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Boehringer: Rekordumsatz trotz Corona-Pandemie

Das Antidiabetikum Empagliflozin und das Fibrose-Medikament Nintedanib haben Boehringer Ingelheim 2020 auf der Überholspur gehalten.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Auch Boehringer forscht gegen COVID-19: Am Unternehmens-Stand der 3. Importmesse Anfang November 2020 in Shanghai.

Auch Boehringer forscht gegen COVID-19: Am Unternehmens-Stand der 3. Importmesse Anfang November 2020 in Shanghai.

© Tang Yanjun/China News Servicee/dpa

Ingelheim. Mit einem Produktumsatz von 19,57 Milliarden Euro (plus drei Prozent) hat Boehringer Ingelheim 2020 eine neue Rekordmarke erzielt. Trotz kräftig gestiegener Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die mit 3,7 Milliarden Euro (plus sieben Prozent) so hoch ausfielen wie noch in keinem Geschäftsjahr der Firmengeschichte, verbesserte sich das Betriebsergebnis überproportional um 21 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Neben gestiegener Produktnachfrage sowie höheren außerordentlichen Erträgen – unter anderem aus Aktienverkäufen sowie der Veräußerung des Buscopan®-Geschäftes in Brasilien –, trugen auch pandemiebedingt niedrigere Aufwendungen für den Pharma-Außendienst, für Reisen und Kongress-Sponsoring zu der besseren operativen Performance bei, wie Finanzvorstand Michael Schmelmer anlässlich der virtuellen Bekanntgabe der Geschäftszahlen am Mittwoch erläuterte.

Im Heimatmarkt Deutschland entwickelten sich die Verkäufe mit 2,3 Prozent Zuwachs (auf 1,8 Milliarden Euro) leicht unter Konzernniveau. Nach Steuern verdiente Boehringer mit rund 3,1 Milliarden Euro knapp 13 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Originalen kletterte um sechs Prozent auf 14,42 Milliarden Euro. Obgleich drei der fünf Boehringer-Blockbuster Einbußen unter anderem durch generische Konkurrenz erlitten, nahm der Gesamtumsatz dieser fünf Produkte gegenüber Vorjahr doch noch um eine halbe Milliarde auf 9,4 Milliarden Euro zu. Die beiden Zugpferde unter den Top-Produkten waren das Antidiabetikum Empagliflozin (Jardiance® mit 2,5 Mrd. Euro, +15 Prozent) und der Kinasehemmer Nintedanib gegen Lungenfibrose (Ofev® mit 2,1 Mrd. Euro, +38 Prozent). Zu unveränderten Wechselkursen wären die Zuwächse sogar noch höher ausgefallen.

„Keine schnellen Beiträge gegen COVID“

Das langjährige Hauptprodukt Spiriva® (Tiotropium gegen COPD) brachte mit 1,8 Milliarden Euro drei Prozent weniger als im Vorjahr, das Antidiabetikum Linagliptin (Trajenta® u.a.) drei Prozent weniger (1,5 Mrd. Euro) und der Gerinnungshemmer Pradaxa® (Dabigatran) 2,4 Prozent weniger (1,5 Mrd.). Die Veterinär-Sparte steuerte 4,1 Milliarden Euro (plus fünf Prozent) zum Gesamtumsatz bei, mit biotechnologischer Auftragsproduktion wurden vier Prozent mehr erlöst (837 Mio. Euro).

Nachdem Boehringer im Herbst mit der Nachricht für Aufsehen gesorgt hatte, an einem virusneutralisierenden Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu arbeiten, war das Interesse am Projektfortschritt zur Bilanz-PK groß. Konzernchef Hubertus von Baumbach gab sich allerdings zurückhaltend. „Von uns gibt es bedauerlicherweise keine schnellen Beiträge gegen COVID.“ Ausweislich der Datenbank ClinicalTrials.gov läuft momentan die Patientenrekrutierung für eine Phase-1/2-Studie. Wenn alles gut geht, so von Baumbach zu den weiteren Aussichten des in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung geführten Versuchs, sollten bis Jahresende genügend Daten vorliegen, um eine Notfallzulassung beantragen zu können.

An anderer Stelle hatte Boehringer hingegen schon einen Rückschlag einzustecken: Erst kürzlich wurde eine Phase-II-Studie mit einem – ursprünglich gegen Niereninsuffizienz gedachten – TRPC6-Inhibitor zur COVID-19-Behandlung abgebrochen.

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