Gesundheitsfragen

Bürger fragen erstmal Dr. Web

Nicht nur zu allgemeinen Gesundheitsthemen informiert sich die Mehrzahl der Bundesbürger erst einmal im Web. Eine Studie zeigt: Die meisten Patienten rüsten sich im Internet auch für den Arztbesuch - mit steigendem Trend.

Kerstin MitternachtVon Kerstin Mitternacht Veröffentlicht:
Krank? Dann erstmal ins Web.

Krank? Dann erstmal ins Web.

© somenski / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Das "Virtuelle Wartezimmer" wird immer beliebter. Bereits 74 Prozent der deutschen Bevölkerung nutzen das Internet bei Gesundheitsfragen.

Das ist das Ergebnis der aktuellen Gesundheitsstudie der Kommunikationsberatung MSL Germany, die auf einer repräsentativen Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut SKOPOS basiert. Dafür wurden im August rund 1000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt.

Doch welche Rolle spielen Ärzte bei der Gesundheitskommunikation im Netz? Zu allgemeinen Informationen eher eine untergeordnete: Hier werden Ärzte nur zu 41 Prozent und Apotheker zu 34 Prozent online konsultiert.

Bei konkreten Fragen gaben allerdings mehr als die Hälfte der Befragten - mit großem Abstand zu anderen Antworten - an, Ärzte und Apotheker zu befragen (mit jeweils 53 Prozent).

Vorsorgethemen sind gefragt

Schaut man sich konkrete Websites an, die im Internet zu Gesundheitsfragen aufgerufen werden, wird Wikipedia mit 55 Prozent am häufigsten genutzt, gefolgt von den Seiten der Krankenkassen (51 Prozent).

Mit 50 Prozent folgen allerdings schon die Online-Informationsangebote von Ärzten. Klassische Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Twitter befinden sich an letzter Stelle, mit gerade einmal 12 beziehungsweise 8 Prozent, so die Ergebnisse der Studie.

Die Gründe, warum Menschen im Internet nach Gesundheitsinformationen suchen, sind sehr unterschiedlich.

Zum einen informieren sich Nutzer in einem akuten Fall (61 Prozent), aber auch um den eigenen gesunden Lebensstil zu unterstützen (47 Prozent). Fast 50 Prozent informieren sich über Themen zur Vorsorge.

Großes Vertrauen in Arzt-Websites

Beim Thema Vertrauen im Netz stehen Ärzte aus Sicht der deutschen Webnutzer an erster Stelle, gefolgt von den Krankenkassen, Apothekern und Gesundheitsportalen.

Auch hier zeigt sich, dass Blogs und Social Media kaum Vertrauen genießen und an letzter Stelle genannt werden.

Das große Angebot an Gesundheitsinformationen im Internet hat auch Bedeutung für das Arzt-Patienten-Verhältnis: Laut der Studie genießen Ärzte zwar weiterhin das Vertrauen der Bürger, aber als Quelle für Informationen oder Rat - außerhalb des Webs - sind sie nicht mehr der erste Ansprechpartner.

So gab mehr als ein Drittel der Befragten an, sich im Netz über Gesundheitsfragen zu informieren, um mit dem Arzt auf Augenhöhe zu sein.

Immerhin 17 Prozent gaben an, dass sie den Arztbesuch vermeiden und sich Gesundheitsinformationen direkt aus dem Netz holen.

Bei leichten Erkrankungen, wie Erkältung, Durchfall, Warzen oder trockener Haut, steigt diese Zahl auf etwa 50 Prozent: Patienten holen sich hier nicht nur die Infos aus dem Netz, sondern besorgen sich anschließend auch die entsprechende Medikation.

Aber auch bei der Verständlichkeit liegt das Internet vorne: 31 Prozent der Befragten gaben an, dass Informationen im Internet verständlicher sind als im Gespräch mit dem Arzt.

Bewertungsportale besser als ihr Ruf

Ebenfalls Thema der Studie waren die Arztbewertungsportale. Hier zeigt sich, dass die Skepsis vieler Ärzte unbegründet zu sein scheint, da zum einen die Bewertungen zu 81 Prozent positiv sind und zurzeit laut Studie nur wenige Nutzer (8 Prozent) tatsächlich ihre Erfahrung beim Arzt online stellen.

Und was erwarten Internetnutzer vom Online-Angebot ihres Arztes? "Es scheint mittlerweile einen deutlichen Bedarf für ärztliche Leistungen online zu geben", sagt Marcel Niedecken von MSL Germany.

Vorne steht dabei der Wunsch, einen Arzttermin online zu vereinbaren (41 Prozent). 28 Prozent würden gerne ihren Arzt über das Internet konsultieren. Dabei geht es aber nicht um eine Online-Beratung, sondern um Serviceleistungen, wie zum Beispiel das Bestellen von Rezepten oder Überweisungen.

Als Beispiel für eine innovative Praxis wurde bei der Vorstellung der Studie in Frankfurt am Main die Chirurgisch-Orthopädische Gemeinschaftspraxis in Quickborn genannt.

Apps auf dem Vormarsch

"Die MSL-Gesundheitsstudie zeigt, dass von Ärzten mehr als nur Information verlangt wird. Die wenigsten Ärzte treten jenseits einer Informations-Website in den Dialog mit ihren Patienten - hier müssen sie deutlich zulegen", mahnt MSL-Chef Dr. Wigan Salazar.

Ein Trend, der sich laut der Gesundheitsstudie abzeichnet, sind mobile Apps: In Zukunft dürften mobile Apps an Bedeutung für die Gesundheitskommunikation gewinnen. Zurzeit nutzen etwa 18 Prozent der Befragten mobile Apps als Infoquelle für Gesundheitsthemen.

Aber gerade in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre setzt bereits ein Viertel regelmäßig auf mobile Apps als Infoquelle und zeigt sich diesen gegenüber sehr aufgeschlossen.

Auch dürfte sich das Verhalten aufgrund der dichter werdenden Smartphone-Abdeckung weiter ändern, so die Einschätzung von MSL Germany.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Beschäftigte arbeiten 2026 2,4 Arbeitstage mehr

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH

Übersicht

Eine Agenda für Seltene Erkrankungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?