Kommentar zur Krankenhausstudie

Corona-Krise: In der Klinik nichts Neues?

Studien, Studien, Studien – und immer an die ahnungslosen Klinikmanager denken! Ist das die neue Corona-Normalität für Berater?

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

Es mutet an, wie der Blick in die Glaskugel: Nichts Genaues weiß man nicht – aber das macht auch nichts! Hauptsache, die Ratschläge klingen gut, imposant und seriös.

Die Münchener Unternehmensberater von Roland Berger haben am Montag offiziell ihre „Krankenhausstudie 2020“ veröffentlicht – eine Befragung unter Managern aus Deutschlands 600 größten Kliniken. Im Kern geht es darum, wie corona-gebeutelte Krankenhäuser den Weg aus der Krise zurückfinden und dabei möglichst gestärkt am „Markt“ auftreten können.

Das Selbstvertrauen der Berater ist unerschütterlich, heißt es eingangs in der Studie: „Die Krankenhausstudie von Roland Berger zählt seit Jahren zu den am meisten beachteten Publikationen der Branche.“

Und die Ratschläge: Mehr Ambulantisierung, mehr Kostenflexibilität, mehr Kooperationen und last but not least mehr Digitalisierung. In der Klinik also nichts Neues?

Immerhin: Die corona-bedingten Versorgungsengpässe zum Beispiel mit persönlicher Schutzausrüstung oder anderen Medizinprodukten war vielleicht für die Klinikmanager eine neue Erfahrung. Dass sie auch diesbezüglich die Kosten im Blick behalten müssen, wenn sie jetzt eher regional und national beschaffen denn international, das dürfte für gestandene Kaufleute eine Binse sein. Dass „Kooperationen“ – der Euphemismus für Rationalisierung und Spezialisierung – Kliniken gerade im Verbund fit für die Zukunft machen können, ist nun auch keine neue Erkenntnis.

Dass die Ambulantisierung im stationären Sektor ein Zukunftstrend ist, bestätigte vor Monatsfrist bereits der aktuelle „Krankenhaus Rating Report“ des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen.

Immerhin konzedieren die Berater, dass das Thema Digitalisierung in Kliniken nicht neu ist, aber durch Corona einen Schub erfahren hat. Sie raten den Krankenhäusern, sie sollten die „Schließung der richtigen Digitalisierungslücken“ angehen. Viele Kliniken müssen in der Realität aber leider erst einmal dafür kämpfen, dass IT und Digitalisierung auf Vorstandsebene als seriös und erlösrelevant wahrgenommen wird, wie andere Befragungen zeigen.

Die Studie steht pars pro toto für einen offensichtlichen Trend: In der Krise fleißig „Studien“ produzieren, auch wenn sich der verborgene Schatz mit dem Dünnbrettbohrer leicht zugänglich machen lässt. Schöne neue Corona-Normalität!

Schreiben Sie dem Autor: matthias.wallenfels@springer.com

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