Biochirurgische Therapie mit Maden beseitigt Nekrosen und Infektion

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Dekubitus im Bereich des Os sacrum bei einem bettlägerigen Patienten.

Dekubitus im Bereich des Os sacrum bei einem bettlägerigen Patienten.

© Foto: Assenheimer

In Deutschland werden etwa zwei bis drei Millionen Patienten wegen schlecht heilender, chronischer Wunden behandelt. Ulcera cruris, diabetische Fußsyndrome und Dekubitalulzera sind dabei die häufigsten Formen chronischer Wunden. Die Therapie ist meist langwierig und zeitaufwendig.

Wie bei chronischen Wunden behandelt wird und was dabei zu beachten ist, erläutert Privatdozentin Sigrid Karrer in ihrem CME-Beitrag "Chronische Wunden richtig versorgen". Die Hautärztin von der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Uni Regensburg gibt darin einen Überblick über das moderne Wundmanagement, für das mittlerweile eine breite Palette an Wundauflagen und Wundtherapeutika zur Verfügung steht.

Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie bei chronischen Wunden ist zunächst, die Ursache der Wundheilungsstörung zu diagnostizieren und diese wenn möglich zu beseitigen. Die lokale Wundbehandlung orientiert sich an den drei Phasen der Wundheilung: der exsudativen, proliferativen und Differenzierungsphase. Außerdem benötigen die Patienten eine gut wirksame Schmerztherapie.

Systemische Antibiose nur bei manifester Wundinfektion

Erster Schritt der lokalen Wundversorgung ist die Wundreinigung. Schmierig belegte oder infizierte Wunden müssen zunächst gereinigt und desinfiziert werden. Die Wundreinigung erfolgt mit physiologischer Kochsalz- oder Ringer-Lösung. Zur Wunddesinfektion geeignete Antiseptika sind Octenidin, Polyhexanid und Polyvinylpyrrolidon-Jod. Lokale Antibiotika sind aufgrund der schnellen Resistenzentwicklung und des nur schmalen Wirkungsspektrums in der Regel kontraindiziert. Eine systemische Antibiotikatherapie kommt nur bei Patienten mit manifester Wundinfektion in Betracht - und hier auch immer nur nach Anfertigung eines Antibiogramms, wie Karrer betont.

Zur Wundreinigung gehört auch, Nekrosen oder festhaftende Beläge zu entfernen. Dies kann zum Beispiel chirurgisch, mit enzymatisch-autolytisch wirkenden Salben oder auch biochirurgisch mit steril gezüchteten Fliegenmaden (Lucilia sericata) erfolgen. Die Maden entfernen ausschließlich nekrotisches Gewebe. Sie bilden ein Sekret, das Proteasen, antibiotische Peptide und Wachstumsfaktoren enthält. So wird auf rein biologischem Weg die Nekrose abgetragen, die Granulation gefördert und die Wundinfektion beseitigt.

Ulcus cruris im Bereich von Fuß und Unterschenkel. Ursache für die gestörte Wundheilung ist meist eine chronisch-venöse Insuffizienz.

Ulcus cruris im Bereich von Fuß und Unterschenkel. Ursache für die gestörte Wundheilung ist meist eine chronisch-venöse Insuffizienz.

© Foto: Klaro

Für das weitere Wundmanagement stehen verschiedene Wundauflagen und Wundtherapeutika zur Verfügung. Welches das für einen Patienten richtige Produkt ist, richtet sich nach Kriterien wie Wundheilungsstadium, Wundtiefe, Exsudatmenge oder Infektion. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wahl der Wundauflage ist eine Kontaktallergie. Denn diese findet sich bei etwa 80 Prozent der Patienten mit chronischen Wunden.

Standard beim Wundmanagement ist heutzutage die feuchte Wundbehandlung. Hierbei wird durch den Wundverband ein feuchtes Milieu geschaffen. Außerdem muss er durchlässig für Sauerstoff, Wasserdampf und Kohlendioxid sein, Schutz vor Schmutz, Druck, Reibung und Wärmeverlust bieten und das Wundexsudat aufnehmen. Auch soll er Schmerz- und Juckreiz vermindern, ein geringes allergenes Potenzial aufweisen und atraumatisch zu wechseln sein.

(mar)

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