Kontaktverfolgung

Chaos Computer Club fordert: „Keine Steuermittel mehr für Luca-App“

Erste Länder haben bereits Lizenzen für die Luca-App. Kritik kommt vom Chaos Computer Club: Für den Umgang mit hochsensiblen Gesundheitsdaten verbiete sich der ländersubventionierte Roll-Out ungeprüfter Software.

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Hoffnungsträger oder Sicherheitsrisiko? Die Luca-App steht in der Kritik.

Hoffnungsträger oder Sicherheitsrisiko? Die Luca-App steht in der Kritik.

© Lakomski / Eibner-Pressefoto / picture alliance

Berlin. Die europäische Hackervereinigung Chaos Computer Club (CCC) fordert, keine Steuermittel mehr für die Luca-App zur Corona-Kontaktnachverfolgung auszugeben. Club-Sprecher Linus Neumann verwies am Mittwoch auf eine „nicht abreißende Serie von Sicherheitsproblemen“ bei dem Luca-System.

Zuvor hatten Datenschutz-Aktivisten auf Schwachstellen bei den Luca-Schlüsselanhängern verwiesen, die für Menschen ohne Smartphone gedacht sind. „Wer den QR-Code (eines Schlüsselanhängers) scannt, kann nicht nur künftig unter Ihrem Namen einchecken, sondern auch einsehen, wo Sie bisher so waren“, kritisiert Neumann. Er verweist auf Recherchen, die im Netz unter dem Titel „Lucatrack“ veröffentlicht wurden. „Die Schwachstelle ist offensichtlich und unnötig. Sie zeugt von einem fundamentalen Unverständnis grundlegender Prinzipien der IT-Sicherheit.“

Der Entwickler der App, das Berliner Start-up neXenio, räumt ein, „dass Dritte, die unbefugt im Besitz des QR-Codes auf dem Schlüsselanhänger waren, die jeweilige Kontakthistorie abrufen konnten. Wir haben diese Möglichkeit sofort nach der erfolgten Meldung deaktiviert und bedanken uns für die Mitteilung. Es konnten zu keinem Zeitpunkt hinterlegte Kontaktdaten wie Adresse oder Telefonnummer abgerufen werden.“

Erste Länder haben bereits Lizenzen

Die Macher der Luca-App empfehlen, den persönlichen Schlüsselanhänger mit QR-Code nur zum Check-in in dafür vorgesehenen Betrieben zu verwenden und kein Foto des eigenen, individuellen Schlüsselanhängers im Internet zu veröffentlichen, um einen „böswilligen Missbrauch zu vermeiden“.

Die Luca-App, für die unter anderem Hip-Hop-Sänger Smudo von den „Fantastischen Vier“ wirbt, wird in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Saarland, Bayern, Sachsen-Anhalt und Hamburg aus Steuermitteln finanziert. Die eingesetzten Gelder summieren sich nach Recherchen des Portals Netzpolitik.org auf insgesamt 20 Millionen Euro. Dieses Geld wird für die Entwicklung der App, die Anbindung der Gesundheitsämter sowie den SMS-Service zur Validierung der Telefonnummern der Anwender verwendet.

CCC fordert „umgehendes Moratorium“

Der Chaos Computer Club fordert nun ein „umgehendes Moratorium“ beim Einsatz der Luca-App. Die Vergabepraktiken in den Bundesländern müssten durch den Bundesrechnungshof geprüft werden.

Niemand dürfe gezwungen werden, die App zu verwenden, um am öffentlichen Leben teilzunehmen. „Für den Umgang mit hochsensiblen Gesundheits- und Bewegungsdaten verbietet sich der ländersubventionierte Roll-Out ungeprüfter Software von selbst.“ (dpa)

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