Hier müssen wir noch mehr tun, um die Ärzte über die Konsequenzen einheitlicher Leistungskataloge aufzuklären", betont der PVS-Geschäftsführer. Die Privatmedizin werde dadurch jedenfalls nicht abgeschafft.

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