Dr. Rolf Thielmann

Der lange Weg bis in die Gemeinschaftspraxis

Von der Einzelpraxis zum MVZ, vom MVZ zur Gemeinschaftspraxis: Auf der Suche nach der optimalen Praxisform scheut Dr. Rolf Thielmann den Wandel nicht. Er ist einer der wenigen Ärzte, die ein MVZ mit Klinikbeteiligung in eine normale Gemeinschaftspraxis umgewandelt haben.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Künftig gleichberechtigte Partner in einer Gemeinschaftspraxis: Chirurg Dr. Rolf Thielmann (links) und Orthopäde Wolfgang Schiller.

Künftig gleichberechtigte Partner in einer Gemeinschaftspraxis: Chirurg Dr. Rolf Thielmann (links) und Orthopäde Wolfgang Schiller.

© Dirk Schnack

BAD SEGEBERG. Dr. Rolf Thielmann, in Bad Segeberg als Chirurg niedergelassen, gründete zum 1. Januar 2015 eine Gemeinschaftspraxis mit dem Orthopäden Wolfgang Schiller.

Zugleich änderte sich die Gesellschaftsform seiner Praxis: aus dem bislang als GmbH eingetragenen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) wurde eine Partnergesellschaft.

Damit ist eine mehrjährige Partnerschaft Thielmanns mit dem Klinikkonzern Helios, der zuvor 30 Prozent an dem gemeinsamen MVZ hielt, beendet.

Der Konzern zieht sich zurück und Thielmann freut sich nun auf eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem bislang im MVZ angestellten Orthopäden Schiller.

Feste Op-Tage für jeden

Beide Ärzte sind auch operativ tätig. Jeder Partner hat einen festen Operationstag im ambulanten OP-Zentrum direkt unter der Praxis.

Zu Thielmanns Spektrum in der Allgemein- und Unfallchirurgie gehören die Versorgung von Wund- und Knochenbrüchen sowie die operative und konservative Allgemeinchirurgie und die berufsgenossenschaftliche Heilbehandlung.

Zu Schillers Arbeitsschwerpunkten in der konservativen Orthopädie zählt die Schmerzbehandlung chronischer Rückenleiden durch die radiologisch gesteuerte Infiltration (PRT), im operativen Spektrum arthroskopische und offene Eingriffe am Schultergelenk, Hüft- und Kniegelenksendoprothetik, Revisionsendoprothetik mit Wechseloperationen von Knie- und Hüftendoprothesen und kleinere handchirurgische Eingriffe.

Den beiden Ärzten gehen in der Praxis vier Medizinische Fachangestellte (MFA) mit Qualifizierung zur Operationstechnischen Assistenz (OTA) zur Hand sowie drei Auszubildende.

Schiller ist außer in der Praxis auch noch als Konsiliararzt an zwei Krankenhäusern in Hamburg und Bad Oldesloe tätig. Vor seiner Zeit am MVZ in Bad Segeberg war der Orthopäde in einer Hamburger Klinik angestellt.

Als entscheidenden Vorteil der Niederlassung nennt Schiller das selbstbestimmte Arbeiten und den Wegfall von Diensten, die er aus seiner Klinikzeit gewohnt war.

Thielmann nennt das verbreiterte Spektrum, das Chirurg und Orthopäde gemeinsam anbieten können, den kollegialen Austausch und die Kostenteilung als Vorteile der Kooperation.

Bislang kommen die beiden Ärzte auf rund 2000 Scheine im Quartal. Hinzu kommen jährlich noch rund 550 ambulante Operationen und BG-Fälle.

Mit der Botschaft, dass die "Praxis am Landratspark", wie sie wegen ihrer Lage im Ort heißt, künftig keinen Klinik-Mitgesellschafter mehr hat, könnten sich diese Zahlen eventuell noch erhöhen.

Kollegen contra Klinik-MVZ

Thielmann räumt ein, dass der Einstieg des Klinikkonzerns seinerzeit nicht bei jedem ortsansässigen Kollegen gut aufgenommen wurde.

Zur Kooperation mit Helios kam es, nachdem Thielmann für seine Einzelpraxis einen Partner suchte, die damalige Damp-Gruppe (2012 von Helios akquiriert) einen Orthopädensitz in Bad Segeberg übernahm und ihm die Gründung eines gemeinsamen MVZ vorschlug.

Thielmann willigte ein, allerdings unter der Voraussetzung, dass er mit 70 Prozent das Sagen behielt und in seinen medizinischen Entscheidungen unabhängig blieb.

Das wurde so auch umgesetzt, begeistert zeigte sich dennoch nicht jeder niedergelassene und als Zuweiser relevanter Kollege von der Klinikbeteiligung.

Thielmann ist überzeugt, mit dem neuen Modell für die Zukunft besser aufgestellt zu sein. Für die Umwandlung vom MVZ in eine Partnergesellschaft gibt es aber noch einen weiteren Grund: Das MVZ war als GmbH bilanzpflichtig.

Bilanzen sind mit zusätzlichen Kosten verbunden, die für eine ganz normale Gemeinschaftspraxis nicht anfallen.

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