Bei Rheumatoider Arthritis ist schnelles Behandeln angesagt

Veröffentlicht:

In den vergangenen Jahren kristallisiert sich immer mehr heraus: Möchte man bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) Folgeschäden verhindern oder zumindest reduzieren, ist schnelles Behandeln angesagt. Und zwar am besten innerhalb von zwölf Wochen nach Beschwerdebeginn. Denn, gerade in den ersten zwölf Monaten ist die Zerstörung besonders ausgeprägt.

Diagnose Händedruck: Das Zusammendrücken der Fingergrundgelenke ist bei RA sehr schmerzhaft.

Diagnose Händedruck: Das Zusammendrücken der Fingergrundgelenke ist bei RA sehr schmerzhaft.

© Foto: morphoto@www.fotolia.de

Die Erkrankung beginnt schleichend, mit unspezifischen Beschwerden wie allgemeines Krankheitsgefühl, Schwäche und unspezifische Muskel- und Gelenkbeschwerden. Diagnostisch hilfreicher sind daher Symptome wie

  • anamnestisch Morgensteifigkeit (Faustschluss auch nach 60 min nicht möglich),
  • Schmerzen beim Händedruck (Gaenslen-Zeichen). Dabei werden die Fingergrundgelenke zusammengedrückt, was bei RA sehr schmerzhaft ist.

Auch Sehnenscheidenentzündungen können ein frühes Symptom sein, sagen Professor Martin Aringer und Dr. Nicolai Leuchten von der Technischen Universität Dresden und Professor Klaus P. Machold von der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Wien. In ihrer zertifizierten Fortbildungseinheit "Früh handeln rettet kranke Gelenke" weisen sie zudem darauf hin, dass der Nachweis eines positiven Rheumafaktors oder von ACPA (anti-citrullinierte Peptide-Antikörper) bei nachweisbarer synovitischer Gelenkschwellung zwar spezifisch ist für eine beginnende RA, beide Parameter allerdings im Frühstadium oft negativ sind.

Spätestens bei einem radiologischen Nachweis von Erosionen oder Usuren ist die Indikation zum Therapiebeginn gegeben.

Spätestens bei einem radiologischen Nachweis von Erosionen oder Usuren ist die Indikation zum Therapiebeginn gegeben.

© Foto: Wyeth Pharma

Die Indikation zum Therapiebeginn bei einer frisch aufgetretenen RA sehen die Autoren entweder bei

  • einem hochtitrigen Rheumafaktor oder einem positiven ACPA-Test,
  • einem radiologischem Nachweis von Erosionen oder Usuren,
  • einer bleibenden klinischen Symptomatik über zwölf Wochen.

Je mehr Gelenke betroffen sind oder je früher es zu funktionellen Einschränkungen kommt, desto dringlicher ist der Therapiebeginn.

Um die Schmerzen zu kontrollieren, werden klassische NSAR und COX-2-Hemmer eingesetzt, zur Überbrückung Glukokortikoide und zur Therapie DMARDs sowie Biologicals. Zu den DMARDs zählen vor allem Methotrexat, Sulfasalazin und Leflunomid. Der Goldstandard ist Methotrexat. Biologicals sind TNF (Tumor-Nekrose-Faktors)-Blocker wie Infliximab, Etanercept oder Adalimumab, B-Zell-Blocker wie Rituximab oder Co-Stimulationsblocker wie Abatacept.

Als Standard-Basistherapie gilt derzeit die Kombination von Methotrexat und Glukokortikoiden. Neue Untersuchungsergebnisse sprechen für einen sehr frühen Einsatz von TNF-Blockern - dies wird derzeit in Studien weiter untersucht.

In ihrer Früharthritis-Leitlinie empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, dass die Patienten spätestens nach sechs Wochen einem Rheumatologen vorgestellt werden sollten. Früharthritis-Sprechstunden und Fragebögen, um die gefährdeten Patienten möglichst rasch zu identifizieren, etwa der "Rheumacheck" der Universität Düsseldorf, sind hierbei gute Ansätze. (otc)

Zu dem Modul "Früh handeln rettet kranke Gelenke" kommen Sie hier

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kompetenzerhalt

Vier-Säulen-Modell für die ärztliche Fortbildung

Bilanz

50. practica: Ein Fortbildungsformat feiert Jubiläum

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau