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Betriebsärzte wollen Corona-Impfung beschleunigen

Zahlreiche Unternehmen signalisierten in den vergangenen Tagen ihre Bereitschaft, Mitarbeiter von Betriebsärzten gegen SARS-CoV-2 zu lassen. Noch reicht der Impfstoff dafür aber nicht aus. Bisher gibt es nur Pilotprojekte.

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Impfen im Betrieb – etliche Unternehmen stehen bereits in den Startlöchern, um die Zahl der Corona-Impfungen zu beschleunigen.

Impfen im Betrieb – etliche Unternehmen stehen bereits in den Startlöchern, um die Zahl der Corona-Impfungen zu beschleunigen.

© zoranm / Getty Images / iStock (Symbolbild)

Hannover. Große Teile der deutschen Wirtschaft sind davon überzeugt, die Impfaktion gegen das Coronavirus beschleunigen zu können. Etliche große Unternehmen stehen nach eigenen Angaben in den Startlöchern, um ihre Mitarbeiter über die Betriebsärzte gegen Corona impfen zu lassen. Mehr als Pilotprojekte sind bisher allerdings nicht absehbar.

Allein beim Autozulieferer Continental könnten in Deutschland in den werksärztlichen Diensten täglich mehr als 1000 Mitarbeiter geimpft werden, wie der Dax-Konzern aus Hannover auf Anfrage mitteilte. „Unsere Betriebsärzte stehen bereit“, sagte Personalsprecherin Nicole Göttlicher der Deutschen Presse-Agentur.

Für einen schnelleren Fortschritt werden nach den regionalen Impfzentren inzwischen auch Arztpraxen mit Impfstoff beliefert. Auf die Forderung, auch Impfungen in Betrieben rasch voranzutreiben, hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zuletzt mehrmals auf den wenigen verfügbaren Impfstoff verwiesen. „Noch ist es zu knapp“, sagte er Ende März. Die Betriebsärzte sollten nach Hausärzten in die Impfaktion einsteigen.

Corona-Impftempo beschleunigen

In dieser Woche griff Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller die Forderung auf und schlug Beratungen zwischen Bund und Ländern vor. „Wir haben darüber zu sprechen, wie wir die Haus- und Betriebsärzte noch besser einbinden, um schneller zu werden.“ Spahn hatte mit Blick auf die Impfpriorisierung geäußert, er finde es schwierig, jüngere Mitarbeiter von Unternehmen zu impfen, solange die Älteren noch nicht geschützt seien.

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Dennoch wird in einigen Konzernen davon ausgegangen, dass es bald soweit sein könnte. „Wir möchten sofort beginnen zu impfen, sobald Werks- und Betriebsärzte in die Impfkampagne eingebunden werden“, sagt Markus Siebenmorgen vom Pharmakonzern Bayer in Leverkusen. Das Interesse der Mitarbeiter sei hoch, und das Unternehmen wolle die Impfungen auch gern auf Fremdfirmen an den jeweiligen Standorten sowie auf Familienangehörige ausweiten.

Corona-Impfstraßen für Mitarbeiter vorbereitet

Derartige Angebote aus der Wirtschaft mehren sich. So sind beim Versicherungskonzern Allianz nach Unternehmensgaben 27 Impfstraßen an den 15 größten Standorten vorbereitet. „Wir sind startklar, aber es fehlt noch an den Impfstoffen“, sagt ein Sprecher. Im Vorstand gebe es auch die Überlegung, den Familienangehörigen Impfungen anzubieten. Bei der Deutschen Telekom heißt es: „Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb von acht Wochen rund 80 Prozent unserer etwa 100.000 Mitarbeitenden in Deutschland impfen können.“

Auch der Energiekonzern RWE steht in den Startlöchern. „RWE könnte nächste Woche loslegen – wenn es Impfstoff für die Betriebe gibt“, sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz der „Rheinischen Post“ (Samstag). „Unsere 17 Betriebsärzte stehen bereit, sie könnten 80 bis 100 Mitarbeiter am Tag impfen. Dann wären wir in zwei Wochen mit der Belegschaft durch und würden anschließend anbieten, die Familien der Mitarbeiter zu impfen.“

Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp bekräftigt ebenfalls das Interesse, Mitarbeiter durch Betriebsärzte zu impfen. Man wolle aber „nicht in einen Wettbewerb eintreten, um seine Belegschaft schneller zu impfen als andere Menschen“. In den USA und Indien habe sich das Unternehmen aber bereits erfolgreich an Impfkampagnen beteiligt, sagt eine Sprecherin.

Wenige Unternehmen in Pilotprojekte eingebunden

Noch sind die Impfungen in Unternehmen allerdings auf Pilotvorhaben wie bei BASF oder Volkswagen beschränkt. Als Teil eines Modellprojektes in Rheinland-Pfalz startete der Chemiekonzern in Ludwigshafen vor wenigen Tagen mit rund 400 Impfungen, bei einer derzeitigen maximalen Tageskapazität von 600.

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Volkswagen hatte bereits am 30. März ein Modellprojekt in Sachsen gestartet und erste Mitarbeiter im Zwickauer Werk mit der AstraZeneca-Vakzine geimpft. Nach den Debatten um Sinusvenenthrombosen durch das Präparat setzte der Autobauer die Impfungen wieder aus und impft nun spritzt seit ein paar Tagen die Vakzine von BioNTech.

Zuletzt kündigte die bayerische Regierung an, Betriebsärzten bald bis zu 50.000 Impfdosen gegen das Coronavirus zur Verfügung stellen zu wollen. „Sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wollen wir möglichst noch im April mit den ersten Modellprojekten beginnen“, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Donnerstag. Ausgewählt würden zunächst kleine und mittelständische Unternehmen sowie kleinere Standorte von Großunternehmen in den Hochinzidenzregionen. (dpa)

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